Ansichtssache

Schlagwörter

• Freundschaft
• Kulturen

Teaser

Haroon, der aus einer Migrantenfamilie stammt, und Jay, der aus einer alteingesessenen kanadischen Familie kommt, erleben, wie ein muslimischer Schüler als mutmaßlicher Terrorist an ihrer Schule festgenommen wird. Aufgrund ihrer unterschiedlichen sozialen Herkunft betrachten sie das Geschehene aus verschiedenen Perspektiven, die unvereinbar scheinen.

Beurteilungstext

Die Schüler erfahren nichts über die Hintergründe des geplanten Anschlags. Auch kannten sie den festgenommenen Schüler Azeem nur von Ansehen. Den Alltag bestimmen von nun an Gerüchte und haltlose Verdächtigungen, schnell bilden sich zwei Lager: die “Weißen” und die “Braunen”, die Menschen mit einer anderen Hautfarbe. Haroons Zwillingsschwester Zana bezieht mutig Stellung zu ihrer Herkunft und kleidet sich mit der traditionellen “Abaya”, die ihren Körper und ihr Gesicht bis auf die Augen verhüllt. Damit löst sie auch in ihrer Familie eine Diskussion über Religion aus. Die Situation eskaliert vollends, als Kevin, der Kapitän des Footballteams, mit seiner Mannschaft in einer Nacht- und Nebelaktion das Haus von Haroons Familie mit Eiern und faulem Obst bewirft und eine Scheibe einwirft. Jay ist auch mit dabei - doch er erkennt, dass Gewalt nur Gegengewalt erzeugt und macht einen Schritt auf Haroon zu. Damit setzen die beiden ein klares Zeichen, das zum Umdenken auffordert: Die Menschen sind unabhängig von ihrer Herkunft und Hautfarbe. Hass, Angst und Gewalt entsteht allein aus Unkenntnis der fremden Kultur.

Das Autorenduo Deborah Ellis und Eric Walters behandelt die vor allem seit den Anschlägen 2001 auf das World Trade Center in den USA immer wieder aktuellen Themen Terrorismus, Gewalt und Fremdenhass in ihrem Jugendbuch “Ansichtssache” etwas allzu sehr mit erhobenem moralischen Zeigefinger. Zu konstruiert wirken die beiden Erzählebenen der Geschehnisse aus der Sicht von Jay und Haroon, zu strukturiert die Gedanken, Vorurteile und Gefühle der jugendlichen Protagonisten über Fremdenhass und andere Kulturen, zu plakativ das Happy-End. Dem Leser bleibt kaum Platz für eigene Gedankengänge und Schlussfolgerungen. Hinzu kommt ein gewöhnungsbedürftiges Lektorat aus Österreich, der Leser stolpert über Wörter wie “Bewerb” statt “Wettbewerb” oder Sätze wie “Ich hatte ganz darauf vergessen” (S. 174). Auch fehlt ein Spannungsbogen - die Handlung “plätschert” vor sich hin und die Autoren verlieren sich teilweise in allzu viele Handlungsstränge und Gedankengänge.

Die Grundidee, die Annäherung zweier Jugendlicher mit unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft in einer von Angst vor Terrorismus behafteten Kulisse aus der jeweils ihren Perspektive in einem Jugendbuch darzustellen, ist nicht zu bemängeln. Leider fehlt es “Ansichtssache” an Spannung und der Möglichkeit des Lesers, eine eigene Meinung zu entwickeln.