Ansichtssache

Autor*in
Ellis, Deborah
ISBN
978-3-7026-5809-0
Übersetzer*in
Rapp, Brigitte
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
216
Verlag
Jungbrunnen
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2009
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Deborah Ellis und Eric Walters greifen ein Thema auf, das seit dem 11. September auch in Deutschland aktuell ist: Die Angst vor islamistischen Terroristen und die damit verbundenen Vorurteile gegenüber Ausländern, die wie Muslime aussehen.
Die Geschichte wird abwechselnd von Haroon und Jay, jeweils in der Ich-Form, erzählt.
Haroon ist ein schüchterner Junge aus einer afghanischen Migrantenfamilie. Jay ist weiß, Mitglied der Footballmannschaft und der Star der Schule.

Beurteilungstext

Deborah Ellis und Eric Walters greifen ein Thema auf, das seit dem 11. September auch in Deutschland aktuell ist: Die Angst vor islamistischen Terroristen und die damit verbundenen Vorurteile gegenüber Ausländern, die wie Muslime aussehen.
Die Geschichte wird abwechselnd von Haroon und Jay, jeweils in der Ich-Form, erzählt.
Haroon ist ein schüchterner Junge aus einer afghanischen Migrantenfamilie. Jay ist weiß, Mitglied der Footballmannschaft und der Star der Schule.

Aus den Berichten der Jungen erfährt der Leser, mit welchen Vorurteilen und Hassattacken ganz normale Schulkinder von ihrer Umwelt - auch von Institutionen wie der Polizei - plötzlich bedacht werden. Haroon wird von der Polizei eingeschüchtert und - nach der Verhaftung seines Mitschülers - als Mittäter bezichtigt, andere "braune" Schüler werden beschimpft, ihr Treffpunkt wird beschmiert und schließlich wird sogar Haroons Haus verwüstet.

Der Leser erfährt jedoch auch, dass Haroons Familie eine "ganz normale" Familie ist, in der nicht alles altmodisch-traditionell abläuft, sondern die ähnliche Ansichten und Werte vertritt wie viele Amerikaner. Die Familie tritt beispielsweise für die Gleichberechtigung von Frauen ein, und so kommt es für sie nicht in Frage, dass Haroons Schwester Zana sich verhüllt.

Jay hingegen bekommt von den Attacken gegen Minderheiten an seiner Schule anfangs nicht viel mit; ihm ist nur sehr bewusst, dass alle "Gruppen" sich völlig separat am Schulhof bewegen; also die Braunen, die Schwarzen, die Footballer, die Designerklamotten-Mädels, die verhüllten Mädchen... und dass nicht viel Kommunikation zwischen ihnen stattfindet. Gegen den Rassismus, der langsam an seinem Freund Kevin offensichtlich zu Tage tritt, setzt er sich am Schluss aktiv ein.

Sprachlich größtenteils flüssig und anschaulich, kann das Buch zu interkulturellem Lernen und Erziehung zu Toleranz und Verständnis beitragen. Dem Leser wird ins Bewusstsein gerufen, dass man vorsichtig sein soll in vorschnellem Urteilen. Vieles wird von anderen ganz anders erlebt, und da hilft es, sich öfter einmal in seine Mitmenschen hineinzuversetzen.

Bemerkenswert und vorbildlich ist Haroons Standhaftigkeit, seinen verhafteten Freund nicht zu ignorieren, sondern ihn - weil er an dessen Unschuld glaubt - moralisch und psychisch zu unterstützen, obwohl er selbst dadurch in Schwierigkeiten gerät.
Auch der landeskundlichen Weiterbildung kann das Buch dienen - die Zustände an amerikanischen bzw. kanadischen Highschools werden - so lässt zumindest die Herkunft der Autoren vermuten - realistisch geschildert.
Schade ist, dass der Roman nicht wirklich eine Lösung der Problematik bietet. Auch wirkt der Schluss, wo sich Jay offen auf Haroons Seite und somit gegen Kevin stellt, etwas konstruiert. Auch sind sowohl Jay als auch Haroon eher unauffällige Charaktere, die nicht unbedingt durch besondere Eigenschaften aus dem Rahmen fallen - interessanter wäre z. B. die Darstellung von Haroons Schwester oder des Innenleben und der Beweggründe des Rassisten Kevins gewesen. Allerdings ist auf diese Weise evtl. eine bessere Identifizierung mit den Hauptfiguren möglich, und Schüler können lernen, dass man auch als "unauffälliger" Mensch ohne "besondere" Eigenschaften Zeichen setzen kann.
Auf jeden Fall ertappt man sich beim Lesen öfter dabei, dass man vielleicht selbst auch einige Vorurteile gegenüber Menschen hat, die nichts dafür können, und dass man seine eigenen Positionen vielleicht teilweise überdenken sollte.
Für die Schule ist das Buch - wäre da nicht der hohe Preis - inhaltlich sehr gut geeignet; die ernsten Themen sind, gerade auch durch die detaillierte Beschreibung von Jays Footballeralltag, unterhaltsam aufbereitet und lassen das Buch nicht wie ein typisches "Problembuch" wirken, das man im Deutschunterricht lesen "muss". Die Thematiken können ab Jahrgangsstufe 7 oder 8 bis ca. 10 jeweils altersadäquat anhand des Romans behandelt werden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von CJB.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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