Wenn der Mond am Himmel steht, denk ich an dich

Autor*in
Ellis, Deborah
ISBN
978-3-570-17150-9
Übersetzer*in
Beleites, Edith
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
252
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die 15-jährige Farrin fühlt sich einsam in Teheran nach der Revolution. Aber dann
begegnet sie einem Mädchen, von dem sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben verstanden
fühlt.

Beurteilungstext

Teheran nach der Revolution 1979. Die 15jährige Farrin besucht eine Schule für Hochbegabte, ist dort aber Außenseiterin, weil ihre Eltern reich sind und damit den Revolutionsidealen nicht entsprechen. Sie verehren den Schah, was niemand wissen darf und feiern Partys hinter verschlossenen Türen. So ist Farrin einsam, muss sich unauffällig verhalten und lebt in ihrer eigenen Welt. Sie schreibt Geschichten, inspiriert von unerlaubten amerikanischen Fantasy-Serien, die ihr Vater ihr besorgt. Ihr Leben ändert sich, als Sadira in ihre Klasse kommt, mit der sie sich auf Anhieb versteht. Bei ihr kann sie so sein, wie sie wirklich ist. Während eines Besuchs in einem Dorf bei der Familie von Farrins Vater spüren die beiden, dass die Empfindungen füreinander mehr sind als bloße Freundschaft. Von da an beginnt ein vergebliches Versteckspiel, damit ihre Liebe unentdeckt bleibt. Nach einer Verwarnung und einer völligen Isolierung voneinander, beschließen sie zu fliehen. Leider kommt es nicht mehr dazu, beide werden verhaftet. Während die Eltern von Farrin das Land verlassen, aber doch noch dafür sorgen, dass ihre Tochter von ihrem afghanischen Chauffeur über die Grenze nach Pakistan kommt, wird Sadira zum Tode verurteilt.
Die Geschichte beruht leider auf einer wahren Begebenheit. Sie wurde der Autorin, die selbst Lesbierin ist, von einer jungen Frau erzählt, die aber anonym bleiben will. Der Roman beschreibt eindrucksvoll und differenziert die Situation im Iran, die beherrscht ist von Unterdrückung und Krieg. In der Schule überwachen Aufseherinnen, allen voran die Schülerin Pargol, das Verhalten der Mitschülerinnen. Besonders Farrin ist ihr Opfer, weil sie aus reichem Elternhaus kommt und von einem afghanischen Fahrer in repräsentativem Auto zur Schule gebracht und abgeholt wird. Dieser Fahrer führt bei ihrem Vater ein Sklavendasein, arbeitet ohne Bezahlung wie viele andere Arbeiter im Baugeschäft von Farrins Vater. Er stiehlt Lebensmittel für seine Landsleute und Farrin unterstützt ihn dabei.
Die Freundschaft zwischen Farrin und Sadira, aus der langsam Liebe entsteht, wird sehr einfühlsam beschrieben. Sadira kommt aus einfacheren Verhältnissen, aber Farrin fühlt sich in der Atmosphäre des Hauses wohl, weil hier, im Gegensatz zu ihrem westlich orientierten Elternhaus, ein traditioneller Lebensstil gepflegt wird. Dennoch: Sowohl Farrins Eltern als auch Sadiras Vater verabscheuen und verurteilen das „unsittliche“ Verhalten der beiden. Diese stehen zu ihrer Liebe, auch wenn sie getrennt sind: „Wenn der Mond am Himmels steht, denk ich an dich“, so auch der Titel des Buches. Sehr bedrückend sind die Szenen im Gefängnis, in denen Farrin zu einem Geständnis gezwungen wird, um ihr Leben zu retten, aber anschließend erfährt, dass sie in jedem Fall verurteilt worden wäre. Bewegend auch die Szene, als die Direktorin der Schule sie im Gefängnis besucht: „Ich stehe hundertprozentig hinter der Revolution. Aber die Revolution, die ich meine, tötet keine Kinder. Es tut mir furchtbar Leid, was hier passiert“. Im Gegensatz zu Sadira wird Farrin befreit, aber zu welchem Preis: Sie wird gezwungen, ausgerechnet jenen afghanischen Fahrer zu heiraten, dem sie früher geholfen hat und der sie außer Landes gebracht hat. Am Schluss des Buches findet sich ein kurzer Abriss der Geschichte des Irans.
Ein bewegendes, bedrückendes Buch, lebendig geschrieben und leicht zu lesen.
Die Autorin lebt in Toronto, verbrachte viele Monate in verschiedenen Flüchtlingslagern, wo sie eine viel beachtete Afghanistantrilogie schrieb.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von msc; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 29.11.2016

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