Wounded

Autor*in
Walters, Eric
ISBN
978-3-440-12622-6
Übersetzer*in
Zettner, Maria
Ori. Sprache
kanadisches Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
237
Verlag
Klee
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Marcus, seine Mutter und seine Schwester bangen um den Vater, der seit Wochen nichts von seinem Einsatz in Afghanistan hören lässt. Die Angst wird greifbar, als der Tod des Vaters seiner Freundin gemeldet wird; sein Vater kommt kurz danach heil nach Kanada. Jetzt aber beginnt der zweite Teil des Albtraums: das Trauma des Frontsoldaten. Der Vater ist angstbesetzt, gesteht sich das selbst nicht ein und wird aggressiv. Marcus muss sich das erste Mal gegen den Heldenvater wenden und gewinnt.

Beurteilungstext

Der Ich-Erzähler ist reifer, als er es sich selbst eingesteht. Dass der Autor dies bewusst einsetzt, wird an der herrlich hilflosen Art erkennbar, in der er mit den Avancen seiner Freundin umgeht, eben eigentlich nicht umgeht, sie aber das Heft in der Hand hält. Das ist aber nur pubertärer Nebenschauplatz.
Es geht um die Ängste der “Helden” von heute, den Vater, der in Afghanistan seinen mörderischen Dienst ableistet und die Abwehrmechanismen , die ihm dort das Leben retteten, die er aber Zuhause nicht ablegen kann. Die Familie hat eine traumatische Angst um den Vater, die kleine Schwester Marcus’ hat ihre 10. Geburtstagsfeier extra auf den Tag verlegt, an dem der Vater wieder Zuhause ist - und reagiert panisch, als sie ihn später auf einmal in Uniform sieht, weil sie befürchtet, er würde sie wieder verlassen. Marcus füllt eine Männerrolle in der Familie aus, die er eigentlich gar nicht als solche wahr nimmt, die der Vater aber nach der Rückkehr als Bedrohung eigener Art empfindet. Erst nach und nach wird dem Sohn bewusst, dass der Vater wirklich traumatisiert ist und sich selbst nicht mehr helfen kann. Professionelle Hilfe ist obligatorisch, die kann aber nicht greifen, solange der Patient den Sinn dieser Hilfe nicht einsieht.
Ein zweites Drama spielt sich im Nachbarhaus ab, dem der Freundin. Deren Vater ist einem Anschlag in Afghanistan zum Opfer gefallen - und die Familie lernt damit fertig zu werden. Die Tochter öffnet Marcus die Augen, als dessen Vater immer aggressiver und unkontrollierter wird. In einem Western-gleichen Count-Down erzwingt der 15-Jährige die Kapitulation des Vaters.
Zweierlei finde ich noch bemerkenswert: Der Einsatz der Kanadischen Armee in Afghanistan wird an keiner Stelle problematisiert, ist überhaupt kein Thema. Man könnte viel darüber schreiben, aber vielleicht geht es auch dabei nicht um die politische Entscheidung, sondern vielmehr um die Probleme , die die Zivilbevölkerung mit den Folgen eines solchen Einsatzes hat - dabei ist der Ort wirklich nebenrangig. Obwohl es sich hier also um einen Roman handelt, der keinerlei politische Aussage macht, handelt es sich um ein eminent politisches Thema: Welche Auswirkungen hat ein militärisches Engagement irgendwo in der Welt im eigenen Land? Ebenso politisch ist die Debatte zwischen Vater und Sohn um die Taliban, den eigentlichen Feind. Marcus geht anfangs vom klassischen, us-amerikanisch geprägten Feindvorurteil aus und muss erstaunt feststellen, dass der Vater den Gegner durchaus hoch einschätzt, ihn quasi aus höherer Warte betrachtet und beurteilt.
Das zweite ist der Handlungsort: ein Militärghetto, eingezäunt und (allerdings kaum wirkungsvoll) bewacht. Kann das Sinn einer Berufsarmee sein, sich ihr eigenes Ghetto mit einer eigenen Gesetzmäßigkeit zu schaffen? Dass es so etwas überhaupt gibt!
Problematisch erscheint mir allerdings die Sprache. Der Ich-Erzähler berichtet sehr differenziert von sich, seinen Ängsten, seiner Familie und seiner Freundin. Der Vater kann aber nur in Statements reden, urteilt immer sofort und der Sohn greift diese Schablonen ähnliche Sprache sofort auf. Diese wird über eine Unmenge an Anglizismen noch steifer, als sie es ohnehin ist: “Ich fürchte/ich schätze” ist eine unglaublich häufig verwendete Formel, die in der deutschen Umgangssprache (zum Glück noch) nicht üblich ist und umso fataler konstruiert wirkt.
Und völlig bescheuert ist das Cover:  grässlich, abstoßend, und das Bild hat absolut nichts mit dem Thema zu tun. Der Verlag hätte allen Grund, sich beim Autor dafür zu entschuldigen. cjh11.9

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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