Tom Tin und das Sträflingsschiff

Autor*in
Lawrence, Iain
ISBN
978-3-7725-2291-8
Übersetzer*in
Ernst, Alexandra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
260
Verlag
Freies Geistesleben
Gattung
Krimi
Ort
Stuttgart
Jahr
2006
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,50 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Vater des 14-jährigen Tom wird im Jahre 1825 ruiniert, Tom verschwindet von Zuhause und landet ganz unten im alten London. Er wird des Mordes beschuldigt, zu 7 Jahren Haft verurteilt und kommt auf ein berüchtigtes Sträflingsschiff auf der Themse. Unter den gefangenen Jungen herrscht das Gesetz des Dschungels. Tom gewinnt Freunde und Feinde, wird schließlich nach Australien deportiert und erkennt an Bord des Transporters im Kaptän seinen Vater.

Beurteilungstext

Der Autor (und die Übersetzerin) tun sich in der ersten Hälfte des Abenteuerromanes recht schwer: zuviele Anglismen (“Ist es das, was Sie wollen?” sagt ein 14-Jähriger), sprachliche Ungenauigkeiten (Man geht nicht auf, sondern I N eine Veranda, weil sie eben kein Balkon ist) erschweren die Lektüre unnötig und auch inhaltlich bleibt es nicht unproblematisch: Der Autor hat noch nie einen größeren Diamanten in der Hand gehabt (was ihm sicherlich keiner verübeln will), er kann sich nur leider auch nicht vorstellen, dass auch der größte Diamant nicht laut gegen etwas schlagen kann. Abgesehen davon, dass ein armer kleiner Junge, der einen riesigen Diamanten, den größten aller Zeiten, den er im Schlick der Themse findet, der über und über mit Schlick verschmiert ist, nicht in Sekundenschnelle als Diamanten erkennen kann. Überhaupt sind Alter der Helden (zwischen 6 und 14 Jahren) und deren Handeln, Denken und Sprache nicht in Einklang zu bringen. Hätte der Autor alle Jungen 5 Jahre älter gemacht, wäre die Handlung glaubwürdiger geworden.
Andererseits liegt die Stärke des Romans gerade in der Beschreibung des realen Hintergrunds. Tatsächlich waren die jüngsten Inhaftierten auf den Sträflingsschiffen eben über 6 Jahre alt und einige von denen wurden ebenso tatsächlich nach Australien deportiert. Die Rivalitätskämpfe unter diesen Jungen, verroht aufgewachsen und in der Gefangenschaft allein gelassen, mögen wirklich dermaßen grausig gewesen sein. Gut beobachtet ist das Verhalten der Jungs in jedem Fall, in abgeschwächter Form mag es das immer noch in einigen Internaten geben, aus der Literatur ist dergleichen jedenfalls bekannt.
Wie beklagenswert Justiz und Strafvollzug des frühen 19. Jahrhunderts waren, ist seit Dickens Allgemeingut. Dass sich dem immer neue Facetten hinzufügen lassen, bleibt unbestritten; wie hilflos ein Staat sich fühlen musste, Kinder auf einem abgetakelten Schiff zu bunkern, ist kaum noch nachzuvollziehen.
Dieses zur Sprache zu bringen ist das unzweifelhafte Verdienst des Autors; für die Mängel des ersten Teils hätte ein verantwortungsvoller Lektor Hilfe leisten können.
Dennoch verdamme ich dieses Buch nicht: Aufklärung über Geschichte tut Not, spannende Geschichten dazu leisten für Jugendliche mehr als mancher Geschichtsunterricht, und was der 6-jährige Freund Toms dem alles über die Seefahrt zu erzählen weiß, ist allemal lesenswert. Wenn ich auch nie glauben kann, dass ein 6-Jähriger so kenntnisreich erzählt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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