Strandpiraten

Autor*in
Lawrence, Iain
ISBN
978-3-551-35213-2
Übersetzer*in
Malich, Anja
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
222
Verlag
Carlsen
Gattung
Krimi
Ort
Hamburg
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
6,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 14-jährige John überlebt 1799 einen Schiffsuntergang vor der englischen Kanalküste und findet Schutz beim örtlichen Strandvogt Mawgan und dessen Nichte Mary. Nach und nach bekommt John Einblick in das dörfliche System aus falschen Leuchtfeuern und der Abhängigkeit der Bevölkerung von der Fracht der Schiffe. John übersteht viele Gefahren und kann nach London zurückkehren.

Beurteilungstext

Die Bewohner der Bucht, in der Johns Schiff havariert, setzen falsche Leuchtfeuer, um Schiffe bei stürmischem Wetter in den Untergang zu locken. Überlebende Seeleute werden ermordet, damit die Dorfbewohner das Schiff legal für sich beanspruchen können und um Zeugen aus dem Weg zu räumen. Auch John überlebt nur mit Glück den Mordversuch des Anführers der Strandpiraten. All diese Grausamkeiten erwarten die Leser schon auf den ersten dreißig Seiten der Erzählung. Dies macht deutlich, dass es sich hier um keine harmlose Räubergeschichte handelt, sondern um ein Buch, das keine Scheu vor Brutalitäten zeigt. Allerdings scheint es mir sachkundig recherchiert zu sein und macht sehr schön die sozialen Unterschiede, die teilweise absolute Armut der Menschen und das andere Verhältnis zu Leben und Gesundheit der Mitmenschen vor Augen, die die Gesellschaft damals prägten. Die teilweise sehr gewalttätigen Szenen werden nicht reißerisch eingesetzt. John ist zunächst völlig auf sich allein gestellt. Zwar hat ihn der Strandvogt Mawgan vor der meuchelnden Bande der Strandpiraten gerettet, doch John hat Zweifel, ob er ihm trauen kann. Schließlich ist auch sein Haus angefüllt mit Gütern gesunkener Schiffe. Mit Hilfe von Mawgans Nichte Mary lernt John die Verhältnisse im Dorf näher kennen. Er erfährt von den Anfängen der falschen Leuchtfeuer und dass Mawgans eigene Familie unbeabsichtigt beim Untergang eines so in die Irre geführten Schiffes ertrunken ist. Mary erzählt ihm auch vom Aberglauben der Menschen. Auf diese Weise werden die Strandpiraten und ihr sozialer Hintergrund auch für die Leser lebendig. John findet heraus, dass auch sein Vater den Schiffsuntergang überlebt hat und gefangen gehalten wird. Ein Einzelgänger unter den Strandpiraten ist davon überzeugt, dass seine Geisel ihn zu versteckten Goldbarren führen wird, die alle Dorfbewohner in dem Schiff vermuten. John und Mary finden Johns Vater, der unter ständiger Ertrinkungsgefahr in einem Abwasserrohr angekettet ist, schaffen es jedoch zunächst nicht, ihn zu befreien. Zunehmend verliert John das Bild von seinem Vater als starkem und ehrenwertem Mann und glaubt auch an die Schmuggelgeschichten. Zudem hat er wahnsinnige Angst, wieder ins Dorf und den Kanal zurückzukehren, da ja auch er selbst auf der Liste der Todeskandidaten der Strandpiraten steht. Er überwindet sich. In einem actionreichen Showdown werden der Vater befreit, alle Drahtzieher der falschen Leuchtfeuer getötet, ein Schiff vor dem fast sicheren Untergang bewahrt und die Strandpiraterie dieses Dorfes beendet. Johns Vater kann sich vor seinem Sohn von dem Verdacht befreien, durch illegale Geschäfte Menschenleben aufs Spiel gesetzt zu haben. John und sein Vater kehren gereift und mit einem neuen Verhältnis zueinander nach London zurück.
Das Buch enthält noch ein Nachwort und eine Danksagung, in denen historische Fakten und die Entstehungsgeschichte der Erzählung zusammengefasst sind.
Iain Lawrence´ Erzählung ist außerordentlich spannend. Die Leser können eintauchen in eine sehr realitätsnah erzählte fremde und gefährliche Welt. Geschmack daran finden werden wohl vor allem Jungen, die traditionell ein lockereres Verhältnis zu Gewalt haben als Mädchen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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