Nuri und der Geschichtenteppich
- Autor*in
- Karimé, Andrea
- ISBN
- 978-3-85452-889-0
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- von Bodecker-Büttner, Annette
- Seitenanzahl
- 64
- Verlag
- Picus
- Gattung
- –
- Ort
- Wien
- Jahr
- 2016
- Lesealter
- 6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Nuri flieht mit ihren Eltern aus dem Irak und kommt nach Deutschland, wo sie sich ganz und gar nicht wohl fühlt. In Briefen an ihre Tante, die eines Tages einfach verschwunden war, erzählt sie ihre Erlebnisse. Parallel dazu schreibt sie eine selbst ausgedachte Geschichte, mit der es ihr gelingt, andere Kinder zu verzaubern, so dass sie von ihnen nicht mehr gemobbt wird.
Beurteilungstext
Nuri flieht Hals über Kopf mit ihrer Familie aus dem Irak nach Deutschland, wo sie sich nicht zu Recht findet. Hier ist es kalt, das Essen schmeckt scheußlich und in der Schule wird sie als „Stinkeprinzessin“ gemobbt und getreten. Voller Sehnsucht erinnert sie sich an ihre Tante und deren besonderen Teppich, von dem die Tante jeden Abend für Nuri und ihre kleine Schwester Geschichten „bekam“. In ihren Briefen an die Tante schreibt Nuri ihren Kummer auf und weiht diese als einzige darin ein, wie sie in ihrer Klasse unter den Mitschülern leiden muss. Stumm erträgt sie alles und selbst die Eltern ahnen nicht, dass Nuri längst fließend Deutsch spricht und die Probleme an anderer Stelle liegen. Das Geschenk von ihrem Vater, ein wunderschöner blau-grün-goldener Teppich leitet eine Wende ein. Nuris neuer Geschichtenteppich ermöglicht dem Mädchen den Zugang zu ihrer Phantasie, mit der es ihr bald gelingt, andere Kinder in ihren Bann zu ziehen, so dass diese sich in der Schule für sie einsetzen.
„Nuri und der Geschichtenteppich“ ist bereits 2006 erschienen und wurde nun aufgrund der aktuellen Nachfrage zu Kinderliteratur mit dem Thema Flucht und Migration neu aufgelegt.
Das Besondere von diesem Buch liegt in der Einbettung von Nuris ausgedachter Geschichte über die Schwarzzahnmoster in ihre erlebte Welt. Beide Erzählungen wechseln sich ab und sind durch unterschiedliche Schrift voneinander abgegrenzt. Nuris Schatz ist ihre Phantasie und ihr offensichtliches Sprachtalent. Über die Schwarzzahnmonstergeschichte verarbeitet das Mädchen die gefühlte Herzlosigkeit ihrer Mitschüler, die sich ebenso wie in Nuris realem Leben bei einigen wenigen wandelt. In den Briefen an die Tante erfährt der Leser ausgewählte Hintergründe von Nuris Flucht, wie den Tod ihrer kleinen Schwester im Krieg, die Hungersnöte dort und die ständige Angst vor Bomben und Angriffen. Auch die Folgen einer derartigen Traumatisierung kommen zur Sprache, da Nuri zunächst verstummt und in der Schule nicht redet und ebenso wie ihre Mutter bei lauten Geräuschen erschrickt, obwohl sie weiß, dass sie in Deutschland in Sicherheit ist. All das klingt am Rande an und zerstört nicht die ausgesprochen schöne, berührende Erzählung. Diese ist mit bunten Illustrationen, die mitunter die ganze Doppelseite einnehmen, keinesfalls bedrückend dargestellt. Wiederholt enthalten sie orientalische Muster und spiegeln so Nuris Verbundenheit mit ihrer Heimat und Kultur wider. Das Ende des Buches kommt leider ein wenig überstürzt, bietet aber einen Anknüpfungspunkt für eine weitere Geschichte mit Nuri in Deutschland.