Sterne im Kopf und ein unglaublicher Plan
- Autor*in
- Karimé, Andrea
- ISBN
- 978-3-7795-0622-5
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 128
- Verlag
- Peter Hammer Verlag
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Wuppertal
- Jahr
- –
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Klassenlektüre
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Teaser
Eine Geschichte von der Kraft der Bücher in der Adoleszenz.
Beurteilungstext
Andrea Karimé – die Meisterin des bilingualen Sprachspiels hat ein neues Buch herausgegeben. Diesmal erwartet die Leserin aber nicht nur ein neuer Einblick in die Poetik der Bilingualität – auf die ich noch zu sprechen komme. Karimé überrascht nämlich in der Erzählung für Jugendliche ab 10-12 mit einer intertextuellen Verbindung, die zur Reminiszenz für Selbstfindung in der Sprache wird.
Lama – die Protagonistin – fühlt sich allein gelassen. Ihre Mutter muss sich selbst finden, der Vater gibt keine Antworten. Umso merkwürdiger, dass ihr ein Zusammenstoß mit dem Nachbarjungen ein Buch vor die Füße wirft, auf dessen Umschlag sie sich selbst wieder erkennt. Es ist Irmgard Keuns „Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“. Dieses Wiedererkennen von sich in der Literatur ermöglicht es Lama, sich selbst zu be-greifen, sich zu sehen, zu erfinden und in der Adoleszenz zurecht zu finden. Dieses Wiederfinden von sich selbst in der Literatur wird im weiteren Verlauf durch einen reflexiven und identitätsbildenden Umgang mit Sprache gesteigert. Zum einen, indem sich Lama vom phonetischen Gebrauch des Deutschen abgrenzt, der ihren Namen zu einer Spottfalle macht, aber auch, in dem sie sich des Phonetischen als Wiederkennungsfaktor bedient. In Marokko, wohin ihre Mutter kurzzeitig entschwunden ist, wird die neue Sprache zu einem Teil von Lama, indem diese die Sprache an ihr Bekanntes anschließt.
„Ich verstehe hier nichts. Dieses Arabisch! Wenn Tante Lama im Bus telefoniert, dann klingt das so: Eisuppikas, Warakklofi, Beschitilfaruk Schubäddik oder Andikelhack. Aber Bali kann alles übersetzen: Der meint nämlich, dass Andikelhak ‚Andi killt Hack‘ heißt oder Warakklofi ‚Wer sitzt auf dem Klo?‘ und Schubäddik ‚Schuhbettdecke!‘ Mein Gesicht ist auf Dauergrinsen eingestellt.“ (120f.)
Sprache und Literatur werden so als mündlicher und als schriftlicher Ausdruck zum Rückzugsraum für Lama. Damit bestärkt Karimé ein weiteres Mal jene Kinder und Jugendlichen, für die zwei oder mehrere Sprachen zum Alltag gehören. Stellvertretend für sie ist die Mehrsprachigkeit für Lama ein Schatz, den sie nutzt und erweitert, um sie selbst zu sein und zu werden.
Astrid Henning-Mohr