Mein Sommer mit Mucks

Autor*in
Höfler, Stefanie
ISBN
978-3-407-82063-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Walther, Franziska
Seitenanzahl
140
Verlag
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Weinheim
Jahr
2015
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

An einem schönen Sommertag lernt Zonja Mucks kennen. Nachdem sie ihm im Schwimmbad das Leben rettet, beginnen die beide Scrabble zu spielen, was sie den ganzen Sommer über tun werden. Es entwickelt sich eine zarte Freundschaft zwischen den beiden Einzelgängern. Die beiden sind voller Fragen an die Welt, die sie sich gegenseitig beantworten. Ein Rätsel aber bleibt: Warum hat Mucks immer Pfefferspray bei sich und warum kann er nicht schwimmen...

Beurteilungstext

"Mein Sommer mit Mucks" ist eine Geschichte über eine besondere Freundschaft zwischen zwei jungen Teenagern. Zonja und Mucks haben gegensätzliche Familienverhältnisse, vereinen tut sie ihre Freude am Scrabble spielen und dem Sammeln und Beantworten von Fragen. Einen Sommer teilen die beiden miteinander, in dem eine tiefe Verbindung zwischen den beiden entsteht.

Zonja rettet Mucks im Schwimmbad an einem schönen Sommertag. Was Zonja später erfährt, ist, dass Mucks nicht schwimmen kann, warum er das nicht kann, erfährt sie zunächst nicht. Fortan treffen sich die beiden jeden Tag im Schwimmbad. Sie spielen Scrabble und philosophieren über unterschiedliche Fragen und Antworten. Zonja versucht, Mucks Schwimmen beizubringen, kleine Erfolge lassen nicht lange auf sich warten. Die beiden haben schnell ein tiefes Vertrauen zueinander und tauschen sich über ihre unterschiedlichen Familienverhältnisse aus. Zonja wohnt mit ihren Eltern zusammen in einem Haus, sie ist behütet und gerne dort. Mucks wohnt in einer Gegend, die Zonja nicht alleine betreten soll - im Plattenbau mit seiner Mutter und seiner Oma. Sein Vater wohnt nicht bei ihnen, vor seinem Vater hat Mucks Angst. Warum genau er Angst hat, darüber spricht er nicht gerne. Als Zonja ihn eines Tages provoziert, um ihm eine Antwort zu entlocken, läuft er in seiner Badehose ohne seine Sachen mitzunehmen unglücklich fort. Die Auseinandersetzung können Zonja und er zeitnah klären. Sie folgt ihm und sieht das erste Mal sein Zuhause. Es erscheint ihr gruselig, Leben aus Kartons und niemand ist zuhause (zumindest scheint es so). Mucks vertraut sich ihr an, sie ziehen immer wieder um, sodass sein Vater ihm nicht mehr begegnen muss. Die nächsten Tage verlaufen unbeschwert. Bis Zonja eines Tages blaue Flecke an Mucks Körper entdeckt. Als sie zuhause ist, versucht sie ihn anzurufen. Das Gespräch wird abrupt beendet. Zonja und ihre Mutter fahren zu Mucks nach Hause, um nach ihm zu sehen. Dort treffen sie auf Mucks und seine Mutter, aber auch auf seinen Vater. Er hat sie also wieder einmal gefunden. Mucks verlässt daraufhin in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Stadt. Zonja bleibt zurück. Zu ihrem Geburtstag erhält sie allerdings ein Paket von Mucks, ohne Absender.


Ein Jugendbuch, das verschiedene Themenbereiche anspricht: Freundschaft, Identität und häusliche Gewalt. Das Buch handelt von wichtigen Themen im Alter von Jugendlichen. Es wird deutlich, dass zwei Kinder, deren Lebensverhältnisse unterschiedlicher nicht sein könnten, ähnliche Interessen haben. Und doch entwickelt sich die Identität der Kinder in Abhängigkeit zu ihren Familienverhältnissen. Besonders interessant ist die Parallele zwischen Zonja und ihrer Mutter. Zonja trifft auf Mucks, einen Jungen, der häuslicher Gewalt ausgesetzt ist. Zonjas Mutter hatte als sie Jugendliche war, eine ähnlich tiefe Freundschaft zu Fritzi, einem Jungen aus ihrer Umgebung, der ebenfalls Opfer von häuslicher Gewalt war. Fritzi starb als Kind an den Folgen schwerer Misshandlung. Kinder kommen häufig in die Situation, ähnliche Lebenswege oder Lebensthemen zu haben, wie ihre Eltern. Dieser Aspekt bietet Anknüpfungspunkte für das Nachdenken über die eigene Persönlichkeit.
Gerade auf Grund der emotionalen Verwobenheit von Zonjas Mutter scheint ihr Verhalten in der Situation des Gewaltausbruches von Mucks und seinem Vater leider wenig nachvollziehbar. Trotz der schlimmen Beobachtung, die Zonja und ihre Mutter machen, ruft Zonjas Mutter nicht die Polizei. Mucks und seine Mutter lehnen das ab. Das Verhalten von Mucks und seiner Mutter ist verständlich und realistisch gezeichnet, so ist in der Realität beim Weiterleben nach Misshandlungen das Abschließen der Qual durch eine Anzeige ein großes Problem - ein Weg, der häufig abgelehnt wird. Als Zeugin hat Zonjas Mutter die Möglichkeit, dennoch die Polizei zu rufen, die sich (auch gegen den Willen der Mutter) Mucks annehmen müsste, der deutliche Anzeichen von Misshandlungen aufweist. In Hinblick auf das kindliche Trauma von Zonjas Mutter, den Verlust ihres Freundes Fritzi, auf Grund von Misshandlung durch seine Eltern, ist ihr Verhalten nicht nachvollziehbar und scheint sogar unrealistisch.

Stefanie Höfler schreibt behutsam und doch klar über das Thema häusliche Gewalt und die Auswirkungen. Auch traut sie sich, die Geschichte ohne Happy End ausgehen zu lassen.

Lisa Martje Koch

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von lko; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 14.02.2016

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