Waldtage!

Autor*in
Höfler, Stefanie
ISBN
978-3-407-75810-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Weikert, Claudia
Seitenanzahl
33
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Weinheim
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Projektwoche im Kindergarten. Es geht den ganzen Tag in den Wald. Die Kinder freuen sich auf Abenteuer und wild lebende Tiere. Mit Proviant und Matschhosen wollen sie die grüne Natur mit allen Sinnen genießen. Für manches Kind ist das völlig neu, nicht alle sind begeistert. Was sie finden sind: unterschiedlichste Spuren, neue Erfahrungen und damit neue Wörter, Ideen für eine Ausstellung sowie eine kleine List.

Beurteilungstext

Stefanie Höfler trifft mit ihren Texten ganz wunderbar Ton und Sprechweise in möglichen Unterhaltungen von Kindern, die solche Projekttage vor sich haben. Sie lässt ein Kind erzählen. Es berichtet sehr überzeugend.
Etwas Neues kommt auf sie zu. Manches Kind fürchtet sich davor, andere sind bis in die letzte Faser aufgeregt und können gar nicht schnell genug aufbrechen. Da gibt es vorausschauende, alleswissende, beschwichtigende Einwände und herrlich witzige Kommentare auch von denen, die selbst nie im Wald gewesen sind. Die Unterhaltung ist in direkter Rede geschrieben und sie wirkt wie wörtlich mitgeschrieben. Da gibt auch schon mal jemand ungeprüft Weisheiten von sich, um anzugeben oder um keine Blöße zu zeigen.
Aber alle Beteiligten sind sich wohlgesonnen und überzeugen auch das ängstliche Kind. Selbst die Bedenken der Eltern fließen stimmig mit ein. Diese sehen die Sache eher mit Bedenken, auch wenn es nur um die viel zu klein gewordene Matschhose und die Kinderstiefel geht.
In den Zeichnungen von Claudia Weikert ist das auch alles wiederzufinden. Kinder suchen sofort, wer ist es denn wohl? Wer hat „Angst vor Abenteuern“. Oder: Wer ist der ein wenig Großspurige, von dem wahrscheinlich jedes Kind immer schon weiß, dass er eigentlich keine Ahnung hat. Er sagt es ihnen sogar dazu.
Die unterschiedlichen Kinder haben selbstverständlich alle ihren Platz in der Gruppe und nehmen die Anregungen von „Frau Ach“ und „Frau Oha“ begeistert an. Die Eine „… ist nur Erzieherin geworden, weil sie so gern mit uns hüpft“, glaubt die Erzählerin und die Andere, weil sie sofort die Problematik in einer Sache erkennt?
Die Kinder sammeln Waldwörter, kreieren ganz eigene Grün-Wörter. Kanarienvogelgrün wird einhellig abgelehnt „…sind ja wohl gelb, du Dussel!“. Was Frau Oha mit „Oha!“ kommentiert. Ferdinand findet, dass eins der gefundenen Wörter „waldgrün“ sogar genauso riecht.
Die Spinne ist das erste Tier im Wald. So ein Schrecken! Etwas später glaubt ein Kind, ganz vielleicht eine Maus vorüberhuschen gesehen zu haben.
Der längere Aufenthalt im Wald zeigt, dass die Kinder täglich ein wenig mutiger werden und auch die Sinne wacher. Dazu verhilft ein selbstgebauter Spielplatz mit Waldinstrumenten, das tägliche Picknick – bei dem Önders Schokokuchen jeden Tag größer zu werden scheint -, Blaubeeren, die in den Taschen versteckt werden müssen und das Deuten der Kotspuren unterschiedlichster Tiere.
Allein, der direkte Kontakt mit den Tieren bleibt aus. In den Zeichnungen allerdings sind einige zu entdecken. Vögel sind manchmal zu hören, aber andere Tiere nur zu erahnen. Was auch gut ist, erklären die Kinder, weil „wir Menschen uns zu breit machen“. Auch deswegen haben Tiere immer weniger zu essen. Das haben sie von Eltern gehört.
„Oha“, denken die Kinder die zuhören nun, denn die Kinder im Buch haben die Blaubeeren weggegessen.
Das beunruhigt nun tatsächlich auch die Gruppe. Daher ist die Spur des Kuchens im Wald, die bis zum Gelände des Kindergartens führt, nur gerecht und auch ein kleines Wieder-Gut-Machen. Wer weiß was passiert? „Önder ist sich absolut sicher,…“.
Text und Zeichnungen klingen zusammen wie die Kinderstimmen, die fast zu hören sind. Der Text ist mitten in die Zeichnungen gesetzt. Jedes Gesicht erhält seinen eigenen Ausdruck, der bis in die Körperspannung in jeder einzelnen Situation stimmig ist. Jedes Kind ist bei sich, wenn es etwas tut. Kein Wunder, wenn es die von der Zeichnerin versteckten Tiere gar nicht entdecken kann. Das farbige unterschiedliche Grün findet sich in den Waldszenen wieder. Klar, dass es dafür unterschiedliche Namen geben muss.
Als an einem Morgen offenbar Wildschweine „unseren Waldplatz“ zerstört haben, ist das an der nun unheimlichen Farbigkeit der Kinder sofort zu erkennen. Doch schon auf derselben Seite geht es unten gewohnt lebendig und in hellen Farben weiter, denn nun heißt es, diese Spuren zu lesen. Sie werden u.a. im „Kaka-Museum“ münden. Die Losungen zeigen natürlich auch unterschiedliche Formen und Farbigkeiten. Ob da der Schokokuchen der Grund war? „Wir wussten natürlich ganz genau warum, aber wir haben kein Wort gesagt.“
An keiner Stelle wird es langweilig, weder bei den Akteuren, noch beim Lesen des Buchs. Alle werden ernst genommen: Kinder mit ihrer eigenen Logik, die rotierenden Eltern, und - in altersgerecht angemessener Weise - auch die Tiere und Pflanzen. Dazu gehören auch die Erzieherinnen, die in ihrer Typisierung so sympathisch dargestellt sind, dass man das Vertrauen, das Eltern und Kinder in sie setzen, unmittelbar versteht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von stoni; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 02.11.2020

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