Waldtage!

Autor*in
Höfler, Stefanie
ISBN
978-3-407-75810-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Weikert, Claudia
Seitenanzahl
34
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Weinheim
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Wie riecht es im Wald? Sind die Waldtiere alle ausgestorben? Oder ist es im Wald nicht total langweilig? Wohnen dort auch Einhörner und Meerschweinchen? Das und mehr findet in Stefanie Höflers neuem Buch eine Schar Kindergartenkinder während der Waldwoche heraus.

Beurteilungstext

Waldwoche! Diese Ankündigung löst gemischte Gefühle unter den Kindern der Igel-Gruppe des Kindergartens aus. Während Una Angst hat, findet Önder den Wald nämlich langweilig (obwohl er noch nie dort war). In der Waldwoche selbst sehen die Kinder dann zwar keine großen Tiere, aber sie finden allerhand von diesen: Spuren wie Abdrücke und unterschiedliche Formen von Kot, die die Kinder in einem „Kaka-Museum“ arrangieren, damit auch andere Leute die Hinterlassenschaften der Tiere bewundern und vergleichen können. Kuchen wird heimlich als Entschädigung für die den Tieren weggegessenen Blaubeeren verstreut und am letzten Waldtag legen die Kinder heimlich eine Spur, die bis zum Kindergarten führt. Sie sind sich ganz sicher, dass die Tiere schon kommen werden, sobald sie sich trauen.
Erzählt wird das alles durch eine personale Ich-Erzähler*in, wobei das Geschlecht der Figur unbestimmt bleibt. Die Leser*in erfährt, dass die Figur ein leiser Charakter ist, der eher zuhört und beobachtet, als selbst spricht. Der Name der Figur wird nicht preisgegeben, auch die Illustrationen geben hier keine klaren Hinweise: Die Figur ist geschlechtsneutral gekleidet, auch andere Äußerlichkeiten, wie z.B. die Frisur, sind frei von stereotypen Zuordnungen. Dadurch wird die Erzählfigur zur Identifikationsfigur jeglichen Geschlechts. Weiterhin ist auffällig, dass sich Stefanie Höfler und die Illustratorin Claudia Weikert insgesamt um eine bunt gemischte Igel-Gruppe bemüht haben, in der Kinder unterschiedlicher Hautfarbe mit und ohne Migrationshintergrund zusammen eine Gruppe bilden, in der Herkunft, Aussehen und Geschlecht keine Rolle spielen. So trägt der kleine Önder auch eine pinkfarbene Latzhose, ohne dass dies auffällt oder kommentiert wird. Es ist normal und nicht erwähnenswert.
Die realistisch angelegte Geschichte weist sehr detailreiche vierfarbige Illustrationen auf, die den Leser*innen viel Raum für Entdeckungen und Interpretationen lassen. Der Beginn der Geschichte lässt beispielweise zunächst Fragen offen: Der Text beschreibt, dass an der Pinnwand stand, dass nächste Woche Waldwoche ist. Welche Pinnwand gemeint ist (Schule, Kindergarten, Freizeiteinrichtung?), wird durch die den Text begleitende Illustration verdeutlicht. Zu sehen ist ein Gebäude mit großen Fenstern, das von Spielgeräten flankiert wird. Vor dem Haus ist eine Straße zu sehen, auf der etliche Figuren mit kleinen Kindern auf unterschiedliche Art auf dem Weg zum Haus sind: Frau und Mann schon kurz vor dem Haus, eine ältere Dame auf dem Bürgersteig gehend, eine Frau mit Kind auf dem Bürgersteig rennend, Frau und Kind auf einem Roller auf der Straße fahrend, ein Mann mit zwei Kindern die Straße überquerend usw. Die kindlichen Betrachter*innen können schnell selbst erkennen: das muss ein Kindergarten sein! Auf diese Weise wird der Textinhalt durch die Bebilderung stets in der Bedeutungskonstitution unterstützt. Die Bildebene lässt außerdem weitere Entdeckungen zu, die über den Text hinausgehen. Da sind z.B. die schwarze Katze, die auf vielen Bildern wiederzuentdecken ist, oder die versteckten Tiere im Wald. Für die Kinder sind letztere unsichtbar, für die Leser*innen jedoch nicht, so schaut ihnen mal ein Auge aus dem Dickicht entgegen oder sie entdecken den Dachs, der sich ungesehen von den Kindern im Gebüsch befindet. Trotz der sehr umfangreichen Bebilderung ist das Buch, wenn auch vom Verlag so angegeben, nicht als Bilderbuch zu klassifizieren, da die Textebene durchweg dominiert und die Bilder keine führende Rolle einnehmen. Das tut der Geschichte jedoch keinen Abbruch, denn Stefanie Höfler hat mit „Waldtage!“ ein schönes und kurzweiliges Buch geschrieben, das zeigt, dass jedes Kind im Wald etwas erleben und entdecken und seine Ängste überwinden kann. Claudia Weikert hat dies liebe- und stimmungsvoll und detailreich illustriert, sodass neben der eigentlichen Geschichte viel Raum für Entdeckungen und Überlegungen bleibt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Ling; Landesstelle: Mecklenburg-Vorpommern.
Veröffentlicht am 02.01.2021

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