Eine wie Alaska
- Autor*in
- Green, John
- ISBN
- 978-3-446-20853-7
- Übersetzer*in
- Zeitz, Sophie
- Ori. Sprache
- Amerikanisches Engli
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 279
- Verlag
- Hanser
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 16,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Miles bezieht sein Zimmer im neuen Internat, dort nimmt ihn sein Zimmergenosse “Colonel” gleich in Beschlag und führt ihm Alaska vor. Alaska ist eine temperamentvolle, sehr gut aussehende 16-Jährige, die Miles den Atem raubt, nicht nur wegen ihres Aussehens, sondern auch weil sie autark, selbstbewusst, kreativ ist, alles das, was er selbst gerne wäre. Er verliebt sich heillos, sie amüsiert sich über ihn und stellt das ganze Internat auf den Kopf. Dennoch fast .... -aber sie verunglückt tödlich.
Beurteilungstext
Brav chronologisch berichtet der Ich-Erzähler Miles in Form kurzer, dialogreicher Tageskapitel. Konterkariert wird das jedoch durch die Titel: “136 Tage vorher” - “128 Tage vorher” und endet mit dem Kapitel “136 Tage danach”. In der Mitte liegt also ein zentrales Ereignis. Der Autor baut logisch, amüsant und genau beobachtend die pubertäre Entwicklung der großen Liebe des jungen Miles auf. Verunglückte Liebesszenen, Schulstreiche, Besäufnisse und immer wieder Debatten und Auseinandersetzungen, wie sie in allen Schülergruppen der Welt alltäglich sind. Die coole Alaska und der mindestens ebenso coole Colonel sind die Wortführer, Ideenfinder dieser in keiner Zeile langweiligen Internatsgeschichte. Und die Hintergründe der Jugendlichen, ihre so unterschiedlichen Familien werden klar umrissen und erklären Motive und Handlungen. Bis in der Mitte Alaska und Miles doch noch zueinander finden - längst erwartet der Leser nichts anderes, fiebert vielleicht dem großen Akt entgegen - aber chaotisch und impulsiv, wie Alaska ist, jagt sie los, weil sie etwas vergessen hat - und verunglückt tödlich. Die Jungs sind entsetzt und gelähmt. Sie brauchen lange, bis sie endlich verstehen was geschehen ist. Dann aber bauen sie einen gelungenen Alaska-Gedenk-Streich, der ihnen deutlich macht, mit dem sie deutlich machen, dass das Leben weiter geht.
Neben den Eltern treten zwei Erwachsene auf, die prägend sind: Der Schulleiter, der durchgreift, gefürchtet ist und dennoch klar auf der Seite der Jugendlichen steht, und der Religionslehrer, der, ein körperliches Wrack und despotisch unterrichtend, die Schüler in ihren Äußerungen und Überlegungen ernst nimmt und sie über die eigentlichen Fragen des Lebens schreiben lässt. In diesen Auseinandersetzungen erst finden die Jugendlichen wieder zu sich selbst zurück - und sind dabei einen gewaltigen Schritt nach vorne gegangen.
Diese Internatsgeschichte finde ich bemerkenswert, weil hier die Fragen der Jugend anschaulich, humorvoll und wirklich kein Tabu scheuend Thema sind, die Absurditäten der pubertären Fantasien wirkungsvoll karikiert werden, die Erzählung immer dann aber ernst bleibt, wenn es um die wesentlichen Dinge geht. Die Verzweiflung der Helden, überbordende Albernheit, die Träume und Wünsche sind authentisch beschrieben, die Übersetzerin hat es geschafft, fast jeden sonst üblichen Anglizismus zu vermeiden, so dass die Sprache nicht us-amerikanisch ist, sondern für jeden lesbar und verständlich, Identifikationsmöglichkeit auch dann bietet, wenn der organisatorische Rahmen so gar nicht den konkreten Schulerfahrungen eines das deutsche Schulsystem Genießenden entspricht. Es stimmt eben einfach alles.
Das Thema Tod wird in der Branche gescheut. John Green gelingt es, sowohl das Entsetzen über den Tod, die Sprachlosigkeit der Getroffenen und deren Schwierigkeiten, sich mit dem Verlust auseinanderzusetzen, so zu beschreiben, dass es nicht nur glaubhaft ist, sondern jeden moralischen Zeigefinger vermeidet. Deswegen kann auch die Antwort der jungen Menschen, einen Streich im Sinne der Gestorbenen zu veranstalten, den Weg aus dem Loch des Nichts hinaus weisen.