Holly Black - Stadt der Unsterblichkeit

Autor*in
Green, John
ISBN
978-3-570-16266-8
Übersetzer*in
Brauner, Anne
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
480
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2020
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Der braune Teppichboden war hart und scharz von getrockneten Blutstreifen und sah aus wie ein Bild von Jack Pollock. Die Wände waren von oben bis unten blutverschmiert, die schmuddelige beigefarbende Tapete war mit Handabdrücken übersät. Und die Leichen. Dutzende von Leichen. Menschen, die sie seit dem Kindergarten täglich getroffen hatte, Menschen mit denen sie Fangen gespielt hatte, derentwegen sie geweint, die sie geküsst hatte, langen seltsam verdreht da, ihre Körper bleich und kalt, ihre starrenden Augen wie die von Puppen in einem Schaufenster.

Beurteilungstext

Coldtown ist ein Vampirroman, wie es sie zur Zeit häufig gibt. Die Geschichte handelt von Tana, einem Highschool Mädchen, dass sich auf einer Party möglicherweise mit dem Vampirvirus infiziert hat. Fast alle anderen Partygäste sind tot. In diese Situation wird der Leser / die Leserin am Beginn des Buches geworfen. Sehr blutig, düster und teilweise weit ausholend wird die Szenerie beschrieben. So kommt direkt Spannung auf und es wird des Lesers Neugierde geweckt, wie es dazu kommen konnte. Die sehr brutale Beschreibung der Kampfszenen hebt sich doch von anderen Jugendbüchern rund um das Thema Vampirismus ab. Zudem erfahren wir, dass Tanas Vater seine Frau, Tanas Mutter, umbringen musste, um seine Kinder vor einer Infektion zu schützen. Die so dargestellte psychische und physische Gewalt führt dazu, dass ich das Buch eher für junge Erwachsene als für Jugendliche empfehlen würde. Insgesamt gleicht die beschiebene Situation fast schon einer Pandemie, ein 2020 sehr aktuelles Thema. Coldtowns sind die Städte, die unter Quarantäne stehen, weil dort Infizierte leben. Warum die Vampire die Coldtowns verließen ist zunächst unklar, aber Tana und ihren beiden Freunden, die ebenfalls überlebten, wird schnell deutlich, dass sie etwas unternehmen müssen und begeben sich nach Coldtown. Die Protagonistin wird als mutige junge Frau beschrieben, die auch mal zweifelt aber dann doch stets einen kühlen Kopf bewahrt und den Weg zurück findet zu dem, was getan werden muss. Die zwischenmenschlichen Dynamiken hätten meines Erachtens nach differenzierter beschrieben werden können, es gleicht häufig einer heroischen Geschichte und Ambivalenzen, die wir alle in Zeiten der Corona Pandemie zu gut kennen lernen durften, werden nur angedeutet. In einer anderen Zeit hätte der Roman vielleicht, wie viele andere Romane rund um das Thema Vampire, auch so einfach eine spannende, blutrünstige Geschichte erzählen dürfen. Wobei gesellschaftliche Kritik durchaus zu finden ist: Die Vampire werden nämlich nicht nur gefürchtet sondern sind auch im Fokus der Medien und die Bevölkerung ist fast voyoristisch interessiert an ihnen (man könnte an die ein oder andere Privatsender-Nachmittagssendung erinnert werden). In dieser Zeit der tatsächlichen Pandemie ist es jedoch schwer, die Geschichte vom aktuellen gesellschaftlichen Diskurs zu trennen und es stellt sich die Frage, ob das nicht auch sogar eigentlich eine Chance wäre, um ebendiesen zuzulassen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von 162; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 01.02.2021

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