Der Krieg und das Mädchen

Autor*in
Seidel, Jürgen
ISBN
978-3-570-15763-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
473
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

“Der Krieg und das Mädchen” erzählt anschaulich und packend von der 17-jährigen Mila und ihrem männlichen Freundeskreis während der letzten Friedenstage in Berlin, mit einem kurzen Ausblick auf die ersten Kriegswochen während des Ersten Weltkrieges.

Beurteilungstext

In dem beeindruckenden Roman vereinen sich harmonisch Adoleszenzfragen, feministische Überlegungen, Merkmale der Pädagogik im Kaiserreich, Aspekte der Homosexualität, Beispiele der sozialen Gliederung und Kennzeichen der technischen Neuerungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die 17-jährige Mila, die ein Lyzeum besucht und Ärztin werden möchte. Sie ist Initiatorin des Künstlerbundes “Die Somnambulen”, dem noch einige Schüler eines benachbarten Gymnasiums angehören. Bei ihren regelmäßigen Treffen diskutieren sie über die Freiheit allgemein, über Themen der Kunst und über die aktuelle Weltpolitik. Mit einem der Schüler ist Mila seit einem halben Jahr befreundet, gilt fast als verlobt mit ihm, obgleich er ihr gegenüber sehr zurückhaltend ist. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass dieser Fritz zu seinem eigenen Erschrecken feststellt, dass er homoerotische Zuneigung zu einem Mitschüler verspürt.
Bei einer geplanten Sommerfrische der Jungen-Unterprima am Müggelsee vermittelt der Autor einen guten Einbdruck in die autoritäre Pädagogik der Zeit, verbunden mit der Erziehung zum Nationalismus und Militarismus wie auch über die starre gesellschaftliche Gliederung, etwa während der Bahnfahrt zwischen Personal und Reisenden oder in der Unterkunft mit Köchin und Hausmädchen. Mit dem Attentat in Sarajewo entwickelt sich eine fast grotesk anmutende Kriminal- und Justizgeschichte, in der absurde Verknüpfungen durch Berliner Polizeikreise zwischen dem getöteten Thronfolger und einem zur gleichen Zeit plötzlich ablebenden Oberlehrer hergestellt werden.
Der Nationalismus, gekoppelt mit Franzosenhass, wird besonders verdeutlicht, weil Milas verstorbener Vater Franzose war und sie dessen unverkennbaren Nachnamen trägt. Die immer stärker um sich greifende Kriegsbegeisterung, der im Künstlerbund zunächst mit Skepsis begegnet wird, schlägt besonders bei Fritz um in freudige Kriegserwartung, weil er an der Front seine `Krankheit`zu heilen hofft.
Das beginnende Technikzeitalter wird neben der Waffentechnik durch 2 Privat-PKW`s verdeutlicht, die von allen Protagonisten bewundert werden.
All dies und noch viel mehr zeittypische Elemente (etwa die unterschiedlichen Wohnverhältnisse) werden vom Autor kenntnisreich, interessant und anschaulich vorgestellt, wobei die die Themenvielfalt sinnvoll und glaubwürdig in einem Handlungsrahmen und einer stimmigen Personenkonstellation zusammengefasst sind. Durch flüssigen Stil, gespickt mit kleinen Berliner Dialektproben und interessanten Kapitelüberschriften ist dieser Roman gut lesbar und bietet Anlass für vielfältige Diskussionen, wobei der Zusammenhang von Kriegspolitik und wirtschaftlichen Interessen so zeittypisch gar nicht ist, wie eine aufmerksame Betrachtung gegenwärtiger Konflikte nahelegt!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ks.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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