Der Krieg und das Mädchen
- Autor*in
- Seidel, Jürgen
- ISBN
- 978-3-570-15763-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 473
- Verlag
- –
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2014
- Lesealter
- 14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 16,99 €
- Bewertung
Teaser
In der Geschichte geht es um das Mädchen Mila, das in Berlin auf ein Lyzeum geht und mit Fritz und seine Freunden einen literarischen freigeistlichen Kreis gebildet hat. In beeindruckenden Stimmungsbildern werden die Atmosphäre unter den Jugendlichen, die Kriegshysterie und der aufkommende Fremdenhass vor dem Ersten Weltkrieg geschildert.
In einer explosiven Stimmung und zwischen den Kriegsfantasien der Oberprimaner taumelt die ganze Gesellschaft dem Kriegsbeginn 1914 entgegen.
Beurteilungstext
Der Autor benutzt eine ziemlich authentische Romansprache aus der wilhelminischen Zeit; für Jugendliche hieße das, sie müssten sich erst einlesen. Andererseits bezieht der Roman daraus seinen syntaktischen Charme, denn man kann sich sehr gut in die Beziehungswelt junger Menschen der damaligen Zeit einfühlen.
Sehr gut sind Passagen, in denen die Gefühlswallungen und das Beziehungsgeflecht der Jugendlichen untereinander ausführlich beschrieben werden. So finde ich äußerst interessant die Sozialstruktur bei den „Somnambulen“, in denen es „Zuträger“ zu den Führungsfiguren gibt, die vollkommen befehlsorientiert agieren.
Andererseits wird das Beziehungsgeflecht der jugendlichen zwischen Liebe, Bewunderung und Abhängigkeit ausgebreitet, was auch sicherlich zu Identifikationsmomenten der heutigen Jugendlichen führen kann.
Als Fazit bleibt mir darauf hinzuweisen, dass dieses Sittengemälde von Jugendlichen über Staatsraison und „Vaterlandsverrätern“ mich an den Roman „Im Westen nichts Neues“ erinnert, in dem auch die Erziehung zum Fremdenhass (Jeder Stoß ein Franzoß .. Jeder Tritt ein Brit….) gerade aus den Bildungsanstalten von beamteten Hetzern eindringlich geschildert wird.
Der Autor schafft schafft es außerdem, die ersten Kriegsmonate durch die euphorischen Siegesmeldungen bis zur Verbreitung von Lügengeschichten in der Presse geschickt einzuflechten. An den Mechanismen von Kriegspropaganda hat sich heute nichts geändert
Ein toller Roman über den Beginn des Ersten Weltkrieges, aus Sicht einer jungen Generation, deren Stimmungen und persönlichen Probleme gut dargestellt sind, auch wenn dadurch ein paar Längen entstehen.
Unbedingt empfehlenswert.