Das Mädchen mit dem Löwenherz
- Autor*in
- Seidel, Jürgen
- ISBN
- 978-3-570-15955-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 384
- Verlag
- –
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- München
- Jahr
- 2017
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Fachliteratur
- Preis
- 16,99 €
- Bewertung
Teaser
1537. Die junge Waise Anna hat das "Wolkenauge". Sie kann sich Texte Wort für Wort merken, auch wenn sie sie nur einmal gelesen hat. Diese Gabe will sich ein Anhänger Martin Luthers bei seinem Kampf gegen den Klerus zunutze machen. Anna gerät in einen gefährlichen Strudel aus Macht, Geld und Religion.
Beurteilungstext
Die 13-jährige Waise Anna lebt im Haus des Türmers von Zons im Rheinland ein ärmliches, aber weitgehend zufriedenes Leben. Dass sie von ihrem besten Freund Felix das Lesen gelernt hat, wissen nur wenige. Und dass ihr fotografisches Gedächtnis etwas Besonderes ist, weiß noch nicht einmal sie selbst. Eigentlich wurde Anna in den Reisetross der Erzdiakons aufgenommen, um, wie drei weitere Kinder, seiner Unterhaltung zu dienen. Als dessen Begleiter Zangl jedoch ihr "Wolkenauge", wie sie später ihre besondere Begabung nennt, entdeckt, macht er sie zur Spionin. Als Diener verkleidet nimmt sie an geheimen Treffen von Vertretern des Klerus und deren weltlichen Geschäftspartnern teil, in denen zum Beispiel Anteile an den Ablasseinnahmen ausgehandelt werden. Anna bekommt Verträge zu Gesicht, die sie Zangl später diktieren kann. Der möchte sie veröffentlichen, um das Volk auf die Seite Luthers zu ziehen. Dass Anna dadurch in höchste Gefahr gerät, wird ihr erst nach und nach klar.
Aus einem Versteck im Rheinland heraus schreibt Anna Jahre später 36 lange Briefe an Martin Luther. Sie erzählt ihm, wie es ihr in den Monaten mit Zangl und dem Erzdiakon ergangen ist und bittet Luther um Hilfe. Die Erzählsprache, die sie dabei verwendet, hat einen etwas altertümlichen Stil, der sehr gut zum Inhalt passt. Anna beschreibt anschaulich und detailreich ihr de facto mittelalterliches Leben zunächst im Haus des Türmers, dann im Reisetross des Erzdiakons und schließlich auf der Flucht. Dabei vermittelt sie nicht nur Fakten zum Alltagsleben, sondern gibt insbesondere auch sehr interessante Einblicke in die Denkweise der Menschen damals, die vielen jungen Lesern ziemlich fremd sein dürfte. Die christliche Religion spielt dabei eine sehr große Rolle. Eine von Annas immer wieder auftauchenden Sorgen ist zum Beispiel die Angst, vielleicht doch eine Hexe zu sein und auf der falschen Seite der Religionskämpfe zu stehen.
"Das Mädchen mit dem Löwenherz" ist ein sehr spannendes und lehrreiches Buch mit einem gelungenen schriftstellerischen Konzept.