Das Mädchen mit dem Löwenherz Ein Thriller aus der Zeit Martin Luthers

Autor*in
Seidel, Jürgen
ISBN
978-3-570-15955-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
283
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2017
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

In 35 Briefen erzählt Anna dem Reformator Martin Luther ihr abenteuerliches Leben vom 12. bis zum 20. Lebensjahr. Sie verfügt über die Fähigkeit, Geschriebenes in ihrem fotografischen Gedächtnis speichern und jederzeit wieder abrufen zu können. Diese Begabung nützen Kritiker der katholischen Kirche, bringen sie aber auch damit in Lebensgefahr.

Beurteilungstext

Die junge Waise Anna aus dem niederrheinischen Kleinstädtchen Zons wächst bei einer Türmerfamilie auf. Sie kann mit ihrem fotografischen Gedächtnis,„Wolkenauge" nennt sie es, Geschriebenes speichern und jederzeit wieder abrufen. Diese Fähigkeit macht sich Zangl, ein Luther nahestehender weltlicher Berater eines Erzdiakons zu Nutze. Er sammelt Beweise für die Sünden und verbrecherischen Betrügereien von Geistlichen, um sie in Druckschriften zu verbreiten, unters Volk zu bringen und damit dem Reformator Martin Luther zuzuarbeiten. Allerdings erwachsen dieser kleinen kirchenkritischen Gruppe mächtige Gegner, die im Stil einer katholischen Maffia vor nichts zurückschrecken. So entsteht eine vordergründig spannende Geschichte, in der Anna und ihre Freunde mehrfach in Lebensgefahr geraten. Verfolgungen, Entführungen, Geiselnahme, Gefängnis, Hungerfolter, Mord und Todschlag sowie wundersame Rettungen reihen sich in atemberaubendem Tempo in Karl-May-Manier aneinander. Selbst am Tisch Martin Luthers im Schwarzen Kloster in Wittenberg findet Anna einige Tage Geborgenheit. Die damals 13jährige Anna wird sogar Priorin eines Damen-Stiftes (!). Gegen Ende des Romans verwandelt sich das Mädchen in eine kämpferische Jeanne d`Arc im Bemühen um mehr Gerechtigkeit in dieser Welt. Über all diese Erlebnisse berichtet sie in 35 Briefen an Martin Luther in der Erwartung, er werde ihr helfen. Doch diese Hoffnung trügt, denn auch Luther sieht in ihr wegen ihres „Wolkenauges“ eine Hexe. Die Geschichte wird unglaublich schnell erzählt, gleichsam im Zeitraffer, als wolle der Autor so viel wie möglich unterbringen. Dadurch entsteht zwar viel Handlung, gelegentlich auch etwas wie Spannung, aber da kaum atmosphärische Dichte aufkommen kann, bleibt alles Geschehen merkwürdig flach. Mit anderen Worten: Der Roman wird schnell ausgesprochen langweilig. Das Zeitkolorit der Reformationsepoche, die religiösen und politischen Auseinandersetzungen und der damit verbundene Hass werden aus der Perspektive eines Mädchens ahnbar, auch der Hintergrund des Ablasshandels wird angedeutet. Letztlich aber ist der Roman historisch als Science Fiction zu klassifizieren. Sogar Ansätze von Sozialkritik werden spürbar, etwa wenn der Autor schreibt, dass „Ungerechtigkeit der größte Tyrann" sei. Die Sprache des Brief-Romans ist flüssig, der Wortschatz umfangreich und der Satzbau vielseitig und gut strukturiert. Es gelingt dem Verfasser aber nicht, sprachlich den Geist der Epoche zu fassen. Ein Glossar am Ende erklärt ungewohnte Begriffe. Der häufige Zwang zum Nachschlagen stört stark den Lesefluss. Der Rezensent kann sich nicht vorstellen, dass Jugendliche großen Gewinn bei der Lektüre dieses „Thrillers aus der Zeit Martin Luthers“ davontragen, außer vielleicht einem gelegentlichen unterhaltsamen Nervenkitzel.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von rem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 05.08.2017

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