Das Paradies der Täter

Autor*in
Seidel, Jürgen
ISBN
978-3-570-15577-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
389
Verlag
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Tom ist mit seinen Eltern auf der Flucht vor deren Vergangenheit als Nazimitläufer. In La Plata verbirgt sich die Familie vor dem Zugriff des israelischen Geheimdienstes. Es ist ein Leben in ständiger Angst entdeckt zu werden. Tom wird Schüler an der deutschen Schule in La Plata. Bereits am ersten Schultag erregt er das Interesse der an der Schule bestehenden verfeindeten Gruppierungen. Welcher Gruppe wird sich Tom anschließen?

Beurteilungstext

Jürgen Seidel hat mit seinem Buch “Das Paradies der Täter” versucht eine Zeit, die weit zurückliegt, in den Lesehorizont von jungen Lesern zu rücken. Er greift damit eine außerordentlich brisante Thematik auf, die auch heute noch aktuelle Bezüge aufweist. Der Autor führt dem Leser vor Augen, zum einem wie die Nachkriegssituation für ehemalige Nazigrößen in außereuropäischen Ländern, hier Südamerika, war und zum anderen wie die Lebensumstände für jüdische Emigranten in den gleichen Ländern waren. Beeindruckend schildert Seidel das Zusammenleben von Nazis und Juden. Leben die einen immer noch in der Vorstellung eine bessere Rasse zu sein, müssen die anderen zwar nicht mehr um ihr Leben bangen, sind de facto aber immer noch die Bedrohten. Die Elterngeneration der Nazi, vor allem die Männer, können nicht aus ihrer Lebenslüge aussteigen, der eigenen Weltanschauung widersagen, kommt nicht in Frage. Die Kindergeneration, also Tom und Walli, müssen die Konflikte, die ungelösten Fragen, die ständigen Widersprüche ihres Lebens irgendwie verarbeiten. Es kommt zu Fehlinterpretationen der Wahrnehmung, zu Fehlhandlungen, zu grenzwertigen Situationen. Die Handlung wird im Wesentlichen von Tom, dem Sohn eines Nazis, und von Walli, Tochter eines jüdischen Arztes, bestimmt. Beide sind ideologisch unbelastet und versuchen über alle familiären Begrenztheiten hinweg zueinander zu finden. Neben diesen beiden gewinnen die Mutter von Tom und deren Freundin an Kontur, vor allem nachdem Toms Vater schwer erkrankt und die letzten ihm verbleibenden Tage im Krankenhaus zubringen muß. Das sprachlich präzise formulierte Buch sollte vor allem von angehenden Historikern und Politikern gelesen werden. Das Buch zeigt ungeschminkt die Grenzen menschlichen Handelns auf. Nach der Lektüre das Buches wird einem deutlich, wie schnell ein sorgenfreies und friedliches Leben in einer Gemeinschaft bedroht oder beendet sein kann. Dass das Buch gut recherchiert ist steht außer Zweifel, ein ergänzendes Glossar, einige Anmerkungen zum israelischen Geheimdienst und seiner Funktion in Südamerika bei der Verfolgung von Naziverbrechern und geografische Angaben in Bild oder Karte würden dem Buch gut tun.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPPO.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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