Zwischen Bagdad und nirgendwo

Autor*in
Blobel, Brigitte
ISBN
978-3-570-12955-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
315
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Hölle des Krieges im Irak entflohen, kommt der junge Said zu seinem Onkel nach Berlin in eine für ihn fremde Kultur.

Beurteilungstext

Nach den vielen Harry-Potter-Büchern und anderen Fantasy-Werken ist es durchaus beachtenswert und mutig, dass B. Blobel hier ein Jugendbuch vorlegt, das sich mit drängenden Problemen der Gegenwart beschäftigt. Bagdad, Frankfurt und Berlin sind die Stationen der Handlung. Der junge Said verliert in den Wirren des Irakkrieges beide Elternteile und wird auf Rat des Großvater zum Onkel nach Berlin vermittelt: “Dieses Land (Irak) wird irgendwann erblühen. aber bis es soweit ist, musst du an einem sicheren Ort aufwachsen.” (S. 55) So einfach ist für Said das Leben in Deutschland nicht, obwohl er ein gewissenhafter, aufmerksamer Junge ist. Er muss die deutsche Sprache lernen und die kulturellen Eigenarten verstehen; es ist schwer, in der Schule Freunde zu gewinnen. Er lernt bei der Anmeldung im Schulsekretariat Lena kennen; beide werden in die gleiche achte Klasse eingewiesen. Das Mädchen ist nach der Trennung der Eltern dem Vater nach Berlin gefolgt. Auch sie muss mit einer neuen Situation fertig werden. Zunächst zeigt Lena einiges Verständnis für die Probleme des irakischen Jungen. Aber Lena muss in der Schulklasse auch erst einmal um Anerkennung ringen. Als sie schließlich in eine Mädchenclique aufgenommen wird, hat sie nur noch wenig Interesse an Said, der als Ausländer von vielen Schülern abgelehnt wird. Said ist verzweifelt und will sich das Leben nehmen. Im letzten Augenblick kann Said gerettet werden und Lena findet zu ihm zurück. - Das aufrüttelnde Buch schließt mit den Worten “... wenn man sich bemüht, dann kann das Leben manchmal verdammt schön sein...” Die Autorin spricht in diesem Buch ein Bündel von Problemen an, mit denen junge Menschen zu kämpfen haben. Eigentlich sind die unmenschliche Entwicklung im Irak und die kaum fassbaren Erlebnisse von Said schon für sich ein Buch wert. Nun kommen die Schwierigkeiten der deutschen Schüler und Schülerinnen noch hinzu: Umgang mit Ausländern, Freizeitgestaltung, Scheidungsprobleme, Alkohol- und Drogengenuss, Anerkennung in der Gruppe, Partyausschweifungen... Lenas Freundin fasst die Situation der jungen Menschen mit den Worten zusammen: “Ich meine, wer hat heutzutage keine Probleme? Aber weißt du was, auf meiner Fete vergessen wir das alles. Da wird nur gelacht und Party gemacht. Da lassen wir es krachen. “ (S. 222) So einfach ist der Alltag nicht zu bewältigen; es ergeben sich neue Schwierigkeiten im Zusammenleben. die Heranwachsenden sind nicht zu beneiden in ihrem Bemühen erwachsen zu werden. Nur wenige Menschen können Hilfestellungen geben. Said vertraut seinem gütigen Großvater. Die Verwandten der deutschen Jugendlichen haben wenig Einfluss. Am ehesten sind noch einige Lehrkräfte in der Schule in der Lage, die jungen Menschen zu verstehen. Die Klasse von Lena schlägt sogar vor, einen Problemtag in dem Stundenplan auszuweisen. “Jeder hat schließlich irgendetwas, was ihm auf der Seele brennt.” (S. 159) Betroffen und nachdenklich machen vor allem Saids Bemerkungen über sein Umfeld in Berlin. “Die Menschen benehmen sich nicht so, wie es sein soll. sie sind gierig und schamlos, sie kümmern sich nicht um die Alten, die Kranken, die Armen. Sie lachen den ganzen Tag und denken nur daran, sich zu amüsieren. (S.184)... Viele Schüler hier wollen gar nichts lernen. sie wollen nichts aus ihrem Leben machen. (S. 237)” - Die Autorin erzählt die Ereignisse in einer einfachen Sprache, bringt glaubhafte Dialoge. Die Chronologie der Erzählung wird an einigen Stellen unterbrochen durch kurze Rückblenden. Sie machen den Text differenzierter. Dieses Buch bietet eine hervorragende Möglichkeit Dikussionen über Probleme in unserer Gesellschaft in Gang zu setzen. Es kann als Lektüre für den Unterricht in der Sekundarstufe empfohlen werden. Aber auch für Gespräche im Elternhaus sollte es genutzt werden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WF.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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