Eine Mutter zu viel

Autor*in
Blobel, Brigitte
ISBN
978-3-401-02745-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
255
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
5,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nina ist 14 und gerät in einen alterstypischen Streit mit ihren Eltern, der damit endet, dass sie eine Woche Hausarrest bekommt. Ausgerechnet wenn ihre beste Freundin Geburtstag hat. Aus heiterem Himmel steht mitten in diesem Drama auf einmal eine Frau in der Wohnung, die sagt, sie sei die wirkliche Mutter Ninas. Für Nina und ihre Eltern bricht eine Welt zusammen. Alterstypische Probleme in ihrem Höhepunkt und dann dies! Nina reißt aus, geht auf die Party - und findet dennoch zu sich.

Beurteilungstext

Die Blobel kennt die vollpubertäre Gedankenwelt ihrer Mädchen genau. Nina ist zickig und weiß nicht so recht, was sie will, sie liebt einen unmöglichen Typen, der sie als Persönlichkeit gar nicht wahr nimmt, was die Eltern natürlich sofort erkennen. Da sie diesen Patrick ablehnen, ist für Nina natürlich das Maß voll. Und dann steht sie unvermittelt vor der Situation, Tochter einer Mutter zu sein, die sie nie gesehen hat. Noch schlimmer als diese Verwirrung ist aber die Tatsache, dass ihre Eltern ihr fast 15 Jahre lang verschwiegen haben, dass sie adoptiert wurde. Die Eltern ihrerseits sehen sich ebenfalls vor einem Trümmerberg stehen.
Blobel schafft es, eindeutig zu beschreiben, wie sehr die Eltern ihre Tochter lieben, und wie die Tochter in ihrer ganzen Verwirrung dennoch zu erkennen vermag, dass sie sich bei ihnen eigentlich wirklich geborgen fühlt. Aber das will sie sich selbst nicht eingestehen. Also nutzt sie die Möglichkeit, ihre leibliche Mutter zu besuchen. Die ist natürlich auch verwirrt, aber es zeigt sich mehrerlei - übrigens durchaus glaubhaft dargestellt: Weil sie ihre Tochter in Hamburg weiß, ist sie dort hin gezogen. In ihrer Wohnung hat sie ein Zimmer für die Tochter eingerichtet. Aus welchen Gründen auch immer - sie trinkt und Nina bekommt das mit, weiß aber nicht so recht etwas damit anzufangen. Es ist mehr der Leser, der mitbekommt, dass die Mutter in ihrer eigenen Welt lebt, die nicht mit der Ninas zu vereinbaren ist und in der sie real auch keinen Platz hat. Platz hat nur der Traum von einem Mädchen. Nina wird das anfangs nicht klar (eben weil sie erst 14 ist).
Sie reißt also von Zuhause aus und geht zur neugefundenen Mutter. Eigentlich aber nur, um von ihr zu erfahren, dass die selbstverständlich der Tochter erlaubt, auf die Party zu gehen. Nina tut das. Und die Mutter der Freundin ist Psychologin genug, sie zu einem Gespräch unter Frauen zu sich zu nehmen. Das dauert so lange, dass der geliebte Patrick längst die Party verlassen hat, von dem Nina sich doch soviel versprochen hatte.
Nun beginnt ihre Verwirrung sich zu lösen und in einem langen Spazierweg, auf dem zwei überaus freundliche und fürsorgliche Polizisten sie begleiten, kommt sie in ihr altes Zuhause zurück.

Anfangs ging mir die 14-Jährige reichlich auf die Nerven- wie es Mädchen in dem Alter leicht mal schaffen. Aber dann gewinnen zweierlei Aspekte die Oberhand: Es ist wirklich unverantwortlich, Adoptierten zu verheimlichen, dass sie neben den wirklichen auch noch leibliche Eltern haben. Irgendwann bekommen die Kinder es doch heraus und je später das ist, desto katastrofaler sind die Folgen. Wenn Eltern auf die passende Gelegenheit warten, es den Kindern zu sagen, ist es schon zu spät. Der einzige Weg ist, es sofort und immer wieder zu sagen. Nicht zu problematisieren, das tun die Kinder dann noch früh genug. Sondern einfach nur sagen, dass es neben den wirklichen auch noch leibliche Eltern gibt. Das kann man 3-monatigen Kindern sagen. Die verstehen das zwar noch nicht, aber die Eltern haben es schon mal ausgesprochen und es fällt ihnen leichter, das später noch mal zu wiederholen.
Das Zweite ist das Vertrauen in die Kinder. Wenn ein Kind wie Nina dermaßen liebevoll und zugewandt aufgezogen wurde, besteht überhaupt keine Gefahr, dass es sich von den Eltern abwendet. Natürlich gibt es Konflikte, gäbe es sie nicht, handelte es sich um keine Erziehung. Aber das Kind bekommt seine Selbstsicherheit dadurch, dass es über die Auseinandersetzungen hinweg erkennen kann, dass die Eltern zu ihm stehen. Und zwar immer. Und dass Konflikte und Erziehungsmaßnahmen nicht Liebesentzug heißen.

Brigitte Blobel hat diesen komplizierten Zusammenhang glaubhaft beschrieben.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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