Zusammen allein

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• Familie
• Historisches

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Rumänien 1986. Agnes Eltern sind in den Westen gegangen und haben ihre 15-jährige Tochter allein zurück gelassen. Agnes will in Rumänien bleiben, sie mag ihr Land bis sie erkennt, wie unmenschlich das Regime ist.

Beurteilungstext

Zunächst verschwindet der Vater in den Westen, ein Jahr später die Mutter. Briefe erreichen Agnes, Päckchen und Berichte aus der Wunderwelt. Agnes gerät in den Fokus des Geheimdienstes. Die elterliche Wohnung wird durchsucht, sie muss die Wohnung verlassen und kommt zunächst bei einer Tante unter. Bleiben darf sie nur wegen der Westpakete, geliebt ist sie nicht. Der Lehrer macht ihr Mut, helfen kann er nicht. Sie findet heraus, wo ihre Großmutter “die Hure” wohnt, eine Frau, deren Existenz sie vorher nicht kannte. Die alte Dame hatte einen Rumänen geheiratet, ist für rumänische Verhältnisse nicht unvermögend, besitzt ein Haus mit Untermietern. Nur langsam kommen sich die beiden Frauen näher. Im Haus wohnt auch Petre, ein junger Mann, der für den Widerstand arbeitet. Durch ihre Naivität bringt Agnes ihn in Lebensgefahr. Durch sein Schicksal aber lernt sie ihr Heimatland ganz neu kennen. Die Eltern hatten möglichst viel von ihr fern gehalten. Sie bekommt ein Auge für den Überwachungsstaat, die rechtlosen Enteignungen, die Willkür, die staatlich abgesegnete Brutalität, die zensierte Presse, die Knappheit an Lebensmitteln, Wohnraum, Energie, Freiheit. Sie lernt die Tauschwirtschaft kennen, die Geschäfte im Hintergrund, Überlebenstricks, die Bestechungskultur und bemerkt, dass soziale Distanz Folgen der Angst vor Denunzianten ist.
Die Geschichte von Agnes wird ohne Pathos erzählt, die Autorin arbeitet aber mit wunderbaren Vergleichen und Sätzen. “ Das Schweigen besitz eine Farbe, dunkler als alle natürlichen Farben, es ist schwarz. Es schluckt das Licht...”
Ein Glossar und weitere Angaben zu Literatur zum Thema finden sich hinten im Buch. 1/10 der Einnahmen durch das Buch spendet die Autorin an “Reporter ohne Grenzen”.
Die Autorin wuchs selbst in Rumänien auf und lebte dort bis 1970. Für das Buch erhielt sie einen Preis.