Zusammen allein

Autor*in
Bruder, Karin
ISBN
978-3-423-62450-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
272
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2010
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 15jährige Agnes lebt 1986 mit ihrer Mutter in Rumänien. Als ihr Vater und dann auch noch ihre Mutter nach Westdeutschland gehen, bleibt sie alleine zurück. Sie findet schließlich in Kronstadt/Siebenbürgen ein neues Zuhause bei ihrer Großmutter Puscha. Mehr und mehr wächst ihre Distanz zur Ceaucescu-Diktatur, bis sie schließlich zusammen mit Petre, ihrer ersten großen Liebe, aktiv an Demonstrationen zum Sturz des verhassten Regimes teilnimmt.

Beurteilungstext

Der Titel des Buches scheint ein Widerspruch in sich zu sein. Im Verlauf der Handlung erzählt Agnes ihre Geschichte , die sich von 1986 bis 1989 in Rumänien abspielt. Dabei wird dem Leser immer deutlicher, dass Agnes zwar bei ihrer Großmutter Puscha und einem älteren Ehepaar mit ihrem älteren Sohn Petre wie in einer WG zusammen lebt, aber sich trotzdem allein fühlt. Schon als sie ihre Eltern , die getrennt voneinander leben, plötzlich alleine lassen, fühlt sie sich verraten und einsam. Bei ihrer Tante will sie nicht leben, weil sie sich dort missverstanden fühlt. Also bricht sie zu ihrer Großmutter nach Kronstadt in Siebenbürgen auf, die für sie unverständlich von der Familie der Tante nur “Hure” genannt wird. Doch die Großmutter will zunächst nichts von Agnes wissen. Sie fühlt sich in ihrer Wohnung, die sie schon mit drei weiteren Bewohnern teilen muss, weiter eingeengt. Hinzu kommt, dass sie mit ihrer Tochter, der Mutter von Agnes, tief zerstritten ist. Da aber Angnes nicht weiß, wohin sie gehen soll, versucht sie das Vertrauen und die Liebe der Großmutter zu erwerben. Dies wird ein langer Weg, der sich mit Rückschlägen bis zum Ende der Handlung 1989 hinzieht. Als sich Agnes auch noch unglücklich in den viel älteren Petre verliebt und auch durch ihn zu der Einscht kommt, dass der angebliche Aufbau des Sozialismus in ihrer Heimat nur eine Lüge ist, fühlt sie sich immer mehr verunsichert. Als die Wohnung dann auch noch vom Geheimdienst observiert wird, Petre und dessen Vater verhaftet und gefoltert werden und auch die Großmutter ins Vesier der Spitzel kommt, entschließt sie sich aktiv am Widerstand gegen das System teilzunehmen. Zum Schluss des Buches finden wir sie an der Seite von Petre bei einer großen Demonstration gegen das Ceaucescu-Regime in Bukarest. Das Buch endet mit dem Sturz des Diktators und der bangen Frage, wie es nun in Rumänien weitergehen soll: “Kronstadt würde sich verändern. Viele Deutschstämmige würden auswandern. Alle.Nur ein paar Alte würden zurückbleiben. Puscha zum Beispiel. Und ein paar Junge, um sie zu umsorgen. Ich zum Beispiel.”(S.267)
Die bedrückende Geschichte der Ich-Erzählerin vermag nicht ein umfassendes Bild von den End-Jahren des Sozialismus in Rumänien zu geben. Wohl aber vermag sie am Beispiel der agieren Personen hinter die Kulisse des verfallenden Staates zu schauen. Eine zentrale Figur ist dabei die Großmutter, die sich mehr oder weniger in dem System eingerichtet hat. Sie wurde nie in die Verbrechen der Funktioniere involviert, wohl aber nutzte sie ein Geflecht von Beziehungen, das sie geschickt entwickelte , um immer wieder für sich und andere eine gewisse Lebensqualität zu sichern. Auch die Figur des Revolutionärs Petre wird in seiner ganzen Zerrissenheit durch die Wahrnehmung von Agnes nachvollziehbar. In das alles eingebettet ist die schmerzliche platonische Liebe von Agnes zu dem Angebetenen. Blass bleiben allerdings die Eltern gezeichnet, von deren Leben in Deutschland wir nur in ziemlich nichtsagenden Briefen erfahren. Auch der Großvaters, der ebenfalls nicht in Rumänien lebt, spielt im Verlauf der Handlung kaum eine Rolle.
Allen jungen wie älteren Lesern, die am Umbruch in Rumänien und deren historischen Hintergrund interessiert sind, sei das Buch bestens empfohlen
Anzumerken sei noch, dass “Zusammen allein” von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. im Oktober 2010 als Buch des Monats ausgezeichnet wurde

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Sch.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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