Wenn dich ein Löwe nach der Uhrzeit fragt

Autor*in
Schulz, Hermann
ISBN
978-3-551-35295-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
126
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2006
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
5,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 12-jährige Temeo lebt in Afrika. Als sein weißer Vater, ein Edelsteinsucher, sprich Geologe, verunglückt, muss der Junge seine afrikanische Mutter tatkräftig unterstützen. Er muss kilometerweit einsame Gegenden durchqueren, um Geld zu beschaffen, um die Arbeiter seines Vaters zu bezahlen, und andere Hilfsaktionen starten, da er schreiben und lesen kann im Gegensatz zur Mutter. So fehlt er auch in der Schule, was Konflikte mit dem Schulleiter mit sich bringt.

Beurteilungstext

Das preiswerte Taschenbuch kann ich nur wärmstens empfehlen, nicht nur für Kinder ist es eine erhellende und teils sogar erheiternde Lektüre, obwohl das Thema Unfall und Tod im Mittelpunkt stehen. Das dynamische, in orange gehaltene Titelbild, das einen weißen Motorradfahrer mit zwei Kindern an Bordhühnerscheuchend in voller Fahrt zeigt, verspricht nicht zuviel. Temeo ist der Sohn eines weißen Geologen, der sein Glück in Afrika suchte und in seiner Frau Mama Masitiund beeindruckenden Naturereignissen am Vulkan Namlagira fand. Er hat mit ihr acht Kinder und lebt von einer Grube, in der er Edelsteine, nie aber das erhoffte Gold findet. Während die großen Geschwister schon allein leben, lebt Temeo, vom Vater Thomas genannt, mit zwei Schwestern noch im Elternhaus. Als Sohn wird er zum Vertreter des Vaters, als dieser in seiner Grube verunglückt, und muss der Mutter helfen, Geld und Nahrung aufzutreiben. Mit seinem Bruder zusammen fährt der fast 12-Jährige sogar Vaters Lastwagen von der Grube nach Hause. Die Schilderung des Alltags dieses Jungen, der sonst in der Woche etwa 100 Hühner rupfen muss, die die Mutter verkauft, nebenher die Schule mit Begeisterung besucht, als Vergnügen(S. 87) in seinem Alltag, was die Mutter, Analphabetin, für ausgesprochen überflüssig ansieht. Da prallen Kulturen aufeinander! Ob der amerikanische Reverend oder der Heiler, der aus dem vom Reverend geschenkten Schweinefleisch Ziegenfleisch hext, weil die Mutter Muslimin ist und es so essen kann. Unter den Kindern des Geologen Mister King, auf deutsch Egon Friedrich Kirschstein, befinden sich eine Nonne, mehrere getaufte evangelische Kinder genauso wie ungetaufte Menschen. Je nachdem wo sie in die Schule gingen, an wen sie gerieten, dessen Religion nahmen sie an. Afrikanische Lebensart, alles so zu nehmen, wie es ist, mit einer gewissen Leichtigkeit den Alltag zu bewältigen, paaren sich hier mit der kindlichen Sichtweise des Ich-Erzählers, der manches einfach nicht versteht, und dann so interpretiert, wie es ihm plausibel scheint. Diese Ansichten, die der Junge zum Besten gibt, erheitern beim Lesen. Als sein Vater am Anfang verletzt nach Hause gebracht wird, beobachtet und kommentiert er das Geschehen vor allem, indem er seine Mutter beschreibt. Aus ihrem Verhalten schließt er, dass sein Vater noch leben muss. An anderer Stelle liest und schmunzelt man über Lebensweisheiten wie Christen sind ehrlich(S. 32), was sofort entkräftet wird, da Mama Masiti darüber nur höhnisch lachen kann, oder Glaub ja nicht, alle Afrikaner hier wären Engel!Am Ende zeigt sich der Familienzusammenhalt dieser Familie. Als der Vater an den Folgen seines Unfalls stirbt, kommen alle Kinder an sein Totenbett und regeln den Verkauf der Grube, die Auflösung des Haushalts und die Sorge für die Mutter und die minderjährigen Kinder. Temeo zieht mit seiner Mutter und den Schwestern zu seinem Lieblingsbruder Adolf. Auch die Schilderung der Beerdigung aus Sicht des Jungen ist von einer Heiterkeit geprägt, die mich beeindruckte. Mit viel Humor und einer bildhaften Sprache, die leicht verständlich ist, erzählt uns der Autor viel über afrikanische Lebensbedingungen, lehrt uns einen wunderbaren Umgang mit dem Tod und auch dem Leben, und informiert dabei über Pflanzen, Ernährung und Kleidung und vieles mehr in diesem warmen Kontinent.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von infe.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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