Weiße Tränen

Autor*in
Schrocke, Kathrin
ISBN
978-3-95854-205-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
240
Verlag
Mixtvision
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
FreizeitlektüreKlassenlektüreBücherei
Preis
17,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Was sind „weiße Tränen“? Immer wieder fühlen sich weiße Menschen ungerecht behandelt, wenn es um Rassismus geht. Sie hätten es ja gar nicht so gemeint, es sei doch nur Spaß gewesen, sie seien sicher nicht rassistisch – immer wieder fühlen sie sich missverstanden und fangen dramatisch an, sich zu verteidigen. Dieses Phänomen greift Kathrin Schrocke mit ihrem Jugendroman auf und kehrt damit erstmals in der Jugendliteratur die Perspektive um: Ein weißer Jugendlicher steht als Anti-Held im Fokus des Geschehens.

Beurteilungstext

Lenny gehört in seinem Schwarzwaldstädtchen zu den Privilegierten. Seine Eltern haben ein Bestattungsinstitut und irgendwann wird auch er diesen Betrieb erben. Verunsichert wird er durch die Ankunft von Benjamin, einem schwarzen Jungen, der gerade aus Leipzig gekommen ist und die Diskussion im Gymnasium aufmischt. Er entlarvt den Rassismus der ganzen Schule, die sich doch als „Schule ohne Rassismus“ so sicher war, politisch korrekt positioniert zu sein. Als der beliebte Geschichtslehrer Prasch mit seiner Theatergruppe das Musical „King Kong“ aufführen will, greift Benjamin auch dieses Vorhaben als Rassismus an. Lenny fühlt sich unwohl, sein gesamtes Weltbild gerät ins Wanken, dabei spielte Rassismus doch bei ihnen noch nie eine Rolle, selbst sein bester Freund Serkan, der aus einer türkischen Familie stammt, hat ihn noch nie damit konfrontiert. Doch immer mehr wird ihm bewusst, dass Rassismus nicht nur ein Verhalten ist, das man bei Extremist*innen findet, sondern das seinen Alltag bestimmt. Da will sein Vater Elif keinen Praktikumsplatz geben, weil sie ein Kopftuch trägt. Da findet sich positiver Rassismus, wenn man davon ausgeht, dass Benjamin ja sicher „Musik im Blut“ hat. Da wird ihm bewusst, wie sehr sich Elif und Serkan anstrengen müssen, um nicht dem Klischee der „Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ zu entsprechen.
Kathrin Schrocke hat gut recherchiert über das Thema Alltagsrassismus, bevor sie begann, dieses Buch zu schreiben: Wichtige Konzepte wie „weiße Tränen“, „Intersektionalität“, „positiver Rassismus“, „kritisches Weißsein“ etc. werden denn auch verarbeitet, teilweise zu direkt, so dass das Buch an manchen Stellen zu einer 1:1- Umsetzung von „Exit Racism“ von Tupoka Ogette gerät, bei der Schrocke einen Individual-Workshop gebucht hatte. Das macht das Buch sehr didaktisch und manchen Stellen überfrachtet. Rassismus wird doppelt gezeigt: In Person des selbstbewussten Benjamin, der sich gegen Rassismus in jeder Form wehrt und in Person von Elif, die gegen den antimuslimischen Rassismus vorgeht, weil die Umgebung nicht damit umgehen kann, dass sie ein Kopftuch trägt. Vieles ist leider sehr vorhersehbar. Schade ist auch, dass die Wendung am Schluss die Diskussion einfach abbricht, denn der Lehrer, der bislang als Rassist angegriffen wurde, stirbt plötzlich, woraufhin er sogar noch Mitleid der Lesenden erhaschen kann.
Das Buch eignet sich aber auf jeden Fall als Schullektüre, denn es ist sehr einfach geschrieben und erlaubt es, die eigene Position zu überdenken und verschiedene Sichtweisen auf den Alltag zu entlarven.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Annette Dr Kliewer; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 14.10.2023

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