Weil wir träumten

Schlagwörter

• Abenteuer
• Adoleszenz
• Krankheit
• Natur
• Reisen

Teaser

Einmal die Mitte des Lebens sehen, davon träumt die kranke Emma, als sie eine Reise mit ihrer Urgroßmutter nach Madagaskar unternimmt. Sonne, Strände, wilde Tiere, freundliche Menschen und Natur im Überfluss. Als Emma die gleichaltrige Fy kennenlernt, erlebt sie nach und nach die Schattenseiten des Paradieses.

Beurteilungstext

Madagaskar, die riesige Insel vor der afrikanischen Südostküste, ist uralt. Man sagt, sie sei nahe am Ursprung des Lebens, denn so lange es Leben auf der Erde gibt, gibt es auch Madagaskar. Dort findet man alles: tropischen Urwald, eine einzigartige Tierwelt, bunte Korallenriffe, weiße Strände. Und dorthin zieht es die kranke Emma für einen 3-wöchigen Urlaub in Begleitung ihrer Urgroßmutter Elise.

Emma ist herzkrank, die Eltern haben keine Zeit und wenig Verständnis für sie und diese Reise. Sie bevorzugen Europa, sind lieber in Italien oder am Bodensee. Den Langstreckenflug und diese wenig industrialisierte Insel halten sie eigentlich für viel zu gefährlich. Doch sie akzeptieren den Wunsch ihrer Tochter und vertrauen auf die Urgroßmutter, die darauf achtet, dass Emma alle ihre Medikamente regelmäßig nimmt, weil sie überlebenswichtig sind. Emma hat die meiste Zeit ihres Lebens in der sterilen Atmosphäre von Krankenhäusern verbracht. Ein Tapetenwechsel soll der 16-Jährigen gut tun.

In einer vollkommen fremden Welt gelandet, ist Emma von dieser sofort begeistert. In der Hotelanlage lernt sie die gleichaltrige Fy kennen, die dort arbeitet. Und obwohl sie aus so unterschiedlichen Welten kommen und Fy sogar schon ein kleines Kind hat, freunden sie sich an. Durch Fy sieht Emma nicht nur die touristische Seite von Madagaskar, sondern auch die der Einheimischen und deren Glauben an die Geister der Insel. Ein Abenteuer beginnt, das nicht nur die Schönheit der fremden und geheimnisvollen Welt zeigt, sondern auch die Brutalität und Armut des Landes.

Der Handlungsort verlagert sich während des Urlaubes weg vom Strand und den Annehmlichkeiten des Hotellebens. Emma entdeckt die große Stadt Tana. Sie folgt Fy dorthin, um deren Zwillingsbruder im Gefängnis zu finden, mit Medikamenten zu versorgen und dort rauszuholen. Die Reise ist für Emma gefährlich - mehrere Tage in einem überfüllten Bus, stickig und schlecht versorgt. Sie wird krank auf der Fahrt, im Fiebertraum erscheint ihr Fys Bruder, dem sie sich sehr nahe fühlt. Emma glaubt an die Geister der Insel, die auch sie auf dieser dramatischen Reise begleiten.

In den 16 Kapiteln des Buches wird die Geschichte der Mädchen abwechselnd erzählt. Emma schreibt ihre Erlebnisse in eine Art Reisetagebuch, während Fy die Geschichte ihres Lebens ihrem drei Monate alten Baby Onja erzählt. Die unterschiedlichen Erzählperspektiven werden durch unterschiedliche Schrifttypen verdeutlicht. Die einzelnen Kapitel haben eine angenehme Länge, geschrieben im Flattersatz. Antonia Michaelis zieht durch ihren Schreibstil und unerwarteten Wendungen die Leser*innen schnell in den Bann der Handlung. Erzählt wird zumeist im Präteritum und es gibt viel wörtliche Rede. Die Schriftgröße ist angemessen und zu Beginn eines jeden Kapitels ziert die Zeichnung einer exotischen Blüte die Seite. Auf dem Buchcover sind Portraits der beiden sehr unterschiedlichen Mädchen zu sehen, farblich so gestaltet, dass das zarte Grün die (Traum-)Welten der beiden Mädchen unterstreicht.

Erwähnenswert ist zudem, dass die Autorin selbst mehrere Jahre auf Madagaskar gelebt hat und sich dies nicht nur in den Kenntnissen über Orte und Kultur zeigt, sondern auch darin, dass sie das Leben auf dieser Insel mit allen Facetten den Leser*innen sehr nahe bringt. Ein berührendes Werk zum Nachdenken über eine besondere Freundschaft. „Weil wir träumten“ ist ein Jugendroman, der sehr bewegend die Licht- und Schattenseiten eines Paradieses zeigt. Die Geschichte von Emma und Fy hallt lange nach.
Der Roman ist ein Leseerlebnis für Jugendliche und junge Erwachsene!