Warum wir im Sommer Mückenstiche kriegen, die Schnecken unseren Salat fressen und es Regenbogen gibt

Autor*in
Boie, Kirsten
ISBN
978-3-8337-3381-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kehn, Regina
Seitenanzahl
40
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Hamburg
Jahr
2015
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Geschichte von Noah und seiner Arche wird von Kirsten Boie als modernes Märchen nacherzählt. Alter Stoff wird neu verwebt. Im Zentrum steht die Sintflut Gottes, der über die Streit- und Mordlust der Menschen erbost ist. Am Ende schenkt er Noahs Familie den Regenbogen als Zeichen des Friedens. Deutlich wird: alle Religionen sind sich einig, dass es Noah wirklich gegeben hat.

Beurteilungstext

"Warum wir im Sommer Mückenstiche kriegen, die Schnecken unseren Salat fressen und es den Regenbogen gibt" ist eine moderne Nacherzählung der Geschichte von Noah und seiner Arche. Kirsten Boie hat die alte Geschichte wieder aufleben lassen. Farbenprächtige Bilder von Regina Kehn unterstützen das Verständnis der Geschichte und zeigen die Vielfalt unserer Tierwelt. Wie der Titel des Bilderbuches verrät, werden mehr Geheimnisse der biblischen Erzählung thematisiert, als die Geschichte zunächst vermuten lässt.

Die Geschichte von Noah und seiner Arche hat eine lange Tradition. Vor 4000 Jahren, in den ersten Epen, ist die Geschichte bereits verzeichnet (im Antrahasis-Epos und im Gilgamesch-Epos). Bekannt ist die Geschichte uns zumeist auf Grund des 1. Buch Mose (7. Kapitel). Das erste Buch Mose wird auch Genesis genannt und ist das erste Buch des jüdischen Tanach sowie des christlichen Alten Testaments. Sowohl für das Judentum als auch für das Christentum haben Noah und seine Arche Bedeutung. Noah tritt allerdings auch im Koran auf, dem eine eigene Sure gewidmet ist. Noah tritt allerdings weniger als Schiffsbauer, sondern mehr als Gesandter Gottes auf, der das Strafgericht ankündigt. Diese Zusammenhänge führt uns Kirsten Boie mit einem Augenzwinkern, in kindgerechter Sprache und in verkürzter Darstellung vor Augen.

Kirsten Boie erzählt die Geschichte von Anfang an: Die Welt war schön, auch nachdem die Menschen aus dem Paradies vertrieben worden waren (wegen der Nascherei). Das Leben auf der Erde beschreibt sie als eine wahre Freude. Komisch nur, dass alle Tiere an einem Fleck wohnten, wo doch einige Tiere es warm und andere es kalt brauchen. Dennoch ist sich Boie sicher, so muss es gewesen sein, sind sich doch die Weltreligionen einig über die Geschichte von Noah und seiner Arche. Die Menschen auf der Erde verhielten sich leider ganz und gar nicht so, wie Gott es wollte. Sie stritten und führten Kriege. So kam es, dass Gott einen Entschluss fasste. Eine Sintflut sollte alle Menschen auslöschen.
Alle bis auf Noah und seine Familie, denn diese Familie war stets freundlich zueinander. Außerdem wurde Gott doch etwas traurig bei der Vorstellung, alles, was er erschaffen hatte, komplett auszulöschen. So forderte er Noah auf, eine Arche zu bauen, in der er seine Familie und von jedem Tier auf der Welt zwei (ein Männchen und ein Weibchen) vor dem Ertrinken retten sollte, um sie nach der Flut wieder freizulassen. Noah baute mit der Hilfe seiner drei Söhne ein Schiff, das groß genug sein sollte, um Gottes Wunsch zu erfüllen. Seine Söhne Hem und Sem waren sofort überzeugt, Japheth war zunächst zögerlich, aber helfen taten sie alle. Beim Besteigen des Schiffes wäre eine der Schnecken beinahe von der Giraffe zerdrückt worden. Im letzten Moment schaute die Giraffe doch nach unten und konnte rechtzeitig den Fuß neben und nicht auf die Schnecke setzen. Das Gedränge, das sich beim Besteigen der Arche nicht verhindern ließ, lief zum Erstaunen friedlich ab. Als alle Tiere auf dem Schiff angekommen waren, begann die Sintflut: vierzig Tage und vierzig Nächte sollte es dauern, bis die Tiere und Menschen wieder an Land gehen konnten. Die Tiere, Menschen und deren Umgebung an Land wurden vom Wasser verschlungen. Japheth hatte sich allerdings noch einen Scherz erlaubt, er hatte gegen Gottes Wunsch Mücken mit an Bord geschmuggelt. Als sie von Bord gingen, plagte ihn ein schlechtes Gewissen und die Sorge vor Gottes Strafe. Dieser aber lächelte darüber hinweg. Zum Zeichen des Friedens zwischen Gott und den Menschen schenkte er ihnen den ersten Regenbogen. Fortan galt die Abmachung, dass es keine Sintflut mehr geben sollte und die Menschen nicht mehr so viel streiten sollten.

Am Ende wissen wir LeserInnen die Antworten auf den Titel des Bilderbuches: Japheth hat uns die Mücken mit auf die Arche geschmuggelt, weswegen wir heute noch Mückenstiche bekommen. Die Giraffe hat in letzter Sekunde beim Besteigen der Arche die Schnecke unter ihrem Fuß bemerkt und sie nicht zerdrückt, weswegen die Schnecken heute noch unseren Salat fressen. Der Regenbogen ist ein Zeichen des Friedens zwischen Gott und den Menschen.

Kirsten Boie schreibt in einem anschaulichen und verständnisvollen Stil. Insbesondere die Kommentare der Autorin, die Teilaspekte über Interaktionen zwischen Noah und seinen Söhnen und die Erkenntnisse bezüglich der Titelfragen erlauben einen tieferen Einblick in Noahs Geschichte, als die biblische Erzählung hergibt. Gott wird als Person erlebbar, der aus Gefühlen heraus handelt. Das Bilderbuch ist im pädagogischen Kontext, insbesondere in der Grundschule im Religionsunterricht gut einsetzbar. Zum Kennenlernen einer biblischen Geschichte, aber auch zum gemeinsamen Weiterarbeiten. Im Anschluss können die Textstellen gelesen werden, aus den religiösen Schriften, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Aber auch als Ausgangspunkt für gemeinsames Philosophieren ist die Geschichte von Noah spannend, auf Grund des Aspekts, dass es die Geschichte in den drei Weltreligionen gibt. Insofern bietet sich z.B. das Philosophieren über den Ursprung von Religionen und deren Bedeutung an.

Das Bilderbuch ist als Vorlesebuch zuhause sowie im pädagogischen Kontext sehr zu empfehlen.
Lisa Martje Koch

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Diese Rezension wurde verfasst von lko; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 24.03.2016

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