Tomi Ungerer Incognito - Edition 2018

Autor*in
Ungerer, Tomi
ISBN
978-3-8401-4880-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ungerer, Tomi
Seitenanzahl
14
Verlag
KV&H
Gattung
Ort
Unterhaching
Jahr
2017
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
49,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Der großformatige Kalender zeigt eindeutig Kunst, auch wenn die Bilder heute nicht mehr aufregen, aus einer anderen Zeit stammen. Eine weitere Facette von Tomi Ungerers Gesamtwerk.

Beurteilungstext

Tomi - eigentlich Jean Thomas - Ungerer zeigt viele und sehr unterschiedliche Facetten in seinen Arbeiten. Er zeichnet für Heidi und das Liederbuch fast süßlich, denkt sich für seine Kinderbilderbücher Geschichten voller Hintergründen aus und schafft entsprechende Illustrationen, er zeigt seine ganz eigene Sichtweise in seinen erotischen Zeichnungen, die eher abstoßen mit der Darstellung von ‚harter Arbeit'. Nicht zufällig kommt man nur über Umwege in den Kellerraum im Ungerer-Museum in Straßburg.

Eine noch einmal andere Sicht erlebt man im ‚unbekannten' Tomi Ungerer. Die Ausstellung im Kunsthaus Zürich und im Folkwang-Museum in Essen im Herbst 2015 und Frühjahr 2016 zeigten seine bissigen Collagen, die nicht nur ein bisschen böse sind. Auf dem Ausstellungsplakat für Zürich sehen wir eine liegende, dralle und in großen Teilen nackte Miss Liberty - der Kalender spart diesen Offsetdruck aus dem Jahr 1967 aus und beschränkt sich in der Auswahl aus den 178 Werken auf 13 Collagen, von denen die des Titelbilds sehr beeindruckend ist: Eine schwarz-weiß-silbrig gebunden Krawatte ersetzt den Kopf eines Mannes im weißen Anzug. Das Türkis des Hintergrundes findet sich in einem Einstecktuch und den Manschetten des Hemdes wiederfinden. Die kurze Zigarre in der rechten Hand gaukelt deutlich gekünstelt durch einen roten runden Sticker Glut vor. Nur auf den ersten Blick erscheint es so, als säße dieser Mann auf einem toten Zebra. Kopf gleich Krawattenknoten und Sitz gleich totes oder sterbendes Zebra schaffen Kontrapunkte und ein ganz ungutes Gefühl im Betrachter, bilden eine Art Anklage der gutsituierten Gesellschaft gegen die Ausnutzung und Zerstörung der Natur.

Leider haben die Collagen für die einzelnen Monate - die Zahlenreihe am unteren Rand ist sehr zurückhaltend gestaltet - nicht die Klasse des Titels, auch wenn man sie in die Zeit der Entstehung setzen und beurteilen muss. Da haben viele Einzelheiten ganz offensichtlich gezielt gegen Tabus verstoßen. Heute sind die Bilder Zeitzeugnis eines Mutigen, der sich nicht um schnellen Ruhm kümmerte.

Der Kalender darf gern in einem Kunstraum hängen, in dem Schüler der Sekundarstufe II sich (auch) um den Kunstbegriff streiten dürfen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.10.2017

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