Thabo und Emma. Diebe im Safari-Park

Autor*in
Boie, Kirsten
ISBN
978-3-8337-4107-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Sprecher*in
Umfang
39  Minuten
Verlag
Gattung
AudioErstlesebuch
Ort
Hamburg
Jahr
2020
Alters­empfehlung
6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
10,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Eine CD zum Erstlesebuch, interessant gelesen von Karl Menrad.

Beurteilungstext

"Thabo und Emma. Diebe im Safari-Park" ist als Buch in der Erstlesereihe "Lesestarter" des Oetingerverlags erschienen und dort der 3. Lesestufe zugeordnet. Nun wurde das Buch von Karl Menrad eingelesen. Erstlesebücher haben eigentlich den Zweck, dass Kinder die Bücher selbst lesen. Sie nehmen in Sprache und Struktur Rücksicht auf Kinder, die noch im Leselernprozess sind, z. B. durch eher kürzere Sätze und einen sorgfältigen Umgang mit dem Lesewortschatz. Ziel ist es, dass Kinder das Erlebnis haben, selbst ein Buch lesen zu können. Warum braucht es dann aber ein Hörbuch zu Erstlesebüchern? Oder anders herum gefragt: Was kann dieses Hörbuch leisten für Kinder im Leselernprozess? Auf diese Frage möchte ich am Ende der Rezension zurückkommen.

Zunächst die Story:
Die beiden Kinder Thabo und Emma begleiten eine Touristengruppe auf eine geführte Tour durch den Lionspark in Swaziland und treffen auf einen älteren Mann, der sein Handy sucht. Thabo kommt der Verdacht, dass es gar nicht verlorengegangen ist, sondern geklaut wurde. Und so kann er mit Hilfe von Emma, dem alten Mann und Inspector Gwebu eine Bande von Handydieben überführen, die an der Parkkasse Touristen abziehen.
Aufbau und Spannungskurven sind insgesamt für ein Erstlesebuch gelungen, auch wenn der Anfang etwas langsam ist. Gut ist, dass manch naheliegend erscheinende Lösungen, wie die, dass eine Affenhorde die Handys geklaut hat, sich als falsch erweisen.
Wer andere Thabo-Geschichten von Boie kennt, wird keine Probleme haben, in die Welt der beiden Kinder einzutauchen. Für Kinder, die diese Geschichten nicht kennen, ist es nicht einfach, den Handlungsrahmen am und in einem Nationalpark mit Safaris im Süden Afrikas zu erfassen, zumal im Hörbuch die Illustrationen fehlen, die das ein oder andere "Fremde" veranschaulichen. Die Detektivgeschichte und der Handlungsablauf hingegen können leicht nachvollzogen werden und sind - gemessen an den Textumfängen für Erstlesebücher - angemessen und spannend entfaltet. Aber gilt das auch für das, was Kinder in diesem Alter als Hörbuch rezipieren können? Für die Reduktion der Erzählhandlung wurde in diesem Band auf eine wesentliche Figur aus der Thabo-Reihe verzichtet: Den Aids-Waisen Sifiso, der als Dritter im Bunde mit Thabo und Emma einen wesentlichen Anteil an der Lösung der anderen Fälle hat. Schade, dass diese Figur fehlt.

Die Erzählweise
Wer die Thabo-Reihe von Boie kennt, weiß auch, dass diese von der etwas umständlich-komischen Erzählweise des Ich-Erzählers Thabo geprägt ist. Sie macht die Bände besonders, hebt sie aus der Menge der Kinderkrimis heraus. In den entsprechenden Hörbüchern wird dieser Perspektive von Hendrik Kleinschmidt als kindlichem Leser hervorragend ausgefüllt. Leider hat Boie für das hier besprochene Buch/Hörbuch die Erzählperspektive geändert, denn ein extradiegetischer Erzähler schildert das Geschehen in kurzen, meist einfachen Sätzen. Dabei bleibt die Erzählperspektive nah an Thabos Handlungen, über wörtliche Rede werden teilweise Gefühle und Gedanken transportiert. Karl Menrad gelingt es mit seiner Stimme, das Erzählte lebendig zu machen. Intro, Outro und Zwischenspiel mit "Safari-Musik" sind hingegen etwas störend. Die Musik wirkt wenig authentisch, gibt lediglich einen Ruhepol in die doch immerhin fast 40 Minuten Zuhörzeit.

Braucht es dieses Hörbuch?
a) Nein. Boie gelingt es gut, die Sprache an die Bedürfnisse von Kindern im Leselernprozess anzupassen. Inhaltlich werden jedoch große Reduktionen im Vergleich zu den anderen Thabo-Büchern vorgenommen, die vor allem (vermeintlich) dem technischen Lesevorgang im Wege stehen. Kinder, die dieses Buch lesen können, können komplexere Bücher hörend rezipieren, auch, weil sie meist Erfahrungen aus Vorlesesituationen mit solch komplexeren Büchern haben und zahlreiche Hörbücher und (Kinder-)Filme mit deutlich anspruchsvolleren Plots kennen. Die sprachliche und inhaltliche Redundanz sollte also auf den Leseprozess begrenzt sein. Wenn Kinder ein Hörbuch mit Thabo-Geschichten hören wollen, sollten sie die "richtigen" Thabo-Geschichten hören. Sie sind spannender und fangen die Welt in Swaziland deutlich besser ein. Zudem können sie dort die wirklich spezielle Erzählfigur Thabo genießen.

b) Ja. Weniger für den privaten Gebrauch als vielmehr für die Gestaltung von Leselernsituation kann es sinnvoll sein, dass Kinder parallel zum eigenen Lesen auch die CD nutzen können. Um etwas zu Lesendes vor-zu-hören oder um den Leseprozess dadurch zu entlasten, dass einzelne Kapitel nicht selber gelesen werden sondern gezielt von der CD gehört werden. Als schulisches Differenzierungsmaterial ist die CD also eine gute Ergänzung zum Erstlesebuch. Umstritten ist, ob das (laute oder leise) Mitlesen beim Hören leseförderlich ist.

Insgesamt kann also resümiert werden, dass Karl Menrad das Buch gut einliest, allerdings bleiben Zweifel, ob Hörbücher von Erstlesebüchern notwendig und sinnvoll sind. Kinder, die im Leselernprozess sind und spannende Thabo-Geschichten hören wollen, sollten lieber die Kinderbuch-Hörbücher ("Der Nashornfall", "Die Krokodilspur" und "Der Rinderdieb") hören.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 04.09.2020

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