Thabo und Emma. Diebe im Safari-Park

Autor*in
Boie, Kirsten
ISBN
978-3-7891-1067-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Bohn, Maja
Seitenanzahl
60
Verlag
Oetinger
Gattung
Buch (gebunden)Erstlesebuch
Ort
Hamburg
Jahr
2019
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Thabo und Emma lösen einen Fall: Handydiebe sind in einem Nationalpark in Swaziland unterwegs. In einfachen Sätzen erzählt Boie eine Detektivgeschichte für fortgeschrittene Erstlesende.

Beurteilungstext

Kirsten Boie hat schon einige Kinderkrimis geschrieben und auch im Erstlesebuchschreiben hat sie Meisterliches geschaffen - man denke nur an die wunderbare Reihe um King-Kong, das Meerschweinchen. Zudem hat Boie drei hervorragende umfänglichere Kinderkrimis rund um Thabo und seine Welt in Swaziland geschrieben. Und: sie ist eine der bekanntesten Kinderliteraturschriftstellerinnen im deutschsprachigen Raum. Damit ist der Maßstab, mit dem man hier messen sollte, recht hoch gehängt. Können die hohen Erwartungen erfüllt werden?

Die Story:
Die beiden Kinder Thabo und Emma begleiten eine Touristengruppe auf eine geführte Tour durch den Safaripark in Swaziland und treffen auf einen älteren Mann, der sein Handy sucht. Thabo kommt der Verdacht, dass es gar nicht verlorengegangen ist, sondern geklaut wurde. Und so kann er mit Hilfe von Emma, dem alten Mann und Inspector Gwebu eine Bande von Handydieben überführen, die an der Parkkasse Touristen abziehen.
Aufbau und Spannungskurven sind insgesamt für ein Erstlesebuch gelungen, auch wenn der Anfang etwas langsam ist. Gut ist, dass manch naheliegend erscheinenden Lösungen, wie die, dass eine Affenhorde die Handys geklaut hat, sich als falsch erweisen.
Wer Thabo-Geschichten z. B. von den Hörspielen kennt, wird keine Probleme haben, in die Welt der beiden Kinder einzutauchen. Für Kinder, die diese Geschichten nicht kennen, ist es nicht einfach, den Handlungsrahmen am und in einem Nationalpark mit Safaris im Süden Afrikas zu erfassen. Die Detektivgeschichte und der Handlungsablauf hingegen können leicht nachvollzogen werden und sind - gemessen an den Textumfängen für Erstlesebücher - angemessen und spannend entfaltet. Für die Reduktion der Erzählhandlung wurde in diesem Band auf eine wesentliche Figur aus der Thabo-Reihe verzichtet: Den Aids-Waisen Sifiso, der als Dritter im Bunde mit Thabo und Emma einen wesentlichen Anteil an der Lösung der anderen Fälle hat. Schade, dass diese Figur fehlt.

Die Erzählweise
Wer die Thabo-Reihe von Boie kennt, weiß auch, dass diese von der etwas umständlich-komischen Erzählweise des Ich-Erzählers Thabo geprägt ist. Sie macht die Bände besonders, hebt sie aus der Menge der Kinderkrimis heraus. Leider hat Boie für das hier besprochene Buch die Erzählperspektive geändert, denn ein extradiegetischer Erzähler schildert das Geschehen in kurzen, meist einfachen Sätzen. Dabei bleibt die Erzählperspektive nah an Thabos Handlungen, über wörtliche Rede werden teilweise Gefühle und Gedanken transportiert.

Die Sprache
Das Buch wird vom Oetinger-Verlag einer selbst definierten 3. Lesestufe zugeordnet, empfohlen von Mitte Klasse 2 bis Ende Klasse 3. Der formulierte Anspruch (auf der Cover-Rückseite) ist: Einfacher Satzbau, fortgeschrittenes Textniveau und mehr Text als Förderung der Lesefähigkeit. Der Satzbau ist wenig herausfordernd, der Textumfang ist für Kinder, die am Übergang vom mühsamen Erlesen kurzer Texte zu einem flüssigen Lesen sind, gut gewählt. Der Text kommt in mehrfacher Hinsicht Leseanfänger*innen entgegen: Die Einteilung in 19 Kapitel schafft eine sinnvolle Untergliederung des Buches in kleinere Leseabschnitte. Einige längere Komposita werden durch Bindestrichschreibungen (z. B. "Pfoten-Abdrücke") für das Lesen übersichtlicher. Trotzdem bleiben auch Herausforderungen. Dies sind vor allem Wörter, die aus dem Kontext der Handlung in Swaziland abgeleitet sind. Der Name "Inspector Gwebu" fordert nicht nur durch die ungewöhnliche Buchstabenkombination im Namen heraus, sondern auch durch die englische Schreibweise der Berufsbezeichnung. Gelegentliche Wörter in siSwati (der Sprache, die in Swaziland am weitesten verbreitet ist) sind auch für erwachsene Lesende noch eine Herausforderung: Wie spricht man "Ngiyacolisa" richtig aus? Und was heißt es? Richtig: "Entschuldigung". Solche Wörter bleiben jedoch eine Ausnahme und am Ende des Buches gibt es für sie eine Übersetzung bzw. Erläuterung.

Fazit
Kirsten Boie beherrscht ihr Handwerk und legt ein Erstlesebuch vor, das sicher viele Kinder im Lesen weiterbringen wird. Im Spagat zwischen kinderliterarischem Erzählen und den Anforderungen an ein Erstlesebuch überzeugt die Adaption der Thabo-Welt in das Erstlesebuchformat allerdings wenig. Vielleicht wäre eine Detektivgeschichte mit einer ganz eigenen Welt und Figuration besser gewesen?

Christoph Jantzen

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 29.09.2019

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