Steine auf dem Küchenbord

Autor*in
Lindgren, Astrid
ISBN
978-3-7891-4136-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
88
Verlag
Oetinger
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2000
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Eine Sammlung von Gedanken, Erinnerungen und Einfällen Astrid Lindgrens

Beurteilungstext

"Steine auf dem Küchenbord" - ein Titel, den man nur versteht, wenn man Astrids Rede "Niemals Gewalt" anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels kennt. Da geht ein Stück darin so:
>>Jenen aber, die jetzt so vernehmlich nach härterer Zucht und strafferen Zügeln rufen, möchte ich das erzählen, was mir einmal eine alte Dame berichtet hat. Sie war eine junge Mutter zu der Zeit, als man noch an diesen Bibelspruch glaubte, dieses "Wer die Rute schont, verdirbt den Knaben".
Im Grunde ihres Herzens glaubte sie wohl gar nicht daran, aber eines Tages hatte ihr kleiner Sohn etwas getan, wofür er ihrer Meinung nach eine Tracht Prügel verdient hatte, die erste in seinem Leben. Sie trug ihm auf, in den Garten zu gehen und selber nach einem Stock zu suchen, den er ihr dann bringen sollte. Der kleine Junge ging und blieb lange fort. Schließlich kam er weinend zurück und sagte: "Ich habe keinen Stock finden können, aber hier hast du einen Stein, den kannst du ja nach mir werfen."
Da aber fing auch die Mutter an zu weinen, denn plötzlich sah sie alles mit den Augen des Kindes. Das Kind musste gedacht haben, "Meine Mutter will mir wirk-lich weh tun, und das kann sie ja auch mit einem Stein."
Sie nahm ihren kleinen Sohn in die Arme, und beide weinten eine Weile gemeinsam. Dann legte sie den Stein auf ein Bord in der Küche, und dort blieb er liegen als ständige Mahnung an das Versprechen, das sie sich in dieser Stunde selber gegeben hatte: "NIEMALS GEWALT!" >>
Es ist eine schöne, schichte Sammlung von Astrid Lindgrens Gedanken, Tagebuchaufzeichnungen, Erinnerungen, Aussprüchen und aphorismenhaften Werk-auszügen, die in diesem kleinen Buch zusammengestellt wurde, ohne jede Illustration, die vom Wort hätte ablenken können. Ein Büchlein, das man nicht von vorn bis hinten durchliest, das man aber immer wieder zur Hand nimmt und darin zu blättern, ein paar Seiten zu lesen, um es wieder hinzulegen und innerlich bereichert darüber nachzudenken, was sie mit ihren einfachen Worten an großen Botschaften vermittelt hat. Alles, was sie sagt, diese Astrid Lindgren, wird auf einmal ganz einfach und einsichtig.
Und es ist alles drin, in diesem Büchlein: die Astrid, die der entschwundenen Jugend nachtrauert und der Idylle ihrer Kindheit; die Astrid, die sich mit Krieg und Frieden auseinandersetzt und schließlich immer mehr mit dem Tod ("man muss leben, damit man sich mit dem Tod anfreundet"); die Astrid, in deren Leben Freude und Leid dicht beieinander lagen und die als Siegerin aus dem Kampf hervorging; die Astrid, deren Leben ein leidenschaftliches Plädoyer war, dass Kinder Bücher hatten und sie lasen.
Humorvolles, Heiteres, unendlich Leichtes steht neben melancholischer Nach-denklichkeit und Traurigem, überlagert von der Einsicht, dass das Leben so ist, wie es ist und als solches gelebt werden muss, mit seinen Höhen und Tiefen.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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