Selma tauscht Sachen. Opaleben

Autor*in
Baltscheit, Martin
ISBN
978-3-948690-13-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Becker, Anne
Seitenanzahl
88
Verlag
Kibitz Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Comic
Ort
Hamburg
Reihe
Selma tauscht Sachen
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
FreizeitlektüreVorlesen
Preis
15,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Selma hat, so ist auf dem Rückentext von Baltscheits & Beckers Comicbuch zu lesen, die Fähigkeit, mit Sachen zu tauschen. In „Opaleben“ tauscht sie den Körper mit einem fremden, alten Mann. Freiwillig ist dieser Tausch allerdings nicht, eher ein Versehen, dem ein lautstarkes gegenseitiges Unverständnis vorausgeht. Im Verlauf der Geschichte erleben die Leser*innen mit, wie sich die beiden gegensätzlichen Charaktere in den fremden Lebenswelten, in die sie hineingeworfen werden, zurechtfinden. Dabei müssen sie zahlreiche überraschende Situationen, von den dritten Zähnen bis zum Tortenkönig bestehen, bevor am Ende ein Rücktausch beide mit einem neuen Blick aufeinander wieder in ihr eigenes Leben entlässt.

Beurteilungstext

Das bekannte Thema, in den Schuhen eines anderen zu gehen, um ihn besser verstehen zu können, wird in Martin Baltscheits und Anne Beckers Comicerzählung „Opaleben“ (der Titel „Selma tauscht Sachen“ verweist hierbei auf weitere Bücher einer Reihe) durch die geradezu zauberhafte Verwünschung „Gut, dann tauschen wir“ umgesetzt. Ebenso scheint die Reaktion des Umfelds auf das seltsame Verhalten der Vertauschten aus einer Märchenwelt zu stammen, in der das Unglaubliche und Merkwürdige ohne größeren Widerspruch angenommen wird. Während das seltsame Verhalten des alten Werner von Bekannten und Verwandten noch einigermaßen verständlich als senile Verschrobenheit abgetan wird, fällt es schon schwerer, die Reaktionen von Selmas Eltern zu akzeptieren. Selbst völlig unerklärliche Fähigkeiten der vertauschten Selma werden von ihnen als blühende Fantasie und Einfühlungsvermögen angesehen. Leider verliert die Darstellung der Grundidee hinter der Erzählung durch diesen Bruch deutlich an Konsistenz. Den Vertauschungszauber einfach uneingeschränkt als wahrhaftig in die Erzählung zu integrieren, wäre im narrativen Rahmen wesentlich stringenter gewesen.

Deutlich eindeutiger ist die Position, die die Geschichte, nicht überraschend für ein Kinderbuch, für die Perspektive der Protagonistin einnimmt. Viel mehr als über Selma als Person erfahren die Leser*innen über ihre Entdeckungen über den alten Werner: seine altersbedingte Gebrechlichkeit, seine zunehmende Verwahrlosung und die Distanz zu seiner Familie. Auch wenn der Blick auf den alten Mann im Körper des Mädchens gerichtet wird, dreht sich das Gespräch zwischen ihm und Selmas Eltern hauptsächlich um seine Vergangenheit. Auf diese Weise wird das Buch zwar dem Anspruch gerecht, einem kindlichen Publikum die Perspektive eines alten Menschen näher zu bringen, das Verhalten Selmas wird allerdings kaum reflektiert.

Wer nach einem kindgerechten Zugang zum Thema Generationenkonflikt sucht, ist mit „Opaleben“ aufgrund dieser Einseitigkeit nicht gut beraten. Außerdem lässt sich der Eindruck eines deutlichen pädagogischen Zeigefingers nicht von der Hand weisen, wenn Selma in der einführenden Figurencharakterisierung in den Mund gelegt wird, dass sie mit allem tausche, was sie nicht verstehe, und danach ein bisschen schlauer sei.

Ein deutlich positiverer Aspekt sind die Illustrationen von Anne Becker. Einfach ausgeführt und deutlich strukturiert sind die Figuren aufgrund einer ausgeprägt dargestellten Mimik und Körpersprache schon auf der Bildebene gut zu lesen und bieten ein großes, lustiges Identifikationspotential, das die Geschichte selbst leider zu großen Teilen vermissen lässt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von NIK; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 31.03.2023

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