Running Man
- Autor*in
- Bauer, Michael Gerard
- ISBN
- 978-3-312-00975-6
- Übersetzer*in
- Birgitt, Kollmann
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 267
- Verlag
- Nagel & Kimche
- Gattung
- –
- Ort
- Zürich
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 14,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Joseph, ca. 14-15 Jahre alt, ist ein introvertierter Junge. Bei einer liebevollen, aber eher ängstlichen Mutter lebend, vermisst er seinen Vater, der auf weit entfernten Baustellen unterwegs ist. Die Begegnung mit dem Nachbarn Tom Leyton führt ihn zu neuen Einsichten und Entwicklungen.
Beurteilungstext
Der junge Protagonist ist fast ein Eigenbrötler. Kontakte zu Schulkameraden oder gleichaltrigen Freunden scheint er kaum zu haben. Als im Kunstunterricht seiner Schule ein Projekt ansteht, in dem ein Fremd-Porträt erstellt werden soll, fragt ihn die Nachbarin Caroline, ob er nicht ihren Bruder Tom porträtieren wolle. Um diesen Mann ranken sich allerlei Gerüchte, doch Joseph gelingt es in einem langen Prozess ebenso zögerlicher wie faszinierter Annäherung, den psychisch zutiefst verletzten Mann aus seiner Isolierung zu locken. Als Tom am Ende dieses Weges stirbt, ist Joseph eine weite Strecke gegangen auf seinem Weg zum Erwachsen-Werden und dem vorurteilsfreien Annehmen anderer Menschen, auch wenn sie nicht gängigen Klischees entsprechen.
Mit subtiler Empfindsamkeit, Sensibilität für die Probleme pubertierender Jungen und die Extrem-Stuation von Außenseitern entwickelt der Autor nicht nur die sehr verschiedenen Charaktere, sondern beschreibt auch minutiös- spannend die Annäherung zwischen dem Jungen und dem menschenscheuen Nachbarn, der schlimme, prägende Erlebnisse aus dem Vietnam-Krieg und deren Folgen nie wirklich aufarbeiten konnte. Toms einst vielfältige Interessen haben sich reduziert auf die Züchtung von Seidenraupen - und hier ergibt sich für Joseph ein Anknüpfungspunkt, den er trotz mancher Rückschläge und Enttäuschungen konsequent verfolgt. Es entwickelt sich eine scheue Freundschaft zwischen dem alternden Mann mit seinen gestorbenen Idealen und seinen psychischen Verletzungen und dem Jungen, der in Tom eine Art Vater-Ersatz findet. Die Annäherung der beiden so verschiedenen Menschen ist nicht krisenfrei, doch als Tom in Josephs Armen stirbt, kann der Junge - zwar unter starken Verlustgefühlen, doch auch getröstet -Abschied nehmen - und einen Teil seines Dankes an den “running man” weitergeben, der ein ähnlich extremes Schicksal zu verkraften hat wie Tom. Die genaue, behutsame, sensibel-zögerliche Sprache zieht den Leser wie in einem sanften Sog in die Handlung hinein, die nach außen wenig spektakuläre Ereignisse bietet, umso stärker und nachvollziehbarer aber innere Prozesse und Entwicklungen abbildet. SEHR empfehlens- und lesenswert vor allem für Jungen ab ca. 13/14 Jahren.