Rotkäppchen muss weinen

Autor*in
Hanika, Beate Teresa
ISBN
978-3-596-85336-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
223
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 14jährige Malvine ist sehr allein, denn ihre beste Freundin ist 2 Wochen im Urlaub. Deshalb wird das Martyrium, welches das Mädchen schon seit Jahren durchlebt, für sie unerträglich. Erst Seite für Seite wird dem Leser klar, dass Malvine von ihrem Großvater sexuell missbraucht wird. Selbst als sie beschließt, sich aktiv dagegen zu wehren, ist niemand aus der Familie bereit, ihr zu glauben. Erst als sie mit ihren Freunden darüber redet, zeichnet sich Hoffnung ab.

Beurteilungstext

Beate Teresa Hanika hat mit dem Buch "Rotkäppchen muss weinen" ein Buch vorgelegt, das den Leser betroffen macht. Es ist das erste Buch der jungen deutschen Autorin, und es ist schon von ungeheurer Reife. Dies bekunden ja auch die Preise, die dieses Buch schon erhalten hat, und dies zeigt natürlich auch die Nominierung zum Deutschen Jugendliteraturpreis, die 2010 vorgenommen wurde. Und trotzdem lässt das Buch den Leser zwiespältig zurück, und ich denke, dies ist bewusst von Hanika so gewollt.
Im Zentrum des Buches steht die 14jährige Malvine. Wir lernen sie am Beginn des Buches kennen, und sie ist zu diesem Zeitpunkt verzweifelt. Anfangs ist man allerdings eher dazu geneigt, dies der Tatsache zuzuschreiben, dass die beste Freundin 14 Tage verreist und damit die wichtigste Bezugsperson für Malvine nicht greifbar ist. Stück für Stück und Seite für Seite kann jeder Leser und jede Leserin erleben, wie durch zusätzliche Informationen wie in einem Puzzle ein Bild entsteht, welches den Anfangseindruck revidiert und eine grausame Wirklichkeit öffentlich macht. Malvine wurde über viele Jahre systematisch von ihrem Großvater sexuell missbraucht.
Interessant an dem Buch ist, dass die Handlung aus der Perspektive von Malvine erzählt wird. Man kann so erleben, wie auch der Hauptfigur selbst erst im Verlaufe der Handlung bestimmte Dinge klar werden und Bewertungen sich verändern. So merkt sie erst im Verlaufe der Handlung, welche verzweifelte, aber auch kritikwürdige Rolle ihre eigentlich geliebte und bereits verstorbene Großmutter gespielt hat, die vom Missbrauch nicht nur gewusst hat, sondern ihn teilweise sogar beförderte, um sich selbst vor dem tyrannischen Großvater zu schützen. Besonders betroffen macht das Buch vor allem, als Malvine beginnt, die Wahrheit laut vor ihrer Familie auszusprechen. Aber niemand glaubt ihr. Im Gegenteil, ihr Vater zwingt sie, noch häufiger den Großvater zu besuchen und zu versorgen. Auf eine der Fahrten dahin begegnet ihr ein Junge mit dem eigenwilligen Spitznamen Klatsche. Klatsche ist einer der ersten, der bemerkt, dass etwas mit Malvine nicht stimmt. Da er sich durch nichts zurückweisen lässt, ist er auch da, als Malvine jemanden braucht, um das Geheimnis zu offenbaren. Und damit ist der Bann gebrochen, und Malvine beginnt, die Situation schrittweise zu bewältigen.
Und trotzdem bleibt Zwiespältigkeit. Da wird zum einen der Großvater wegen eines Herzanfalls von der Autorin sehr zeitig aus der Handlung genommen, und man weiß nicht, ob er für seine Taten sühnen muss oder ob er sie zumindest bereut. Auch die Familiensituation von Malvine bleibt weitgehend offen. Gerade die Personen, die ihr die ganze Zeit nicht glaubten und dadurch den Konflikt forcierten, werden ebenfalls nicht mehr gezeigt. Und so bleibt der Leser oder die Leserin mit vielen Fragen allein.
Genau darin liegt aber auch ein Vorteil des Buches. Hanika gelingt es so, gängige Klischees zu vermeiden. Es gibt kein happy end, aber es gibt am Ende Hoffnung. Dadurch gelingt es ihr in besonderer Weise, Authentizität zu erzeugen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ns.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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