Roter Zorn

Autor*in
Blobel, Brigitte
ISBN
978-3-570-12954-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
240
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2006
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein Sirren in den Ohren, hinter der Stirn ein Rauschen, unfähig zu denken, blutrote Farbe, die ihr den Blick verschleiert - das empfindet Mara, wenn ihre Sicherungen mal wieder durchbrennen. Die 15-jährige Schülerin leidet unter diesen Aussetzern, die sie immer wieder regelrecht heimsuchen und sie brutal und aggressiv werden lassen. Als sie Tibor kennenlernt, scheint sich in ihrem Leben etwas zu bewegen, der ‚rote Zorn' jedoch behält sie fest im Griff...

Beurteilungstext

Das Handlungsgerüst von Brigitte Blobels Roman dürfte vertraut wirken: ein junges Mädchen kämpft mit den Umständen, in die sie hineingeboren wurde. Da sind auf der einen Seite die depressive Mutter, die sich weigert, die Wohnung zu verlassen, der arbeitslose Vater, der das Trinken anfängt, der schmierige Vermieter, der Mara zu nötigen versucht, sowie als Schauplatz eine trostlose Siedlung im Essener Süden. Auf der anderen Seite stehen Maras engagierte Lehrerin, Frau Schümann und der einfühlsame Tibor, denen Maras Schicksal am Herzen liegt.
Dennoch bewegt sich ‚Roter Zorn' fern jeglicher Klischees. Das liegt vor allem an der Schonungslosigkeit, mit der die Autorin Maras Geschichte erzählt. So ist man als Leser schockiert über die Brutalität, die Mara während ihrer Aggressionsschübe entwickelt. Daneben gelingt es Brigitte Blobel jedoch ebenso, Verständnis für ihre Protagonistin zu wecken, indem sie einfühlsam schildert, was in dem Mädchen vorgeht, wenn der Zorn sie überkommt.

Ein Happy End gibt es für Mara und Tibor konsequenterweise zunächst nicht. In dem Glauben, es handele sich um seine Freundin, mit der er sie betrügt, schlägt Mara Tibors Schwester nieder, sodass diese ihr weiteres Leben unter Umständen im Rollstuhl verbringen muss. Tibor wendet sich daraufhin von Mara ab. Für Mara scheint dieses Ereignis jedoch ein Wendepunkt zu sein und sie entschließt sich zu einer Therapie.

‚Roter Zorn' ist ein sehr einnehmendes und verstörendes Buch. Es beschäftigt sich mit dem Problem Gewalt auf eine einfühlsame, subjektive Weise, indem es die persönliche Geschichte einer Gewalttäterin erzählt. Da Brigitte Blobels Roman dabei weder ausschließlich anprangert noch einseitig für Verständnis wirbt und darüber hinaus fern von Klischees betroffen macht, bietet er zahlreiche echte Diskussionsanlässe. Ausgesprochen empfehlenswert!


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Diese Rezension wurde verfasst von fie.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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