Roter Zorn
- Autor*in
- Blobel, Brigitte
- ISBN
- 978-3-570-12954-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 237
- Verlag
- –
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2006
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Mara ist oft wütend und zornig, auf sich selbst, auf ihre depressive Mutter, auf ihre Mitschüler und eigentlich auf alle. Sie kann sich oft nur schwer beherrschen und als sie dann den Jungen, in den sie verliebt ist, mit einer anderen sieht, rastet sie völlig aus und schlägt das Mädchen fast halbtot.
Beurteilungstext
Realistisch und schnörkellos erzählt Blobel von einer fiktiven Mara, die in einer trostlosen Wohnsiedlung am Rande von Essen lebt. Diese Mara könnte in jeder x-beliebigen Stadt leben, ihre Familienverhältnisse (arbeitsloser, saufender Vater, hilflose Mutter, perspektivlose Schulkarrieren usw.) sind typisch für die "Looser" in dieser Gesellschaft, die ohne gescheiten Schulabschluss, die Hartz IV-Empfänger, die Gescheiterten.
In diesem Milieu kämpft sie um sich, entwickelt eine zarte Liebe zu einem Gymnasiasten und weiß doch nicht wohin mit all der inneren Leere und dem überwältigenden Hass und dem Zorn, der sie immer wieder zu überwältigen droht. Der einzige Lichtblick in der Erwachsenenwelt ist ihre Klassenlehrerin, der zu Liebe sie ab und zu in der Schule erscheint. Frau Schümann gibt ihr ein wenig das Gefühl, dass das Leben einen Sinn hat. Sie hat eine sympathische und unterstützende Art mit den Jugendlichen umzugehen, so dass diese ihr vertrauen und sich wertgeschätzt fühlen. Sie ist schließlich auch diejenige, die Mara nach ihrem Gewaltausbruch annimmt und aufnimmt, so dass sie ihr Verbrechen gegen das Mädchen eingestehen und auch Reue und Schuld empfinden und ausdrücken kann. Das Buch endet mit einem Briefwechsel zwischen Mara und den Eltern des verletzten Mädchens, das - welche Ironie des Schicksals - ausgerechnet die Schwester ihres Freundes ist. Es ist kein Happy-End, aber eines, das Hoffnung zulässt für Mara.
Die Autorin, die unentwegt Jugendbücher - vor allem für Mädchen - schreibt, nimmt sich hier des bisher jugendliterarisch noch wenig bearbeiteten Themas weiblicher Gewalttätigkeit im jugendlichen Alter an. Junge Männer dominieren zwar nach wie vor deutlich die Jugendkriminalitätsstatistik, aber nicht ohne Sorgen beobachtet man in letzter Zeit eine Zunahme von Gewalttätigkeit von Mädchen, die in diesem Ausmaß bisher unbekannt war, sowohl was die zahlenmäßige Beteiligung angeht als auch was die Heftigkeit solcher gewalttätiger Ausbrüche angeht. Mehr Mädchen als früher richten ihre Aggressionen und ihren Zorn, ihren Hass und ihre Hilflosigkeit in Gewaltexplosionen nach außen, gegen andere, Schwächere.
Blobel gelingt dabei ein sensibles Portrait eines solchen Mädchens, das gefangen ist in diesen Gefühlen, versucht herauszukommen und es zunächst nicht schafft - das wäre sicherlich auch wenig realistisch.
Nicht ganz sicher bin ich mir, ob die hoffnungsvolle Figur einer solchen Lehrerin im wirklichen Leben existieren könnte. Was wird aus den Maras, Nicoles und Tatjanas dann??
Sehr lesenswert!