Romys Salon

Autor*in
Bos, Tamara
ISBN
978-3-8369-5626-0
Übersetzer*in
Kluitmann, Andrea
Ori. Sprache
Holländisch/Niederlä
Illustrator*in
Baan, Petra
Seitenanzahl
192
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hildesheim
Jahr
2018
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Oma ist komisch in letzter Zeit. Verschwundenes Geld, verdrehte Zahlen und Dänischfetzen aus der Vergangenheit. Was ist nur los?

Beurteilungstext

Romy hat eigentlich gar keine Lust: Seit Mama und Papa sich getrennt haben, muss sie nach der Schule immer zu Oma Stine in den Friseursalon. Manchmal darf sie Kaffee kochen oder den Salon fegen, aber wirklich spannend sind die Tage nicht. Allerdings ist irgendetwas anders in letzter Zeit: Oma versteckt Geld, kommt bei der Abrechnung durcheinander und spricht immer wieder auf Dänisch von ihrer Kindheit am Meer. Romy macht sich Sorgen, erzählt aber niemandem etwas, denn eigentlich ist es schön, dass Oma sie jetzt braucht und Romy richtig helfen kann. Doch Oma wird immer ungeduldiger mit den Kund*innen, schläft mitten am Tag und steht plötzlich im Nachthemd im Salon. Schließlich schaltet sich Mama ein und bald steht fest: Oma ist dement. Von heute auf morgen gibt es den "Salon Stine" nicht mehr und Oma wohnt jetzt im Pflegeheim. Dort geht es ihr immer schlechter, sodass Romy zu einer drastischen Maßnahme greift...
Tamara Bos (Nominierung Deutscher Jugendliteraturpreis 2014) erzählt die Geschichte um Romy und Oma Stine aus einer kindlich-naiven Perspektive. In einem Vor- und Nachwort wendet sich die Ich-Erzählerin Romy direkt an ihre Leser*innen und verkündet: Ihre Geschichte ist traurig, aber auch schön. Diese dialogische Rahmung erzeugt eine emotionale Erwartungshaltung, irritiert und nimmt die Leser*innen direkt mit hinein in die Geschehnisse, was durch das Präsens als Erzähltempus unterstützt wird. Prägnant, gutgläubig, hoffnungsvoll und doch immer fragend erzählt die Protagonistin von ihrer Oma. Dabei gelingt es Tamara Bos hervorragend, darzustellen, dass sich nicht nur Oma Stine im Verlauf der Geschichte aufgrund ihrer Krankheit verändert, sondern vor allem auch Romy. In ihrem zunehmenden Verantwortungsbewusstsein ihrer Oma gegenüber wächst sie über sich selbst hinaus. So gehen die Weisheit im Umgang mit ihrer Großmutter und die kindlichen Grenzen des Verstehens Hand in Hand, ohne sich zu widersprechen. Der Titel "Romys Salon" steht demnach nicht nur für Romys Traum, später auch einmal Friseuse zu sein, sondern verdeutlicht auch die liebevolle Beziehung zwischen Enkelin und Großmutter sowie das zunehmende Pflichtgefühl, welches Romy gegenüber ihrer Oma empfindet. Insgesamt sind Tamara Bos' Darstellungen dabei nicht übertrieben, sondern zeigen große Sensibilität für die Gefühle und Gedanken aller Beteiligten, für das Bedingungsgefüge, das Menschen lähmt oder aktiviert. "Romys Salon" erzählt demnach über weit mehr als „nur“ den Umgang mit Demenz. Dabei findet sich das Motiv des Kindes, das den Erwachsenen im Handeln, Denken und Einfühlen überlegen ist und durch eine gewagte Aktion der Situation entkommen und die Aufmerksamkeit der überforderten Eltern zurückgewinnen möchte, z.B. auch bei „Mittwochstage“ von Sylvia Heinlein.
Die Textebene wird durch Vignetten der Illustratorin Petra Baan unterstützt. Mit Bildern im Stil des Scherenschnitts wird jedes neue Kapitel eingeleitet. Dabei lassen sich viele Gebrauchsgegenstände aus dem Friseursalon finden: Kämme, Lockenwickler, Scheren, Haarklammern. Einzelne Elemente davon erscheinen auch auf dem Cover, das auf blauem Hintergrund in der Komplementärfarbe Orange eine junge Meerjungfrau zeigt. Diese lässt mit dem Föhn und der Schere in der Hand die verschiedenen Schauplätze bzw. Elemente der Geschichte erahnen und lädt mit ihrem irritierenden Charakter zu ersten Vorstellungsbildungen, z.B. bei einer Coverbetrachtung im Kreisgespräch, ein.
Einfühlsam und dabei nicht belehrend oder verurteilend erzählt "Romys Salon" von einem Schicksal, das tausende betrifft und zeigt: Gemeinsam findet sich ein Weg. Sehr zu empfehlen!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von anre; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 15.11.2019

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