Ravna. Die Tote in den Nachtbergen

Autor*in
Herrmann, Elisabeth
ISBN
978-3-570-17609-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
464
Verlag
cbj/cbt
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Roman „Ravna. Die Tote in den Nachtbergen“ folgt dem ersten Thriller mit dem Titel „Ravna. Tod in der Arktis“, in dem die Hauptfigur Ravna bereits bei den Ermittlungen mit Rune Thor rund um die Ermordung Olle Tryggs ihr Wissen als Samin und die Kenntnisse ihrer verstorbenen Ur-Großmutter Léna über die Samen zielführend einsetzen kann. Es schließt sich der Band "Ravna. Arktische Rache" an.
Der Roman beginnt damit, den schicksalshaften Partyabend nachzuzeichnen, an dem das Mädchen Linnéa auf geheimnisvolle Weise verschwindet. Dabei wird die Perspektive Linnéas gewählt, genauso wie auch bei den anderen Rückblicken. Bei diesem ersten Rückblick und erzählt, wie sich Ravna und Linnéa zum ersten Mal bei einer Sommerparty begegnen. Später soll sich in einem weiteren Rückblick herausstellen, dass Ravna und Linnéa noch kurz vor ihrem Tod Kontakt hatten und Linnéa Ravna in kindlicher Sprache ein Geheimnis mitteilen wollte. Eigentlich wollte Linnéa das emotionale Durcheinander, das sie bei der Sommerparty angerichtet hatte, wieder richten, doch dies soll ihr nicht gewährt sein.
In der Gegenwart des Romans kehrt Ravna in ihre samische Heimat zurück, um dort ihrer Mutter bei dem jährlichen Rentiertrack im Mittsommer auf den Sommerweiden in den Nachbergen zu helfen. Doch schon schnell ist sie als Studentin der Polizeihochschule in Oslo, also als angehende Polizistin gefragt. Als sich Ravna nämlich bei der Suche nach einem verirrten Rentier verletzt, sitzt sie in der Bärenschlucht fest und leidet Todesängste. Mutig und mit allerletzter Kraft kämpft sie sich aus der Höhle hervor und entdeckt dann eine Mädchenleiche. Sie ist sich sicher, dass es sich dabei um ein seit bereits seit zehn Jahren vermissten Mädchen handelt. Ihren Namen hat sie nicht vergessen: Linnéa.
Ravna, selbst Samin, muss nun mit dem umstrittenden Kommisar Rune Thor in der eigenen Heimat recherchieren. Sie wird vor verschiedene persönliche und berufliche Herausforderungen gestellt. Ihre Liebesbeziehung gerät ins Wanken und sie muss sich auch mit ihrer Mutter auseinandersetzen, in deren Fußstapfen sie nicht getreten ist und somit anders als ihre Mutter sich entschiedenen hat, die uralten (Familien) traditionen nicht fortzusetzen. Innerfamiliäre Konflikte drohen das Lebenswerk der Mutter zu zerstören.
Ihre Distanz, gleichzeitige Verbundenheit mit den Samen und deren Skepsis ihr gegenüber sind in den Ermittlungen eine Chance und Gefahr zugleich, gerade auch wegen der Frage, ob Ravna wirklich unbefangen ermitteln kann. Und es stellt sich die Frage: Kann das lang gehütete Geheimnis um den Mord gewahrt werden oder setzt sich schließlich Recht und Gesetzt durch und alles kommt ans Licht?

Beurteilungstext

„Dunkel. Mystisch. Geheimnisvoll“ wird die Fortsetzung von „Ravna. Tod in der Arktis“ angekündigt und hält, was sie verspricht. Elisabeth Hermann gelingt es einen Nordic All – Age – Roman zu schreiben, der zunächst mal als Thriller ganz viel Spannung bringt. Gleichzeitig erhält der Leser Einblicke in die samische Kultur und Sprache. Manchmal werden auch spirituelle Anspielungen gemacht. Stellenweise entsteht durch eine sehr lyrische Sprache auch eine ganz eigene, besondere Atmosphäre. Immer wieder nimmt die Geschichte unerwartete Wendungen und es werden falsche Fährten gelegt. Man glaubt, den Täter entlarvt zu haben und muss sich wieder korrigieren, bis man an den Punkt kommt, gar keine Vermutungen mehr aufstellen zu können. Manch einem mag dies langatmig wirken und den anfangs aufgebauten Spannungsbogen stören. Gleichzeitig geben diese Verwirrspiele die Schwierigkeit der Ermittler und somit auch Ravna wieder, die „Wahrheit“ zu finden. Und es ist ja auch im Interesse mancher Beteiligter in der Geschichte, eben die Wahrheit nicht ans Licht kommen zu lassen. Um das Ereignis nach und nach zu verstehen, gibt es immer wieder Flashbacks, die in kursiver Schrift vom sonstigen Fließtext abgesetzt werden. Wie in einem Logbuch oder einem Tagebuch werden Ort, Datum und die Tageslänge vorausgeschickt
In diesem Roman werden unterschiedliche Haltungen uralter Familien- und Stammtraditionen gegenübergestellt. Es wird aber auch aufgegriffen, wie manche für das eigene Glück und das der Nahestehenden bis ans Äußerste gehen. Wie weit darf man für sein eigenes Glück auf Kosten anderer gehen und steht das Wohl einer Gemeinschaft über der Gerechtigkeit? Das sind zentrale Fragen, die mit diesem Roman aufgeworfen werden. Zudem steht auch das Thema der unerfüllten, verletzten, enttäuschten bzw. verblassten Liebe im Vordergrund. Darüberhinaus wird beschrieben, wie verschiedene Frauen auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, Schmiede ihres Glücks zu werden. Im Jahre 2023 wird dieser Roman mit dem Glauser-Preis ausgezeichnet und somit als besonderer Krimi gewürdigt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Isabelle Zeitinger; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 30.10.2023

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