Perfect Copy Die zweite Schöpfung

Autor*in
Eschbach, Andreas
ISBN
978-3-401-05425-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
247
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2002
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wolfgangs Vater wollte Musiker werden, wurde dem Wunsch der Familie entsprechend aber Arzt, ein sehr erfolgreicher. Nun soll sein Sohn stellvertretend der berühmte Musiker werden. Der Vater tut alles, um seinen ehrgeizigen Wunsch zu erfüllen, auch als der Sohn sich widersetzt und verschwindet. Der zweite Sohn soll auch nur den Traum des Vaters erfüllen. Ein spannender Thriller um Individualität und die Möglichkeiten der modernen Reproduktionstechnik.

Beurteilungstext

Wolfgang ist ein gehorsamer Sohn. Er erfüllt sein Tagespensum so wie der Vater es für ihn plant. Neben Schule und Cello bleibt ihm kaum frei Zeit - und die wird ziemlich streng kontrolliert. Lieblos und kalt ist die Atmosphäre im Haus des erfolgreichen Arztes -es scheint sich alles um die mit Sicherheit kommende Weltkarriere von Wolfgang zu drehen. Und dann tauchen plötzlich Gerüchte auf. Einer Pressemeldung zufolge gibt es in Deutschland einen Klon -in Wolfgangs Alter. Ein deutscher Wissenschaftler soll ihn vor 16 Jahren mit Hilfe eines Spezialisten aus Kuba geschaffen haben. Man weiß, dass Wolfgangs Vater zu der Zeit mit dem Kubaner zusammengearbeitet hat. Der Klon wird in Wolfgangs stiller Stadt gesucht. Und mit einem Male wacht Wolfgang auf - er nimmt eine distanziertere Haltung zu seinen Eltern ein, beginnt zu fragen, sucht Zusammenhänge, will das Leben seiner Eltern vor seiner Geburt erforschen. Ein irritierendes Foto setzt ihn auf eine Spur. Er erkennt sich auf dem Foto, kennt aber den Raum nicht, in dem es gemacht wurde, kann sich auch an die Situation nicht erinnern. Kurzum, Wolfgang findet heraus: Er ist ein Klon - der seines verschwundenen Bruders, von dem er bis dahin nie gehört hat und der ein erfolgversprechender Cellist war. Die Obsession seines Vaters hat diesen alle Schranken durchbrechen lassen.
Mit der allmählichen Entfernung von den Zwängen des Vaters wächst auch Wolfgangs Zweifel an seiner Bestimmung zum Musiker. Er ist gut, aber er hat keinen Spaß am Musizieren. Ein Mathewettbewerb weckt sein Interesse. Er arbeitet dafür mit einem sehr selbständigen Mädchen zusammen, die ihm Mut zum Ausbrechen gibt. Ein furioses Finale führt zum erlösenden Ende.
Eine bis zum Schluss spannende und erschreckende Geschichte. Was geschieht, wenn ein Mensch nur noch sich selbst wichtig nimmt. Hier ist ein Vater, der seine Söhne benutzt, ihnen keine eigene Individualität zugesteht. Sie sollen ausschließlich das Werkzeug der Erfüllung seines Traums sein. Dieser Mann kennt für sich keine Grenzen mehr und hat dabei längst eine Grenze überschritten, er ist kein Mensch mehr. Und nachdenklich macht Wolfgangs Schicksal - er ist ein Klon, daran gibt es keinen Zweifel. Aber ist er deshalb von minderem Wert? Muss man ihn vom Unterricht ausschließen, wie es die Schulleitung beim ersten Verdacht auf Wunsch der Eltern tut? Ist ein Klon immer noch ein Mensch? Der Leser erlebt Wolfgang als irritierten, verletzten und verzweifelten jungen Menschen. Man leidet mit ihm, möchte ihn beim Widerstand gegen den Vater unterstützen. Wolfgang ist ein Mensch - ein besonders mutiger, wie sich herausstellt. Nach all dem Geschehen bittet er sich Bedenkzeit aus - er will über seine Zukunft nicht vorschnell entscheiden, er will erst einmal herausfinden, was er wirklich will, wer er ist.
Das verwickelte Geschehen, die Besessenheit des Vaters wird für den Leser allmählich erkennbar -es geht ihm dabei wie dem ahnungslosen Wolfgang. Je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr durchschaut er die völlig absurden Zusammenhänge, erkennt den Zustand des Vaters. Hinter der vorbildlichen Fassade wohnt das Grauen. Alle Personen werden lebendig, man lebt mit ihnen. Mutter, Mitschüler, Lehrer - man meint sie zu kennen. Und es gibt keine Längen, die Geschichte beginnt ganz normal und gewinnt zunehmend an Tempo.
Ein sehr menschlicher Roman zum Thema Reproduktionstechnologie. Da wird Neugierde geweckt, man will mehr wissen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Pfn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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