Nirgendwo in Berlin

Autor*in
Hanika, Beate Teresa
ISBN
978-3-596-85405-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
270
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Krimi
Ort
Frankfurt
Jahr
2011
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
13,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht die 15-jährige Greta mit ihrer Mutter nach Berlin. Greta ist von Anfang an gegen diese Entscheidung. Doch die einsamen und langweiligen Sommerferien dauern nicht lange an, denn plötzlich stellt eine Chatbekanntschaft Gretas Leben auf den Kopf. Das Mädchen aus dem Chat verschwindet spurlos. Mit ihrer Nachbarin startet Greta eine Suchaktion. Sie ahnen nicht, in welche gefährliche Lage sie sich damit bringen: Das Verbrechen geschieht direkt vor ihrer Haustür …

Beurteilungstext

Schon auf der ersten Seite wird deutlich: Greta ist gegen ihren Willen mit ihrer Mutter nach Berlin gezogen. Sie befürchtet, dass sie sich die ganzen Sommerferien schrecklich langweilen wird, da sie in Berlin niemanden kennt. Sie möchte lieber wieder zurück in ihre kleine Heimatstadt und nicht in einem alten Hochhaus in Berlin Prenzlauer Berg wohnen. Doch dies ist nicht das einzige Problem von Greta. Sie wird zudem von ihrer Mutter, die nach ihrer Scheidung ein ganz neues Leben beginnen möchte, vernachlässigt. Ihre Mutter beschäftigt sich lieber mit ihrem neuen Job als Journalistin, anstatt auf die Gefühle der Tochter einzugehen. Noch dazu fängt sie eine Affäre mit ihrem Chef an, was Greta als sehr peinlich empfindet. Die Probleme des Mädchens werden sehr lebensnah dargestellt, sodass sich junge Leser leicht mit der Protagonistin identifizieren können. Auch die Tatsache, dass sich Greta aus Langeweile in Chatrooms aufhält, hat Hand und Fuß. Mit Beginn ihres Aufenthalts in den Chatrooms wird eine klare Linie zwischen der realistischen und der virtuellen Welt gezogen, was besonders am Beispiel von Gretas Nachbarin, der 13-jähringen Cindy, deutlich wird. Greta findet heraus, dass Cindy in der virtuellen Welt lügt, um ihr eigentliches Leben zu vertuschen und bei den anderen Jugendlichen Eindruck zu schinden. Der Leser kommt an einigen Stellen in den Genuss, die wirklichkeitsgetreuen Chatgespräche "live" mitverfolgen zu können.
Der Roman ist in mehrere Kapitel unterteilt: Die längeren Kapitel, die den Titel "Greta" tragen, sind in der Ich-Perspektive verfasst. Dadurch kommen ihre Gefühle - Ängste und Zweifel - immer wieder sehr deutlich zum Ausdruck. Besonders gelungen sind Hanikas Einschübe: kurze Kapitel, die den Titel "Parzival" tragen. Parzival ist der Entführer von Pampolina, die Greta im Chatroom kennenlernt. In diesen Abschnitten erhält der Leser einen Einblick in die Welt von Parzival. Sie sind in der auktorialen Erzählperspektive verfasst. Auch wenn diese Einschübe schwer zu lesen sind und undurchdringlich erscheinen, so hat dies einen besonderen Sinn: Die Leser erhalten in diesen Kapiteln einige Einblicke in das Innenleben eines psychisch gestörten Täters. Zunächst empfindet der Leser noch Mitleid für Parzival, da seine schwere Vergangenheit geschildert wird und zunächst auch noch nicht deutlich ist, dass er der Täter ist. Doch dieses Mitleid verwandelt sich später in Angst und Abneigung. Die krankhaften Gedanken und Taten von Parzival sind verwirrend, aber dennoch so realistisch dargestellt, dass der Leser eine Gänsehaut bekommt, da er ihnen so nah ist.
Die Parzival-Kapitel haben noch eine weitere Funktion: Sie erzeugen eine enorme Spannung, die sich während des Romans aufbaut. So erfährt der Leser mehr, als Greta und Cindy bei ihrer Suche nach Pampolina wissen. Er erkennt, dass es sich bei dem Täter um einen psychisch kranken Menschen handelt, der zu allem bereit ist. Der Leser erfährt außerdem nach und nach ein wichtiges Detail: Es handelt sich bei dem Täter um Mikesch, der nicht nur Gretas Nachbar ist, sondern auch ihre erste große Liebe. An den ergreifenden Stellen gelingt es der Autorin mit ihren telegrammartigen Sätzen, dass dem Leser geradezu der Atem stockt. Die Situation spitzt sich zu, als Greta ebenfalls in die Hände von Mikesch gerät und mit Pampolina in einer einsamen Waldhütte gefangen gehalten wird.
Dieser Jugendroman überzeugt besonders durch seine enorme Spannung und seine Lebensnähe. Er schafft den Gefahren der medialen Welt, denen besonders junge Mädchen ausgesetzt sind, Aufmerksamkeit und ist daher sehr empfehlenswert.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von lz.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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