Lisas Geschichte Jasims Geschichte

Autor*in
Boie, Kirsten
ISBN
978-3-596-80544-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Waechter, Philip(Umschlag)
Seitenanzahl
191
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
5,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Lebenswelt von zwei Jugendlichen wird abwechselnd, zum Teil in Form von Briefen und Tagebucheinträgen geschildert: Lisa will sich nicht an den Umzug ihrer Familie in die Großstadt gewöhnen. Jasim lebt in einer Sammelunterkunft und wartet (vergeblich)auf die Genehmigung seines Asylantrages.

Beurteilungstext

Man merkt dieser Neuausgabe - abgesehen von den stark veränderten Kommunikationsmöglichkeiten - kaum an, dass sie fast 20 Jahre alt ist. Kirsten Boie betont in ihrem Nachwort, dass die Situation für Flüchtlinge kaum verändert ist, und sie äußert den Verdacht, dass Wichtiges im Leben von Jugendlichen gleich geblieben ist.
Die Hin- und Her-Geschichte, die abwechselnd von Lisa und Jasim erzählt, macht krass deutlich, wie unterschiedlich ihre Lebensbedingungen und ihre Alltagsprobleme sind. Während von Jasim nur spröde und karg berichtet wird, entfaltet Lisa ihre Gefühle und Sorgen breit. Das scheint sowohl ein Gender-Problem zu sein als auch ein Ausdruck dafür, wieviel wichtiger Pubertäts- und Beziehungsprobleme in einer hochindustrialisierten Gesellschaft, die auf Individualisierung setzt, genommen werden. Gleichzeitig sieht man daran die unterschiedlich entwickelten sprachlichen Entfaltungsmöglichkeiten und die innere Isolation Jasims.
Lisas Wahrnehmung ist geprägt durch die Ablehnung ihrer neuen Situation, ihre Schulleistungen fallen in der neuen Schule ab, sie verhindert Kontakte, da sie ihren alten Schulfreundschaften nachtrauert und vermisst besonders ihren “Knuddel-Maik”. Ihre privaten Befindlichkeiten nehmen sie so in Anspruch, dass sie weder die Anpassung(auch die politische) ihrer Eltern an die neue Umgebung, noch das gesellschaftliche Engagement ihres Bruders wahrnimmt. Erst ganz am Ende geht sie zu einem multikulturellen Fest, mit dem gegen Abschiebungen und drohende Schließung der Sammelunterkunft protestiert wird, in der Jasim bis zur Ablehnung seines Asylantrages lebt. Nur zufällig begegnen sich die beiden Titelfiguren, als Jasim abhaut, um als Illegaler in den Untergrund zu gehen. Jasims kurze Charakterisierung am Anfang des Buches umklammert den gesamten Text, denn am Ende wiederholt sie sich: “Es heißt man soll sich nicht umdrehen, wenn man geht” und angesichts seiner Trauer muss er sich zur Hoffnung zwingen.
Boies Geschichte bietet viele Möglichkeiten der Annäherung an die Personen, der Empathieübung und der Anschlusskommunikation beim Verwenden als Klassenlektüre und kann weiter empfohlen werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von verh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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