Jasmin Behringer - Ich und die Kanzlerin
- Autor*in
- Baltscheit, Martin
- ISBN
- 978-3-414-82225-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 130
- Verlag
- Boje
- Gattung
- –
- Ort
- Köln
- Jahr
- 2009
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,95 €
- Bewertung
Teaser
Auf dem Weg ins Berufsleben ist das Praktikum ein guter Weg, Einblicke in den angestrebten Job zu bekommen. Jasmin Behringer will Kanzlerin werden. Also, vielleicht. Erst einmal will sie aber wissen, was eine Kanzlerin so alles macht. Eine Woche im Kanzleramt - ein Erlebnisbericht.
Beurteilungstext
Ihre Klassenkameraden haben sich bereits entschieden, wo sie diese Woche verbringen werden. Ein Ausflug in das potentielle Tätigkeitsfeld nach der Schule. "Jan arbeitet in einer Gärtnerei. Julika hospitiert im Krankenhaus, Mara sitzt für eine Woche in der Kanzlei ihrer Mutter und Kiki mistet unten im Pferdehof den Stall aus. Ich habe keine Ahnung, was ich werden will." Eines ist allerdings sicher, in das Unternehmen ihres Vaters will sie nicht einsteigen. "(...) der ist nämlich Bestatter. Bestatter in der dritten Generation. Ich habe kein Problem damit, es ist ein ehrenvoll und man arbeitet mit Menschen. Aber ich denk mir was ohne Tränen." Und so bleibt schließlich noch der Onkel in Berlin. Der ist da ein "hohes Tier". Jasmins Idee vom Praktikum bei der Kanzlerin schmettert er zwar anfänglich ab, doch es klappt schließlich und so fährt die vierzehnjährige in die Hauptstadt.
Zeitung lesen im Morgengrauen, Mappen verteilen zum Frühstück, Fototermin am Vormittag, Obst essen immer zwischendurch - die Arbeit der Politik ist vor allem eine Fleißarbeit. Ziemlich schnell begreift Jasmin, dass sie der Kanzlerin nicht wirklich zur Seite stehen kann, dass es keine Geheimtüren gibt und auch sonst nichts spannendes passiert. Gelernt hat sie trotzdem. Zum Beispiel etwas über die Problematik des Mindestlohns, die Beharrlichkeit von Politikern oder die Wichtigkeit jedes Einzelnen in einer Demokratie. Und Jasmin hat noch etwas verstanden: "Jasmin Behringer taugt nicht zur Kanzlerin. Danke, Praktikum. Danke, Kanzler. Euer Beruf ist etwas für Übermenschen. Ich mach was mit Blumen oder gehe Menschen beerdigen, da sind die wichtigsten Entscheidungen schon getroffen."
Mit viel Witz und süffisantem Humor erzählt Martin Baltscheit von jugendlichen Träumereien aus dem Reich der Mächtigen und dem realen Fleiß der Zuarbeiter in einem Kanzleramt. In Fußnoten lesen wir Definitionen zur Architektur des Kanzleramtes ("Porschegrün ist die Lieblingsfarbe von einem der Architekten."), zur Kunst im Kanzleramt, zu politischen Abkürzungen, demokratischen Begriffen, wirtschaftlichen Ideen und kulinarischen Gepflogenheiten. Ganz nebenbei und ohne namentlich genannt zu werden, streift Baltscheit das politische Geschehen aus Merkels erster Amtsperiode, blickt auf die Ahnengalerie der gewesenen Kanzler der Republik und gibt Hinweise auf informative Websites ("Ich empfehle das ausführliche Protokoll: www.bundestag.de"). Wer sich Stichpunkte machen möchte zum eigenen Berlinbesuch, Fragen an die Kanzlerin festhalten will, Visionen für den Weltfrieden notieren oder einfach nur die besten Restaurants und Kneipen der Großstadt auflisten will, für den gibt es leere Seiten im Anhang. Und wenn auch Jasmin am Ende sicher ist, dass sie nicht in die Politik gehen wird, so macht "ihr" Praktikumbericht den einen oder die andere sicher neugierig. (Leider kann man nicht wirklich ein Praktikum bei der Kanzlerin machen...) Gelernt haben wir am Ende auf jeden Fall alle was. Und Spaß hatten wir auch!