Im Spinnennetz

Schlagwörter

• Abenteuer
• Historisches

Teaser

Im Sommer 1890 wollen preußische Polizeibeamte den 16-jährigen David wegen staatsfeindlicher Handlungen verhaften. Für die Vertreter der Staatsmacht ist der Fall klar: Davids Großvater sitzt schon seit Jahren in Plötzensee, einer der größten Haftanstalten Berlins ein, weil er sich für mehr Demokratie eingesetzt hat. Seine Mutter zeichnet Bilder, die die Situation der Arbeiter und Armen realistisch darstellen, sein Onkel ist Arzt und behandelt Patienten teilweise umsonst; alles Sozialisten?

Beurteilungstext

Der vorliegende Roman zeichnet das Bild einer uns heute fremden Welt um die Jahrhundertwende. Die sozialen Unterschiede des aufblühenden Industriezeitalters führten zu politischen Reaktionen, die von den Kaisertreuen nicht erwünscht waren. Die Gründung der Sozialdemokratischen Partei (SPD) und anderer Arbeiterparteien war den Machthabern ein Dorn im Auge. Mittels der Sozialistengesetze versuchte man die Aktiven auszuschalten und sperrte sie ins Gefängnis. Pressezensur und Bespitzelung waren an der Tagesordnung.
Dies ist der Rahmen des dritten Teils einer Familiensaga. Die Liebesgeschichte zwischen David und Anna ist der rote Faden, der durch die Geschichte im historischen Sinne führt. Gleichzeitig erfährt man sehr viel über die gesellschaftlichen Bedingungen des wilhelminischen Zeitalters. Die sozialen Unterschiede klafften immer mehr auseinander und forderten politisches Handeln heraus. Somit ist dieses Buch auch als Aufruf zu sozialem Engagement und politischem Denken zu verstehen. Heute kann man sich glücklich schätzen, dass Pressefreiheit und Meinungsäußerung verfassungsrechtlich verankert sind, nicht zuletzt deshalb, weil es Menschen in der Vergangenheit gab, die dafür gekämpft haben. In diesem Sinne schreibt der Autor Klaus Kordon spannend und gleichzeitig sehr detailliert und informativ. Vielleicht werden sogar eher Erwachsene als Jugendliche zu diesem Roman greifen.