Und alles neu macht der Mai

Autor*in
Kordon, Klaus
ISBN
978-3-407-75602-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
443
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Weinheim
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
22,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Das Tagebuch eines jungen Mädchens über Flucht, Kriegsende und Neubeginn – authentisch, sachlich und emotional zugleich. Ein bewegendes Zeitzeugnis der damals heranwachsenden jungen Generation.

Beurteilungstext

In Anlehnung an seine bekannte „Wendepunkte“-Trilogie erzählt Klaus Kordon in diesem Jugendroman das Schicksal einer Familie, die kurz vor Kriegsende aus dem von Deutschland besetzten Polen vor der vorrückenden Roten Armee flieht und in dem zerstörten Berlin nicht bei Verwandten bleiben kann. Der Vater ist an der Front und die Mutter wird mit den Kindern auf einem Bauernhof in einem niedersächsischen Dorf einquartiert. Von der Bäuerin und den Dorfbewohnern abgelehnt, bemüht sich die Familie unter schweren Bedingungen und bei harter Arbeit im Dorf Fuß zu fassen. Nach der Rückkehr des Vaters ermöglicht der Wiedereinstieg in seinen Beruf, verbunden mit der Zuweisung einer eigenen Wohnung in Frankfurt, einen wirklichen Neubeginn.
Der Jugendroman ist als ein sehr persönliches, sehr ehrliches, sehr berührendes Tagebuch des während der Nazi-Zeit aufgewachsenen jungen Mädchens Rena verfasst. Sie schreibt es für ihre kleine Schwester Jutsch, die sich nicht an die Zeit erinnern wird. Aber auch als ein für sie notwendiges Selbstgespräch „Das ist, als ob ich mit mir selbst rede oder mir was erzähle.“ Rückblenden mischen sich mit aktuell Erlebtem, Gedanken und Sehnsüchten, wobei es Klaus Kordon trotz des erheblichen Altersunterschieds eindrucksvoll gelingt, sich in die Seele dieses jungen Mädchens hineinzuversetzen.
Rena übernimmt mit tapferem Pragmatismus früh Verantwortung, entlastet die Mutter, kümmert sich um ihre zwei jüngeren Brüder und voller Zärtlichkeit um Jutsch, die sie immer wieder persönlich anspricht „Du, Jutsch, auf meinem Arm, wie still du warst!“
Eingeflochten in den Roman ist eine sich zart und vorsichtig entwickelnde Liebe zwischen Rena und dem Sohn des Dorfpastors Klaas, dessen Vater von den Nazis umgebracht wurde. Ganz anders sozialisiert und betroffen als Rena, klärt Klaas sie nach und nach über die Zusammenhänge und Auswirkungen des Krieges und des Naziterrors auf. Damit einher gehen eigene Erkenntnisse und Erfahrungen, die Rena im Laufe der Zeit sammelt. Obwohl ganz im Sinne des Nationalsozialismus von ihren Eltern erzogen, verspürt Rena schon früh vage Zweifel an der Nazi-Ideologie „Und kann das denn sein, dass fast die ganze Welt im Unrecht ist und nur wir im Recht sind?“. Nun werden die Zweifel zur Gewissheit. Mutig und in der Hoffnung auf Ehrlichkeit hinterfragt Rena die Haltung ihrer Eltern und konfrontiert sie damit. Während die Mutter dafür zugänglich ist, verharrt der Vater in seiner Verteidigungshaltung. Der Ältere der beiden Brüder geht seinen ganz eigenen Weg. Diese Konflikte belasten das familiäre Miteinander erheblich und lassen sich bis zum Schluss nicht lösen. Von Klaas wird Rena räumlich getrennt. Beide verlassen das Dorf. Ob es eine gemeinsame Zukunft für sie gibt, bleibt am Ende des Romans offen.
Vor dem historischen Hintergrund stehen das berührende persönliche Erleben und Empfinden der handelnden Personen ganz im Vordergrund und erzeugen beim Leser Betroffenheit und viel Empathie. Durchgehend besteht eine dichte und spannend fesselnde Atmosphäre, wobei der unprätentiöse Stil entlastend wirkt, ohne die Verbrechen der Nazi-Zeit zu verharmlosen. Eingängig formulierte, häufig verkürzte Sätze passen zu dem Tagebuchformat und wechseln mit ausformulierten Passagen mit wörtlicher Rede, sodass sich das Buch gut und flüssig liest.
Als Nachwort werden Fakten insbesondere durch Zahlen eindrucksvoll belegt.
Der Inhalt dieses Romans umfasst eine vielfach aufgegriffene Thematik. Das herausragende Merkmal dieses Romans ist aber, dass er für Jugendliche aus der Sicht einer 16-Jährigen erzählt wird und damit einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen für die junge Generation leistet.
Klaus Kordon gilt als „Chronist der deutschen Geschichte“ des 19. und 20. Jahrhunderts in der Kinder- und Jugendliteratur. Für viele seiner Bücher und sein Gesamtwerk wurde er mit bedeutenden nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von swi; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 29.10.2021

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