Hadscha, ich und der Himmel über der Pampa
- Autor*in
- Kordon, Klaus
- ISBN
- 978-3-407-75434-9
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 237
- Verlag
- –
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Weinheim Basel
- Jahr
- 2018
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 17,95 €
- Bewertung
Teaser
Matti ist gefrustet. Matti nimmt sein Fahrrad und flüchtet in ein kleines Dorf, in dem er mit seinen Eltern einen Urlaub verbrachte. Er hofft, Inka wieder zu treffen.
Beurteilungstext
Klaus Kordons Initiationsroman handelt von einem 15-jährigen Jungen, Matti, der aus Frust über die Schule, über seine Freundin Jessi und über seine Eltern mit dem Fahrrad aus Berlin in die Pampa flieht. Der Ort seines Exils bedeutet für Matti eine Insel der Glückseligkeit. Denn hier verbrachte er vier Jahre zuvor mit seinen Eltern einen Urlaub, in dem er, das ein Jahr ältere Mädchen Inka, kennenlernte. Auf einem selbstgewählten Abenteuerspielplatz – ein verlassener Bauernhof – verführte Inka Matti im Spiel vor vier Jahren in die Welt der südamerikanischen Inkas. Das hatte bei Matti tiefe Spuren hinterlassen. Er möchte Inka unbedingt wiedersehen. Das ist das eigentliche Ziel dieser Flucht.
Er bezieht die Bauernhausruine, richtet sich in der selbstgewählten Isolation häuslich ein. Hier, in der einwöchigen Klausur, erlebt er seine Initiation vom Kind zum Erwachsenen. Denn in dieser Woche passiert viel. Matti lernt den alten Hadscha und andere Dorfbewohner kennen, die ihm Lebensgeschichten und damit ein Stück DDR-Geschichte erzählen. Bei einem Raubüberfall im mobilen Lebensmittelverkaufswagen wirft Matti einen (biblischen) Stein gegen den Räuber, der dadurch lebensbedrohlich verletzt wird und – wie sich später herausstellt – aus äußerster Not heraus den Raubüberfall verübt hatte. Denn es handelt sich um einen Flüchtlingsjungen aus Syrien, der ohne Eltern in Bayern bei deutschen Pflegeeltern untergebracht worden war. Deutsche Behörden hatten ihn von seinem syrischen Freund getrennt. Jetzt war er auf der Suche nach seinem Freund in Meck-Pomm unterwegs gewesen.
Von Schuld beladen und von den Geschichten Hadschas beeindruckt, wird Matti nachdenklich über Gott und die Welt, über Krieg und Diktatur, über die Frage der Gerechtigkeit, Schuld und Menschlichkeit und über den Sinn des Lebens und schließlich über sich selbst: dass er bspw. kein Abi braucht und er die Beziehung mit Jessi beenden will. Er trifft auf Umwegen Inka wieder und es entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte – eine Ruinenromanze – , deren Fortgang offen bleibt.
Dieser Jugendroman ist ein Roman der leisen Töne und einem Hauch von Romantik mit Wald, Feld, Wiese, Bächlein, Meeresstrand, Waldsee, Ruine, Mondschein und Sternenfunkeln. Geschickt verbindet Kordon die kleinen, persönlichen Kümmernisse und Nöte eines 15-jährigen mit dem Großen und Ganzen, mit der politischen Vergangenheit und dem gegenwärtigen Zeitgeschehen, wodurch nicht nur der persönliche Ärger relativiert, sondern auch Zusammenhänge und gesellschaftliche Missstände subtil beleuchtet werden. Ohne zu dozieren wird der jugendliche Leser mit Zeitgeschichte konfrontiert und bspw. über die DDR-Diktatur und die Flucht der Menschen von damals aufgeklärt, wodurch eine Brücke zu den heutigen Flüchtlingen geschlagen wird. Damit ist der Initiationsroman zugleich Liebes- und politischer Roman, der den Horizont jugendlicher Leser sinnfällig erweitern und zum Nachdenken anregen kann.