Hinter Glas

Autor*in
Rabinowich, Julya
ISBN
978-3-446-26218-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
203
Verlag
Hanser
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2019
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Alice' Familie ist gefangen im Goldenen Käfig des großväterlichen Vermögens. Alice bricht aus und verlebt einen wundervollen Sommer mit Niko. Doch ihre neue Welt zeigt bald ihre dunkle Seite.

Beurteilungstext

Ich-Erzählerin Alice ist eine Außenseiterin. In der Schule wird sie gemobbt, in der Familie sind ihr eine überfürsorgliche, depressive Mutter und ein gefühlskalter Vater keine Stütze. Da tritt der neue Mitschüler Niko in ihr Leben. Er verteidigt sie gegen aggressive Mitschüler, er wirbt um sie, er lässt sich nicht abwimmeln. Alice verliebt sich. Da das Paar in keinem der beiden Elternhäuser willkommen ist, verlassen Niko und Alice ihre bisherige Welt. Sie schlafen in Gartenlauben und im Park. Schließlich ziehen sie bei Mick ein, in dessen Wohnung Partys steigen und diverse andere junge Leute ohne Arbeit und festen Lebensmittelpunkt verkehren. Niko und Alice haben kein Geld, die Konflikte nehmen zu - bis Niko gewalttätig wird.
Julya Rabinowich ermöglicht den LeserInnen nur in ganz kleinen Portionen, Nikos und Alice' Lebenswelt kennenzulernen. Während zu Beginn Szenen in der Schule den LeserInnen noch relativ vertraut vorkommen, ist das häusliche Umfeld der beiden Hauptprotagonisten extrem. Alice' Familie scheint aus einem anderen Jahrhundert zu stammen. Hinter dem pompösen Haus von Julia und ihren Eltern erhebt sich die Villa des despotischen Großvaters, der, obwohl alt, krank und dement, sein Personal und seine Familie schikaniert. Niko lebt in einfachen Verhältnissen bei seiner Mutter. Der Vater, über den Niko Julia begeisterte Abenteuergeschichten erzählt hat, scheint sich abgesetzt zu haben. Wie die Scherben eines zerbrochenen Spiegels soll aus vielen Einzelstücken Julyas Leben zusammengesetzt werden. Die Kapitel tragen dementsprechend durchnummerierte Überschriften von der "1. Spiegelscherbe" bis zur "Letzten Spiegelscherbe". Für die LerserInnen bedeutet das allerdings, die gewonnenen Erkenntnisse und Bewertungen immer wieder zu revidieren. Sie werden quasi an der Nase herumgeführt mit immer wieder neu auftauchenden Veränderungen.
Viele der Szenen, die Julya Rabinowich entwirft, sind spannend und glaubwürdig. Vor allem die Darstellungen der zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Jugendlichen überzeugen. Die Welt von Alice' Familie dagegen erscheint vollkommen realitätsfern. Die menschliche und wirtschaftliche Abhängigkeit der Eltern vom Großvater scheint in Anbetracht des offenbar vorhandenen beruflichen Erfolges des Vaters abwegig. Nach und nach kommen eine Nazivergangenheit und eine innerfamiliäre Erpressung zu Tage. Die Unglaubwürdigkeit gipfelt darin, dass Alice nicht weiß, dass sie ein Frühchen war. Ebenfalls erst gegen Ende der Erzählung erfahren die LeserInnen, wer die "Stimme aus dem Off" ist die immer mal wieder zu Wort kommt. Es handelt sich um ein fantastisches Element, das ebenfalls sehr überraschend erklärt wird.
"Hinter Glas" ist ein in Teilen ansprechendes Buch mit deutlichen Schwächen im Handlungsaufbau, das gerade noch empfehlenswert ist.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

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