Dazwischen: Wir

Autor*in
Rabinowich, Julya
ISBN
978-3-446-27236-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
256
Verlag
Hanser
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die 15jährige Madina lebt mit Mutter, Bruder und Tante erst seit zwei Jahren in Europa. Nach Kriegserfahrungen im Heimatland, gefährlicher Flucht und Monaten im Asylantenheim endlich eine richtige Wohnung, Erfolg in der Schule, eine Freundin, das tut gut. Wären da nicht die Sorge um die depressive Mutter, Wut auf den aufsässigen kleinen Bruder und Angst vor Anfeindungen gegen Ausländer in ihrer Stadt. Doch Madina hat von ihrem Vater gelernt nach vorne zu schauen und nimmt all ihren Mut zusammen.

Beurteilungstext

„Dazwischen: Wir“ist nach „Dazwischen :Ich“ das zweite Buch von Julya Rabinowich, in dem das Flüchtlingsmädchen Madina im Mittelpunkt steht, und kann als Fortsetzung sowie als eigenständiger Roman gelesen werden. Das Mädchen an der Schwelle zum Erwachsensein fühlt sich nach traumatischen Kriegs- und Fluchterlebnissen und nach entbehrungsreichem Leben in den beengten Verhältnissen des Wohnheims für Asylanten endlich angekommen in der neuen Heimat. Madina genießt es, mit Mutter, Tante und kleinem Bruder im selben Haus wie die beste Freundin Laura zu wohnen und von deren Mutter und Bruder Zuneigung und Anerkennung zu erfahren. Aber seit ihr Vater die Familie verlassen hat um nach Hause zurückzukehren und als verschollen gilt, ist Madina mit ihren guten Sprachkenntnissen quasi zur Managerin der Familie geworden. Einerseits ist sie froh, nicht mehr unter den strengen Vorschriften des Vaters leiden zu müssen, andererseits vermisst sie ihn auch und fühlt sich oft überfordert mit der Aufgabe, ihre depressive Mutter zu unterstützen und für ihren kleinen Bruder zu sorgen, der im Kindergarten Schwierigkeiten macht. Zudem wird Madinas Freundschaft zu Laura auf eine harte Probe gestellt und ihre Gefühle für Lauras Bruder verwirren sie. Alle Erlebnisse, Gedanken und Träume vertraut die 15jährige ihrem Tagebuch an und erzählt authentisch in flüssigem Schreibstil und präziser Sprache. Meist in kurz gefassten, teilweise auch längeren und zuweilen poetisch anmutenden Beiträgen beschreibt sie in eingängigen und kraftvollen Bildern mal ernst, mal heiter, mal ironisch, was sie bewegt. So gelingt es der Autorin, ihre Leserschaft in die Gefühlswelt des Flüchtlingsmädchens hineinzuführen und eine größtmögliche Nähe zur Protagonistin herzustellen. Wie Madina schwankend zwischen Glück und Wehmut, Freude und Verzweiflung ihren Platz im neuen Leben findet ist spannend zu lesen und zugleich berührend. Doch die Situation am scheinbar sicheren Ort spitzt sich zu, als rechtsradikale Trupps das kleine Städtchen aufmischen und Flüchtlinge bedrohen. An dieser Stelle nimmt die Geschichte Fahrt auf und es wird höchst beklemmend geschildert, wie aus anfänglichen Pöbeleien Hass entsteht und Angst sich breit macht. Aber Mandita gibt nicht auf und wehrt sich. Nachvollziehbar setzen angestaute Wut,Trotz und ein starker Wille bei ihr Energien frei, die sie über sich hinauswachsen lassen. So überwindet sie ihre Angst und setzt mit einer kleinen Gruppe von Freunden sichtbare Zeichen gegen den Hass. Symbolisch dafür steht die Spraydose auf dem rostroten Cover, deren schwarze Farbwolke ein heller Blitz durchkreuzt. Dieses zunächst irritierende Bild markiert auch den Anfang eines jeden der 22 Kapitel .und sorgt für Orientierung in der großen Textfülle.
Insgesamt bietet Julya Rabinowichs Roman auf spannende Art und Weise Jugendlichen ab 14 Jahren die Möglichkeit, sich intensiv mit dem Thema Migration auseinanderzusetzen. Sehr empfehlenswert ist es als Klassenlektüre, wie schon der erste Band, zu dem es bereits umfangreiches Unterrichtsmaterial beim Hanser Verlag einzusehen gibt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von 174; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 15.03.2022

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