Dazwischen: Wir
- Autor*in
- Rabinowich, Julya
- ISBN
- 978-3-446-27236-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 256
- Verlag
- Hanser
- Gattung
- Taschenbuch
- Ort
- München/Wien
- Jahr
- 2022
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- BüchereiKlassenlektüre
- Preis
- 17,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Wo kann ein Zuhause sein? Und wie ist das, dieses Zuhause ein zweites Mal zu verlieren? Was hält ein Mensch aus? Von einer Suche nach der neuen Heimat berichtet Julya Rabinowich in ihrem neuen Jugendroman.
Beurteilungstext
Eigentlich ist für die fünfzehnjährige Madina alles sehr gut gelaufen. Nach der Flucht aus Syrien mit den Eltern, dem kleinen Bruder Rami und der Tante Amina sind sie nach einer Zeit in einem Flüchtlingsheim in Deutschland bei Madinas Freundin Julia und deren Mutter Susi in einem beschaulichen Haus auf dem Land untergekommen. Markus, Julias Bruder, ist zudem Madinas Freund geworden. Doch dann geht der Vater zurück nach Syrien, einer ungewissen Zukunft entgegen, Madinas Oma reagiert nicht auf Briefe, Julia hat plötzlich Geheimnisse vor Madina, die Lehrerin Frau King ist mehr als streng mit Madina und zu allem Unglück beginnen sich in der idyllischen Dorfgemeinschaft Widerstände gegen die Zugezogenen zu formieren. Madina hat die ganz normalen Sorgen einer Fünfzehnjährigen, aber sie muss auch viel bewältigen: Die Sorge um den Vater, und auch um die Mutter, die zunehmend depressiv wird. Der kleine Bruder, der erst keinen Anschluss findet und – vermutlich kriegstraumatisiert – immer wieder auffällt, der dann endlich einen Freund findet, der ihm aber wegen der keimenden Ausländerfeindlichkeit wieder abhanden kommt. Die Balance aus Dankbarkeit und natürlicher Vitalität eines Jugendlichendaseins. Die Suche nach einer guten Beziehung zu den Mitmenschen...
Julya Rabinowich lässt ihre Protagonistin Madina die Geschichte eines Schuljahres und die Fortsetzung des ersten Romans „Dazwischen: Ich“ (2016) selbst in der Form eines Tagebuches berichten. Das schafft eine starke Nähe zum emotionalen Erleben, aber auch eine klare Standortgebundenheit. Hochfrequent wird das Geschehen geschildert, wie ein Kaleidoskop, ohne klare Fokussierung auf einzelne Themenstränge. Dadurch wird die Komplexität des „Flüchtlingslebens“ sichtbar und klar, dass es eine solche Identität eben gar nicht geben kann – und dass es am Ende viel gewöhnlicher ist, was Menschen empfinden, dass das aber gerade zur moralischen Herausforderung werden kann. Und gleichzeitig wird die Dynamik anschaulich gemacht, mit der sich gesellschaftliche Prozesse in das Erleben von Menschen einmischen. Faszinierend und überzeugend, unbedingt zu empfehlen!