Dazwischen wir

Autor*in
Rabinowich, Julya
ISBN
978-3-446-27236-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
256
Verlag
Hanser
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

« Dazwischen stehen » : Das ist das Schicksal vieler Flüchtlingskinder, die hin und her gerissen sind zwischen ihrem Herkunftsland und dem Land, in das sie geflüchtet sind. In dem ersten Band „Dazwischen ich“ beschreibt Madina in einem Tagebuch, was es bedeutet, wenn sie vermitteln müssen zwischen den Eltern, die die neue Sprache und die neue Kultur noch nicht kennen, und den Institutionen wie Flüchtlingsheim, Schule und Ausländerbehörde. Die Fortsetzung in „Dazwischen wir“ zeigt, dass sie eigentlich nun angekommen ist. Wenn da nicht die wären, die das verhindern wollen.

Beurteilungstext

Julya Rabinowich, selbst als Kind aus Russland nach Österreich eingewandert, lässt die aus Syrien stammende Madina in diesem zweiten Teil wachsen. Sie selbst gehört nun dazu, schafft es dank einer engagierten Lehrerin auch in der Schule, lebt nun mit ihrer Mutter, der Tante Amina und dem kleinen Bruder Rami im gleichen Haus zusammen mit ihrer besten Freundin Laura, zu deren Bruder Markus sie jetzt eine Beziehung haben darf. Jetzt, da der Vater wieder zurückgegangen ist nach Syrien, wo er hoffte, seinen Bruder befreien zu können. Der Vater war es, der sich im ersten Band auf die neue Welt am wenigsten einlassen konnte. Nicht immer werden die LeserInnen die Anspielungen auf das verstehen, was in diesem ersten Band erzählt wurde, aber doch genug, um zu ermessen, welchen langen Weg Madina schon zurückgelegt hat. Kleine Ereignisse zeigen, dass sie nicht nur mit Lauras Familie vertraut geworden ist, sondern auch einen ersten Geburtstag mit weiteren Freunden feiern kann, eine erste Reise nach Venedig macht und sich auch selbständig Gedanken dazu machen kann, ob sie mit Markus weiter zusammenleben möchte. Immer wieder muss sie weiter vermittelnd eingreifen, wenn das, was die neue Kultur von ihrer Mutter oder auch der später ankommenden Großmutter abverlangt, zu heftig ist: Lauras lesbische Liebe etwa oder der Wunsch nach der ersten Jeans, das muss sie vorsichtig vertuschen oder umdeuten. Schon allein, dass sich die arabische Familien auf einen Hund einlassen kann, ist ein Kulturschock, den Madina vorsichtig, Schritt für Schritt voranbringt. Doch dieser „Familienhund“ spielt als Symbol für die kulturübergreifende Großfamilie zwischen den SyrerInnen unten und den Deutsch oben im Haus eine verbindende Rolle. Doch dann passiert, was nach 2015 in so vielen Ländern passiert ist: Madinas Integrationsbemühungen werden brutal in Frage gestellt durch rechtsextreme Pöbler, die jede Woche mehr werden. Kann sie es sich leisten, dagegen anzugehen? Laura und Markus schließen sich einer Gruppe von AktivistInnen an, die sprayend in der Nacht losziehen, um sich zu wehren. Für Madina sind die Angriffe der Populisten existenzieller, aber auch der Widerstand gefährlicher, würden sie und ihre Familie doch direkt abgeschoben, wenn sie erwischt würde. Madina hat im ersten Band von Lauras Mutter ein Tagebuch geschenkt bekommen, das sie nun weiterschreibt. Eindrücklich ist, wie es Rabinowich gelingt, ihren Reifungsprozess auch in der Sprache deutlich zu machen. Sie ist nun kein frühpubertierendes Mädchen mehr, sondern schon eine junge Erwachsene, die ihre Zwischenstellung zwischen der depressiven Mutter, dem traumatisierten kleinen Bruder und der langsam erwachenden Tante auf der einen Seite und den Bedrohungen der Umwelt auf der anderen Seite in kurzen und längeren Eintragungen reflektiert. Rabinowich gelingt es mit diesen beiden Bänden, ohne Pathos oder falsche Idealisierung darzustellen, wie lange das Ankommen dauern kann.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPAK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 08.02.2022

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