Frau Wolle und der Duft von Schokolade

Autor*in
Richter, Jutta
ISBN
978-3-446-26052-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Mattei, Günter
Seitenanzahl
144
Verlag
Hanser
Gattung
Buch (gebunden)Fantastik
Ort
München
Jahr
2018
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Als die alleinerziehende Mutter der elfjährigen Merle und ihrem jüngeren Bruder Moritz Nachtschichten im Krankenhaus übernimmt, muss eine Nachtbetreuung her. Die unheimliche Gesine Wolkenstein übernimmt die Tätigkeit der Nachtfrau. Wie schafft sie es, dass ihre Augenfarbe ständig wechselt? Und ob sie etwas mit den unglaublichen Erlebnissen nachts in der Murklei zu tun hat?

Beurteilungstext

„Niemals einem Troll vertrauen. Bei Gefahr nach hinten schauen. Folge stets dem Waisenfuchs, er hat Ohren wie ein Luchs. Wenn der Weltempfänger spricht, hör gut zu und schwätze nicht. In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod.“
Als Merles und Moritz' Mutter Nachtschichten im Krankenhaus arbeiten muss, engagiert sie kurzerhand Gesinde Wolkenstein als Nachtfrau. Über Gesine Wolkenstein geht das Gerücht, dass ihr schwarzer Laden Kinder verschlucke. Auf jeden Fall verändert sich beständig ihre Augenfarbe, sie kocht jeden Abend lecker duftende Schokolade und sie weiß von Dingen, die sie eigentlich nicht wissen kann und verwendet Redewendungen, die bisher nur der geliebte, spurlos verschwundene Vater nutzte.
Mit der Ankunft von Gesine Wolkenstein öffnet sich den Kindern gleich in der ersten Nacht die Tür in die geheimnisvolle Murkelei. Dort begegnen Merle und Moritz den Trollen, die in Reimen sprechen und sie zum Schokoladenessen verführen wollen. Leider verlieren sie bei ihrer Flucht zurück ins Kinderzimmer den Weltempfänger. Ein schmerzlicher Verlust, stellt doch der Weltempfänger die einzige Verbindung zu ihrem Vater dar, denn mit dem Gerät können sie in der Nacht seine Stimme empfangen. Es bleibt ihnen also nichts anderes übrig, sie müssen noch ein zweites Mal in die Murkelei reisen, um das Gerät zu finden. Zum Glück helfen ihnen die Regeln der Murkelei und der Waisenfuchs Silberträne, den bösartigen Trollen und giftigen Malteserspinnen zu entkommen. Das Geheimnis um Frau Wolle bleibt.
Bemerkenswert sind in Jutta Richters meisterhafte Erzählung die verschiedenen Sprachspielereien, so werden unterschiedlichste Komposita genutzt, z.B. Waisenfuchs namens Silberträne, Wolkenstein, Hasenwegkind oder der ungewöhnliche Begriff des Weltempfängers. Insgesamt bedient sie sich einer poetische und bildhafte Sprache, z.B. mit den Sätzen: „ Mit einem lauten Donnerschlag fiel die Tür hinter uns ins Schloss. Tief atmete ich durch. Die Murkelei hatte uns ausgespuckt.“ (S. 69)
Die teilweise farbintensiven grafischen Illustrationen von Günter Mattei erinnern zuweilen an vergangene Zeiten. So zum Beispiel die geheimnisvolle Tür von Gesine Wolkensteins Laden, welche eher an die 70er/80er Jahren des letzten Jahrhunderts erinnert (S. 6). Im Regal der verlorenen Spielsachen lassen sich Spielzeuge aus verschiedenen Jahrzehnten bestaunen (S. 110), sei es eine Barbie oder ein verlorener Kreisel. Vergangenheit und Gegenwart vermischen sich. Alle Bilder sind mit schwarzen dichten Punktmustern, Streifen oder anderen Mustern versehen. Dadurch wirken viele Bilder trotz leuchtender Farben eher dunkel.
Inspiriert zu dieser fantastischen Erzählung wurde Jutta Richter durch Hans Falladas Geschichten aus der Murkelei. Im Nachwort ist zu lesen, wie sehr sie es liebte, wenn ihr Vater am Sonntagmorgen die Geschichten aus der Murkelei vorlas. Nach dem Auslesen bat und bettelte sie solange, bis er ihr auch weiterhin eine halbe Stunde selbst ausgedachte Geschichten aus der Murkelei erzählte. Auch erinnert der Begriff Frau Wolle an Grimms Märchen von Frau Holle und so lässt sich das Buch als ein märchenhaft-fantastisches Werk einordnen. Durch eine (geheime) verzierte Tür gelangen die Kinder in eine fantastische Welt, in der es doch noch einiges zu erkunden gibt. So bleibt am Ende dieses Buch noch Vieles verborgen und unentdeckt und fordert somit die angekündigte Fortsetzung (S. 141) geradezu heraus.
"Frau Wolle und der Duft nach Schokolade" ist ein kurzweiliges und spannendes fantastisches Buch, welches einlädt in die verborgenen Welten der Murkelei einzutauchen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ms; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 14.06.2019

Weitere Rezensionen zu Büchern von Richter, Jutta

Richter, Jutta

Nil, Nil, ich komme!

Weiterlesen
Richter, Jutta

Nil, Nil, ich komme!

Weiterlesen
Richter, Jutta

Nil, Nil, ich komme!

Weiterlesen
Richter, Jutta

Nil, Nil, ich komme!

Weiterlesen
Richter, Jutta

Frau Wolle und das Geheimnis der chinesischen Papierschirmchen

Weiterlesen
Richter, Jutta

Frau Wolle und die Welt hinter der Welt

Weiterlesen