Evil Das Böse

Autor*in
Guillou, Jan
ISBN
978-3-446-20646-5
Übersetzer*in
Haefs, Gabriele
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
384
Verlag
Hanser
Gattung
Ort
München
Jahr
2005
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 14-jährige Erik wird von seinem Vater systematisch misshandelt, ist in der Schule aber gleichzeitig unumstrittener Anführer einer Jungenbande. Nachdem ein Vorfall aufgedeckt wurde, kommt er auf ein Internat, das mit Hilfe einer brutalen Hierarchie regiert wird. Erik beugt sich jedoch nicht und kämpft mit allen Mitteln dagegen an.

Beurteilungstext

"Du bist das personifizierte Böse und als solches musst du vernichtet werden". (S. 68) Das sind die Worte, die der Schulleiter ausspricht, als Eriks Jugendbande auffliegt und der Junge als skrupelloser und gewalttätiger Anführer abgetan wird. Schuld an diesem Werdegang seien vermutlich zu wenig Prügel, doch dabei sind es gerade die systematischen, täglichen Schläge des sadistischen Vaters, denen Erik seine geringe Schmerzempfindlichkeit verdankt und aus denen er gelernt hat zu schlagen.
Die ersten Seiten des Romans sind gezeichnet von äußerster und bis in Detail beschriebener Brutalität, die gewiss manchen Leser dazu bringen wird, das Buch beiseite zu legen. Das Weiterlesen lohnt sich aber allemal, denn man bekommt eine Erzählung geboten, die unter die Haut geht.
Guillous Roman ist bereits 1981 verfasst worden und spielt im Schweden der späten 1950er Jahre, wie aus Hinweisen im Text zu entnehmen ist. Zweifellos ist die Geschichte eines Schülers, der sich gegen ein totalitäres Schulsystem wert, nichts Neues. Innovativ ist aber die Art und Weise, wie die psychische Entwicklung des Protagonisten erzählt wird. Erik ist sowohl Opfer als auch Täter. Geprägt durch die väterlichen Misshandlungen entwickelt der Junge eine starke Abneigung gegen Gewalt, gleichzeitig beherrscht er ihren systematischen Einsatz aber meisterlich. Mit seinem Zimmergenossen Pierre, einem sehr intelligenten, als Außenseiter geltenden Jungen schließt Erik schnell Freundschaft, verbindet sie doch die Ablehnung des Strafsystems in der Schule. Gemeinsam boykottieren sie die Dominanz des Rates der Oberstufenschüler. Dabei zeigt sich die Vielschichtigkeit Eriks: Er muss sich immer wieder zurücknehmen um bei Provokationen nicht sofort zuzuschlagen, schließlich sind die verweichlichten Söhne des Adels und der Reichen doch keine Gegner für ihn, denn di Konsequenz wäre der Schulverweis. Andererseits wird aber die kalte Berechnung dargestellt, mit der sich Erik auf gewaltsame Konflikte einlässt und wie der Junge seine Gegner mit Worten derart fertig macht, dass sie ihm kaum noch entgegentreten können.
Letztlich schaffen es Pierre und Erik nicht, das System der "Kameradenerziehung" zu unterminieren, zu stark sind die Bindung ihrer Mitschüler an die Tradition sowie der Wunsch nach Ordnung. Die Gewalt eskaliert gegenüber Erik und dann auch Pierre so stark, dass letzterer aus der Schule flüchtet und Erik alleine zurückbleibt. Erik übt dafür gewaltsam Rache an den Mitgliedern des Schülerrates - mit Ausnahme des Präfekten, den er alleine mit Worten zum Zusammenbruch bringt.
Am Ende der Erzählung hat der Protagonist eine psychische Entwicklung durchgemacht, die es ihm erlaubt dem Vater gegenüber zu treten und mit ihm abzurechnen: Nach zwei Jahren in dem Internat und kaum zu Hause angekommen, will ihn der Alte gleich wieder prügeln. Das Ritual aber kehrt sich nun um, indem Erik die Tür abschließt und dem überraschten Vater genau beschreibt, wie er misshandelt werden wird. Das Buch schließt mit einem Abschied Eriks an die Gewalt, die eigene oder die väterliche, das bleibt offen: "Und jetzt muss es doch wohl das letzte Mal sein? Und dann nie mehr. Danach ist es vorbei." (S. 380)
Alles in allem ist "Evil - Das Böse" als "sehr empfehlenswert" zu bewerten. Dennoch ist wegen der ausgiebigen Gewaltbeschreibungen der Hinweis angebracht, dass das Buch für Leser unter 16 Jahren nicht geeignet ist. Gleiches gilt auch für einen Einsatz als Klassenlektüre.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von str.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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